Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am Ende des ersten Teils flog Karin nach Neuseeland, um dort ein Jahr lang als Au-Pair-Oma zu arbeiten und somit dem drögen und eingefahrenen Eheleben mit Harald, gespielt von Günther Maria Halmer, zu entkommen. „Jetzt kommt Karin drei Wochen früher als geplant aus Neuseeland zurück und findet eine veränderte Situation vor“, sagt Maren Kroymann. Diese veränderte Situation zeigt sich in Gestalt der Nachbarin Sigrid, die sich in Karins Abwesenheit bei Harald eingenistet hat, um ihn zu bekochen, seine Wäsche zu waschen und auch sonst neuen Schwung ins Rentnerleben zu bringen.
„Wenn Dinge passieren, mit denen keiner gerechnet hat, ist das eine gute Grundlage für Komik“, meint Maren Kroymann. Karin ist angesichts der unvorhergesehenen Entwicklung in ihrem Eheleben allerdings gar nicht nach Lachen zumute. „Das Wiedersehen mit ihrem geliebten Harald gestaltet sich als harter Aufschlag, aus dem sich diverse Verwicklungen ergeben“, sagt Drehbuchautor Robert Löhr.
Die sich um alles kümmernde Sigrid geht im Kern auf eine Erfahrung zurück, die Produzent Jakob Claussen einst selbst gemacht hat: „Nachdem meine Mutter gestorben war, unternahm mein Vater eine Kreuzfahrt mit einer Nachbarin, die meinen Geschwistern und mir vollkommen unbekannt war. Vorher wäre mein Vater niemals auf die Idee gekommen, eine solche Reise zu machen. Als ich in einer Drehbuchbesprechung mein damaliges Erstaunen schilderte, hat Robert Löhr die Idee einer solchen Nachbarin sofort aufgegriffen und inhaltlich wunderbar hochpotenziert.“ Uli Putz sieht in der Nebenbuhlerin Sigrid die maximale Fallhöhe für Maren Kroymanns Rolle: „Karin kommt heim von ihrem Abenteuer in Neuseeland und freut sich auf ein langweiliges Leben mit ihrem Harald. Dass dieses Leben jetzt aber gar nicht mehr langweilig ist, weil da plötzlich eine andere Frau in der Küche steht, ist aus komödiantischer Sicht der perfekte Ausgangspunkt für Karins Geschichte.“
Günther Maria Halmer hält Harald für unschuldig im wahrsten Sinne des Wortes, erkennt aber dennoch dessen Handlungszwang: „In seiner Bequemlichkeit hat er es zugelassen, dass Sigrid sich bei ihm einnistet, aber letztlich ist gar nichts Ernstes zwischen den beiden vorgefallen. Dennoch merkt er, dass seine Ehe mit Karin in Gefahr ist und er sich sehr anstrengen muss, um seine Frau zurückzugewinnen.“ Imogen Kogge beschreibt ihre Rolle der Sigrid als „eine Person, die stets bemüht ist, alle traurigen Gedanken aus ihrer Welt zu verbannen und noch ein bisschen Glück zu erhaschen.“ Dies sei legitim und rührend zugleich. „Sie ist eine praktisch veranlagte Frau, die sich nach dem Tod ihres Mannes allein fühlt und gern jemanden umsorgen möchte. Dieses Bedürfnis ist der Sinn ihres Daseins, und so entstand auch die Beziehung zwischen ihr und Harald“, erklärt Imogen Kogge. Produzent Jakob Claussen schätzt die Art, wie Imogen Kogge ihre Rolle spielt, selbst wenn der finale Versuch der Annäherung an Harald recht heftig ausfällt: „Sie hat das große komödiantische Potenzial in dieser zugespitzten Figur erkannt und völlig uneitel gespielt, ohne Sigrid dabei ins Lächerliche zu ziehen und die Figur zu verraten.“
In einem Haus, in dem die übergriffige Nachbarin ihr Revier markiert hat, möchte Karin nicht länger wohnen. Sie möchte aber auch nicht, dass Harald dort wohnt, weshalb Karin alle Türschlösser austauschen lässt und der Strohwitwer fortan auf der Terrasse oder in der Garage schlafen muss. Den Motivgebern kam diese Drehbuchidee sehr gelegen, wollten sie ihr gepflegtes Einfamilienhaus im rechtsrheinischen Köln-Dellbrück doch eigentlich kein zweites Mal für Dreharbeiten zur Verfügung stellen. „Wir haben uns bei den Dreharbeiten zum ersten Teil gut benommen, und dennoch kann ich es nachvollziehen, dass die Besitzer kein zweites Mal so ein großes Filmteam im Haus haben wollten, das alle Räume in Beschlag nimmt, die Wände umstreicht und eigene Möbel mitbringt“, sagt Jakob Claussen. Schließlich einigten sich die Produktion und die Eigentümer auf den Kompromiss, dass die Innenaufnahmen in einem anderen Haus gedreht wurden und nur ausgewählte Szenen vor der Fassade und im Garten des aus Enkel für Anfänger bekannten Hauses entstanden. „Es ging den Hauseigentümern gar nicht ums Geld“, stellt der Produzent klar, „sie wollten nur nicht noch einmal das Gefühl haben, zu Gast in ihrem eigenen Haus zu sein.“
Die schmucke Altbauwohnung, in der Gerhard schon im ersten Film standesgemäß residierte, stand für die Dreharbeiten glücklicherweise erneut zur Verfügung. Der Tarif für das denkmalgeschützte Mehrparteienhaus im Bonner Ortsteil Poppelsdorf war im Vergleich zur ersten Nutzung aber leicht gestiegen. „Da mussten wir neu verhandeln, denn die Eigentümer und auch die Nachbarn waren nach den ersten Dreharbeiten um einige Erfahrungen reicher“, schmunzelt Jakob Claussen. Dafür stiegen aber auch die Ansprüche an das Motiv: Zum einen zieht Karin vorübergehend bei Gerhard ein, was dem eigenbrötlerischen Internisten im Ruhestand überhaupt nicht passt und ihn erheblich beim Genuss der „Matthäuspassion“ stört. Zum anderen richten Karin und Philippa in Gerhards steril gepflegter Wohnung eine Senioren-Feier aus, die Dank pharmazeutischer Wundermittel von der drögen „Gammelfleisch-Party“ zur ungehemmten Jungbrunnen-Orgie eskaliert. „Als kleine Hommage an den ersten Teil kommt die bunte Hüpfburg wieder zum Einsatz, nur dass sie diesmal nicht in Haralds Garten steht, sondern in Gerhards Wohnung“, sagt Uli Putz.
Heiner Lauterbach genoss die Dreharbeiten mit vielen älteren Komparsen: „Die haben diese Party doll durchgezogen. Die Bilder haben eine Kraft, eine Deutlichkeit und einen Humor, dass die Zuschauer mit einem guten Gefühl aus dem Kino gehen werden.“ Zu Beginn der Fortsetzung bleibt Gerhard seinen Prinzipien treu: „Er ist der gleiche Miesepeter, der er immer war“, lacht Heiner Lauterbach, und ergänzt: „Der Vorteil einer Fortsetzung ist, dass ich diese Figur schon verinnerlicht habe. Gerhard ist ein etwas verhärmter, sarkastischer, aber doch feingeistiger Mensch – und das ist sehr schön zu spielen. Ich mag, dass er nicht so glatt gebürstet ist, sondern seine Ecken und Kanten hat.“ Das zeigt sich auch im Umgang zwischen Gerhard, Philippa und Karin: „Das ist keine plakative Freundschaft, die haben alle ihre Befindlichkeiten und sagen sich gegenseitig die Meinung, denn es kann halt nicht alles von vorne bis hinten harmonisch sein“, erklärt Heiner Lauterbach. Gerhard nimmt Philippa nicht ernst und mag es auch nicht, dass Karin sich bei ihm einnistet. Er ist ein Eigenbrötler und empfindet sie als Fremdkörper in seiner schönen Wohnung, aber natürlich nimmt er sie vorübergehend auf, weil sie halt miteinander befreundet sind.“
Dass auch in Gerhards harter Schale ein weicher Kern steckt, wird deutlich, als der türkische Zeitungsbote Aydin in Gerhards Leben tritt. Anfangs bekommt er noch die geballte Ruppigkeit des Arztes zu spüren, weil der „Westdeutsche Anzeiger“ etwas zu spät zugestellt wird. Doch als Aydin sich im Schülerladen als Yasmins Onkel entpuppt, der ein belesener Feingeist und obendrein schwul ist, kommt er als neuer Partner für Gerhard in Betracht – wobei Gerhard das anfangs nicht aus eigenem Antrieb erkennt, weshalb Karin, Philippa, Viktor und Yasmin einen raffinierten Liebesplan schmieden müssen.
„Aydin verteilt die Zeitungen nicht nur, er liest sie auch“, sagt Ercan Durmaz über seine Rolle. „Er lebt sein eigenes Leben und lässt sich von niemandem reinreden. Auch von Gerhard lässt er sich nichts gefallen und kontert wortgewandt dessen Beleidigungen. Die beiden Männer prallen anfangs aufeinander, doch mit der Zeit erkennen sie immer mehr Parallelen.“ Heiner Lauterbach sieht darin quasi ein Spiegelbild der ersten komplizierten Liebe, die Gerhards Patenenkel Viktor im Film mit seiner erhofften Freundin Emma erlebt: „Gerhard erklärt Viktor ganz weise: ,Was sich liebt, das neckt sich!‘ Dass das auch für sein eigenes Verhalten gegenüber Aydin gilt, scheint Gerhard gar nicht zu bemerken.“
„Das Casting verlief richtig gut“, erinnert sich Ercan Durmaz. „Offenbar habe ich überzeugt – und mich haben das Drehbuch, die interessante Rolle und mein Schauspielpartner überzeugt. Das war also ein Match.“ Produzent Jakob Claussen empfindet Ercan Durmaz als Glücksfall für die Besetzung: „Er ist als klassisches Arbeiterkind im Ruhrgebiet aufgewachsen und zog später als Wanderschauspieler mit verschiedenen Theatergruppen durch die Lande – wohl gegen den Willen seiner Eltern. Und dieses Rebellische passt sehr gut in unseren Film.“
Foto:
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Info:
BESETZUNG
Karin MAREN KROYMANN
Gerhard HEINER LAUTERBACH
Philippa. BARBARA SUKOWA
Harald. GÜNTHER MARIA HALMER
Aydin ERCAN DURMAZ
Annika. MARIE BURCHARD
Thomas JOHANNES ALLMAYER
Viktor BRUNO GRÜNER
Yasmin KAYRA EFE
Noah LINUS VON EMHOFEN
Josie FRANKA ROCHE
Jacky CHIARA KITSOPOULOU
Jason MORTEN VÖLLGER
Emma. ROMY BAUR
Baby Mara SMILLA MOHR
Bestatter NEVEN NÖTHIG
als Gast
Sigrid. IMOGEN KOGGE
STAB
Regie WOLFGANG GROOS
Drehbuch ROBERT LÖHR
Abdruck aus dem Presseheft