Production Notes THE INSPECTION

 Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. August 2023, Teil 10

Redaktion

Hollywood (Weltexpresso) - Zum Filmemacher wurde der Autor und Regisseur Elegance Bratton während der Aufnahmen zu seinem preisgekrönten Dokumentarfilm PIER KIDS. Der über fünf Jahre lang gedrehte Film feierte seine Premiere auf dem Outfest 2019. Der Dokumentarfilm porträtiert obdachlos quere Schwarze und Transgender-Jugendliche vom Christopher Street Pier in Manhattan. Eine der Protagonistinnen ist Krystal, eine Schwarze Transfrau, die Bratton aus der Ballroom-Szene kennt.

"Sie wendet sich an mcih und sagt: Ich brauche dich an meiner Seite. Ich möchte nicht, dass Du einfach nur in mein Leben kommst, um meine Geschichte und meine Schwachstellen als reine Informationen begreifst.Ich möchte dich in meinem Leben. Ich möchte, dass du dich dafür interessierst, wie sich mein Leben entwickelt. Und ich möchte, daß wir Freunde sind", erinnert er sich. 

Krystals Appell weckte in Bratton ein besonderes Pflichtbewusstsein als Filmemacher. Während seiner Studienzeit an der Columbia Universität beunruhigten ihn insbesondere Dokumentarfilme, die Vorgaben authentisch zu sein, aber sich letztlich als ausbeuterisch oder anderweitig problematisch herausstellten. "Aber als sie das sagte, gab mir das eine Möglichkeit, mich dieser Kunstform auf diese Weise nähern könnte", sagt er über die Schaffung von Werken, die Fürsorge und Gemeinschaft in den Vordergrund stellen. "Und jetzt gab es einen Grund für mich, Regisseur zu sein. Jetzt musste ich etwas machen, weil ich es auf eine ganz andere Weise betrachte.“

Gleichzeitig begann Bratton, die Macht seiner Lebenserfahrung zu erkennen und zu begreifen, dass die Situationen und seine Lebensumstände, die er überlebt hatte, die Gründe für seinen Erfolg sein könnten.
Im Gegensatz zu vielen seiner Klassenkamerad*innen, welche aus liebevollen Familien und/oder privilegierten Verhältnissen stammten, musste der Heranwachsende jahrelang jeden Penny zweimal umdrehen. Im Alter von 16 Jahren wurde er von seiner Mutter zu Hause aufgrund seiner Homosexualität rausgeworfen. 

Er verbrachte 10 Jahre als Obdachloser, bevor er den Marines beitrat. Als er seine Ausbildung mitten in der „Don't Ask, Don't Tell“-Ära des US-Militärs begann, war es LGBTQ+-Personen nicht möglich geoutet zu dienen, ohne Gefahr zu laufen suspendiert zu werden. „Das Militär gab meinem Leben einen Sinn“, sagt Bratton. Bei den Marines, nahm der Mitte 20jährige auch zum ersten Mal eine Kamera in die Hand und wurde schließlich zum Einsatzfilmer. Das geschah alles, noch bevor er aufs College ging.

„Dann kam ich an die Columbia (Universität) und lernte Menschen kennen, die über echtes finanzielles Kapital verfügten. Leute, die nie hatten über Geld nachdenken müssen", fährt er fort. „‘Wie schaffe ich es dieses Erbe auch noch über die nächsten 100 Jahre zu erhalten?' war das Einzige, worüber sie nachdachten – ein völlig anderer Maßstab. Und ich kam augenscheinlich zu dem Ergebnis, dass ich nicht dort herkam, wo die herkamen. Aber die Obdachlosigkeit, die Homophobie in meinem Haushalt, die physische Gewalt, mit der ich aufgewachsen bin und die Tatsache, dass ich hier gelandet war... Das war mein Kapital.“

Mit einem Abstand von 15 Jahren betrachtet, war Brattons Leben tatsächlich ein Katalysator für sein Storytelling und seinen Erfolg im Allgemeinen. Neben PIER KIDS, der 2022 für einen GLAADMedia Award nominiert wurde und im Jahr zuvor einen Independent Spirit Award geann, hat er 2018 MY HOUSE, eine VICE-Doku-Serie über die Ballkultur in New York City, entwickelt und produziert. Außerdem hat er mindestens zehn Kurzfilme produziert und/oder Regie geführt - die meisten davon thematisierten Aspekte des schwarzen Queer - und Trans-Lebens. In seinem neuen Film, THE INSPECTION, inspiriert ihn seine eigene Geschichte. 

THE INSPECTION handelt von den Erfahrungen dines jungen, schwulen Mannes im Boot Camp des US-Militärs während der "Donn't Ask, Don't Tell"-Ära. Die Hauptrolle übernimmt Jeremy Pope als Ellis French. Ihm gegenüber steht Ellis' homophobe Mutter Inez gespielt von Gabrielle Union, Bookem Woodbinde und Auùl Castillo besetzten die Rollen der Drill Sergeants Laws und Rosales. Über sein Spielfilmdebüt sagt Bratton: "Dieser Film ist völlig authentisch, was die Wünsche, Ängste und letztlich das Hauptziel der Hauptfigur angeht."Auch sekundäere Erzählstränge und Einschübe sind sinspiriert von Situationen, die Bratton während seiner Ausbildung vor 20 Jahren erlebt hat.

Obwohl  es in THE INSPECTION im Kern um die Erfahrungen von Bratton als queren Veteran geht, findet die Geschchte weit über die Grenzen dieser Gemeinschaft hinaus Resonanz. "Wenn ich mir ansehe, was mit queeren Schwarzen Männern in der Welt und vor allem in den Vereinigsten Staaten passiert - wir haben immer noch mit den Auswirkungen von HIV/AIDS auf unsere Gemeinschaft zu kämpfen, wir begehen etwa acht Mal häufiger Selbstmord, haben häufiger mit Armut zu kämpfen, all diese Dinge - denke ich einfach, daß es viele junge, queere Schwarze Brüder da draußen gibt, die wissen müssen, dass es wahr ist: ihr Seid dazu bestimmt, Großes zu tun. Es geht darum, auf sein Inneres zu hören und darauf zu vertrauen, dass man zu Großem bestimmt ist", sagt er. "Dieser film ist der Beweis für jeden, der dort war, wo ich war - in jeder Version, die ich war - dass das Gefühl, das man in sich trägt, das Gefühl, dass man für mehr bestimmt ist, wahr ist. Un ddie Welt wird dir sagen, dass du es nicht bist, auch wenn du weißt, dass du es bist."


Vita vo Elegance Bratton - Drehbuch & Regie

Elecance Bratton ist ein preisgekrönter Regisseur, Autor und Produzent, der mit seinem Werkt Grenzen sprengt. Er begann bei der US_Marine Filme zu drehen, nachdem er ein Jahrzehnt lang obdachlos gewesen war. Bratton hat einen Bachelor of Science-Abschluss von der Columbia University (2014) und einen Master of Finde Arts von der NYU (2019). Als Mitglied der LGBTQ-Community fängt er in seiner Arbeit unerzählte Geschichten ein, um die universelle Kraft von Menschlichkeit zu zeigen. Brattons Filme wurden auf über 200 Filmfestivals weltweit gezeigt, darunter das Sundance Festival, Outfest, BFI, Doc NYC und das BlackStar Film Festival. Sein Fernsehdebüt gab er als Creator und ausführender Produzent der Viceland- Fernsehserie MY HOUSE. Die 10-teilige Serie wurde bei den GLAAD Media Awards 2019 in der Kategorie „Outstanding Documentary“ nominiert. Derzeit ist die Serie auf Hulu verfügbar. Im Jahr 2021 gewann Bratton den Film Independent „Truer Than Fiction“ Spirit Award, der an aufstrebende Regisseure von Non-Fiction-Filmen verliehen wird, welche zuvor noch keine bedeutenden Auszeichnungen erhalten haben. Der Empfänger dieses Preises erhält außerdem ein bedeutendes Stipendium und wird zum Film Independent Fellow ernannt. Sein Spielfilmdebüt PIER KIDS feierte im August 2021 sein Fernseh- und Streaming-Debüt in den USA. Im Jahr 2020 war er Mentor im Sundance Native Lab und 2022 Mentor im Outfest Screenwriting Lab. THE INSPECTION, sein Spielfilmdebüt, feierte seine Weltpremiere als Eröffnungsfilm der Discovery-Sektion des Toronto International Film Festival und schloss das New York Film Festival 2022 ab.

Foto:
©Verleih

Info:
Stab