csm Glueck auf Bergbau Muhlheim Ruhr 1 DK 90466f4a5cBergbau im deutschen Film. 18. August bis 24. September 2023 im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Sonnensucher (1958/72) von Konrad Wolf, der Stummfilm Sprengbagger 1010 (1929) und die deutsch-französische Koproduktion Kameradschaft (1931), Warum ist Frau B. glücklich? (1968) von Erika Runge und Harun Farockis Das Silber und das Kreuz (2010): Glanzlichter des deutschen Bergarbeiterfilms von den 1920er Jahren bis zur Gegenwart präsentiert die Retrospektive Glück auf! Bergbau im deutschen Film, um sich mit Fragen beruflicher Identität und sozialer Ungerechtigkeit auseinanderzusetzen. Das ist wirklich ein ansonsten unterbelichtetes Thema, das einst Soziologen und Psychoanalytiker beschäftigen wird, nämlich warum in heutigen Zeiten die Arbeit kein Thema für Gesellschaft und Kultur ist. Und darum auch nicht mehr im Film, in der Literatur, in der Kunst sowieso nicht. Wichtig also, das sich das Zeughauskino darum kümmert.

Zu erleben sind Protagonisten, die aus verschiedenen Ländern und Regionen kommen und unterschiedlichen Geschlechts sind, aber vereinigt sind durch eine „Kumpel ist Kumpel“-Mentalität, die Solidarität über Verschiedenheiten stellt. Und zugleich erzählen die Filme von einem den einzelnen Menschen übersteigenden Widerstreit, dem Konflikt zwischen gesellschaftlichem Streben nach Fortschritt und der dadurch zerstörten Natur.

Die von Patrick Holzapfel kuratierte Filmreihe orientiert sich an zwei Linien des Bergbaufilms in Deutschland, die auf den beiden Zentren des deutschen Bergbaus gründen: dem Erzgebirge im Osten und dem Ruhrgebiet im Westen. Die erste Linie knüpft den Aufbau der DDR eng an die Produktivität der Bergwerke und versteht die kollektive Arbeit als Notwendigkeit eines größeren historischen Prozesses (Grube Morgenrot, 1948). In der Bundesrepublik ist eine zweite Entwicklungslinie erkennbar: Sie konzentriert sich mehr auf die ökonomischen Bedingungen, in denen die Arbeiter überleben müssen (Die Einwanderer, 1981; Erinnerung an Rheinhausen, 1990). Über diese Widersprüche hinaus offenbaren sich in den Filmen der Retrospektive große Gemeinsamkeiten in den Bildern von Arbeit und Erholung, Sehnsüchten und seelischen Abgründen aus Ost und West.

Der düstere Grundton, der vielen Filmen eigen ist, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Filme und ihre Protagonisten beständig Widerstand leisten gegen Formen der Unterdrückung und Ausbeutung. In diesem Sinn fragt die Filmreihe auch, ob sich die marxistischen und humanistischen Lektionen der Vergangenheit in die Gegenwart mit ihren nur scheinbar abstrakteren Konflikten übertragen lassen.



Foto:
©Zeughauskino

Info;
Patrick Holzapfel ist Schriftsteller, Filmkritiker und Kurator. Er arbeitet unter anderem als Chefredakteur des von ihm gegründeten Blogs und Printhefts Jugend ohne Film. Interviewanfragen leitet das Zeughauskino gerne weiter.  
Quelle: Zeughauskino

Stiftung Deutsches Historisches Museum
Unter den Linden 2 | 10117 Berlin

www.zeughauskino.de

www.dhm.de

 

Glück auf! Bergbau im deutschen Film

18.08.2023-24.09.2023

 

Unsere Geschichte/n. Neues Kino polnischer Regisseurinnen

08.09.2023-17.09.2023