mailingassets 07490e73a29d057f695398fd4eabe14bdd876760vom 7. bis 13. September in zwölf  Städten 

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Das Queerfilmfestival feiert halbrunden Geburtstag und präsentiert dieses Jahr schon zum fünften Mal die besten nicht-heteronormativen Filme des Jahres auf der großen Leinwand! Von Donnerstag, 7. September, bis Mittwoch, 13. September, wird in 16 Kinos und 12 Städten eine ganze Woche lang die Vielfalt des queeren Kinos gefeiert.

Das diesjährige Programm umfasst 26 herausragende nicht-heteronormative Spiel- und Dokumentarfilme. Mit dabei sind Highlights aus Venedig und Toronto, von Sundance und der Berlinale. Eine Retrospektive und ein Spotlight ergänzen online das Kinoprogramm.

Als Eröffnungsfilm ist die verträumte schwule Liebesgeschichte „Hör auf zu lügen“ aus Frankreich zu sehen. In Olivier Peyons Verfilmung des gleichnamigen queeren Bestsellers kehrt ein Autor in seine Heimat zurück und erinnert sich an seine erste große Liebe als 17-Jähriger während eines flirrenden Sommers.

Aus Paul B. Preciados meisterhaftem Essayfilm „Orlando, meine politische Biografie“ über seine eigene Verwandlung und eine Welt, die heute voller Orlandos ist, stammt unser diesjähriges Festivalmotto: „Power to the People“. Die kämpferische Forderung ist eine Reminiszenz an die New Yorker Dragqueen und Aktivistin Marsha P. Johnson, eine der zentralen Figuren des Stonewall-Riots im Sommer 1969.

Eine queere Befreiungsgeschichte erzählt auch Georgia Oakley in ihrem mitreißenden Drama „Blue Jean“, in dem eine lesbische Lehrerin im England unter Margaret Thatcher gegen alltägliche Repressionen kämpfen muss. Auch „Anhell69“ ist eine Anklage: In seinem poetischem Porträtfilm beschwört Theo Montoya die Geister seiner verstorbenen Freund:innen, den queerer Außenseiter:innen im kolumbianischen Medellín.

Neben „Orlando“ zeugen zwei beeindruckende Spielfilme von der Kraft des trans Kinos: In „Mutt“ schildert Vuk Lungulov-Klotz authentisch und mitreißend 24 Stunden im Leben eines jungen trans Latinos in New York. Luis De Filippis zeichnet in „Something You Said Last Night“ das vielschichtige Figurenporträt einer jungen trans Frau, die von ihrer italo-kanadischen Familie zugleich umsorgt werden möchte und von ihr unabhängig sein will.

Gleich drei Filme spielen in Berlin: Hannes Hirsch erzählt in „Drifter“ vom zweitem Coming-out eines jungen Mannes in der queeren Partyszene. Fabian Stumm bringt in seiner Beziehungskomödie „Knochen und Namen“ ein schwules Paar noch einmal neu zusammen. Und Harvey Rabbit schickt in seinem campen Fantasy-Film „Captain Faggotron Saves the Universe“ einen queeren Superhelden zur Rettung von Kreuzberg und des ganzen Universums.

Dass es sich überall lohnt, für die Liebe zu kämpfen, beweisen Liebesfilme aus der ganzen Welt: In Zeno Gratons „Le Paradis“ müssen zwei Teenager für ihre Leidenschaft die Mauern einer belgischen Jugendstrafanstalt sprengen. In Leiv Igor Devolds „Norwegian Dream“ verlieben sich ein polnischer Gastarbeiter und ein Unternehmersohn vor der atemberaubenden Kulisse der norwegischen Fjord-Landschaft ineinander. Und in Welby Ings‘ „Punch“ lernt ein Nachwuchsboxer in Neuseeland von einem jungen schwulen Māori, was im Leben eigentlich wirklich wichtig ist.

Clara Stern erzählt in „Breaking the Ice“ von zwei Eishockeyspielerinnen auf dem österreichischen Land, die sich trauen, einander zu vertrauen. Jason Karmans lässt in „Golden Delicious“ zwei junge Basketball-Spieler aus der asiatisch-kanadischen Community so lange Slam Dunks üben, bis es funkt. Zaida Carmonas zeigt in ihrer eloquenten Rom-Com „Die Freundin meiner Freundin“ lesbisches Lebens- und Beziehungschaos in Barcelona. Und in dem Survival-Drama „Die Höhle“ von Roman Němec müssen ein Schüler und ein Lehrer zusammen ein Weg aus einem weitverzweigten Höhlensystem finden – und kommen sich dabei auch emotional näher.

Zudem präsentiert das Queerfilmfestival einen Klassiker des New Queer Cinema in restaurierter Fassung: Isaac Juliens „Young Soul Rebels“ (1991) ist ein raffinierter Mix aus schwulem Liebesfilm und Thriller und zeichnet ein authentisches Bild der britischen Jugendkulturen der späten 1970er Jahre.

Marco Berger führt in „Horseplay“ die sexuellen Dynamiken innerhalb eine Gruppe junger Männer vor, die in einer Villa zusammenkommen und zu wenig zu tun haben. Das Queerfilmfestival nimmt Bergers neuen Film zum Anlass für eine Online-Retrospektive: Digital sind fünf weitere Filme des argentinischen Regisseurs zu sehen: von Bergers Debütfilm „Plan B“ (2009) über den Teddy-Gewinner „Ausente“ (2011) bis zu „Young Hunter“ (2020).

Mit einem zweiteiligen Spotlight erinnert das Queerfilmfestival ebenfalls online an den im letzten Jahr verstorbenen britischen Regisseur Ron Peck: „Nighthawks“ (1978; Co-Regie: Paul Hallam), das authentische Porträt eines ungeouteten Lehrers, der nach Einbruch der Dunkelheit durch die Londoner Gay Clubs cruist, gilt als erster offen schwuler Film der britischen Filmgeschichte. In der dokumentarischen Fortsetzung „Strip Jack Naked“ (1991) setzt Peck „Nighthawks“ in einen persönlichen Kontext und gibt zudem faszinierende Einblicke in die Entstehung und die spätere Rezeption seines Klassikers.

Die Spielzeiten in den einzelnen Städten und Kinos sind auf der Festival-Homepage nachzulesen.

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Info:
Das Queerfilmfestival ist eine Veranstaltung der Queeren Kulturstiftung und wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

Teilnehmende Kinos sind das delphi LUX in Berlin, das Zentralkino in Dresden, das Bambi Filmstudio in Düsseldorf, das Cinéma und das Mal Seh’n Kino in Frankfurt am Main, das Filmtheater Union in Fürstenwalde, das Zazie Kino in Halle (Saale), das Filmhaus Kino und die Filmpalette in Köln, die Kinobar Prager Frühling und die Passage Kinos in Leipzig, die City Kinos in München, das Casablanca und das Cinecittà in Nürnberg, das Delphi Arthaus in Stuttgart sowie das Votiv Kino und das Kino de France in Wien.