Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. September 2023, Teil 4
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) – Als Jason drei Jahre alt war erhielten seine Eltern Fatime (Aylin Tezel) und Mirco (Florian David Fitz) die Diagnose, dass Jason Autist sei und dass dies nicht heilbar ist. Auch wenn die Nachricht ein Schock für Jasons Eltern ist, versucht die Familie das Leben rund um die Routinen des Jungen zu organisieren. Dadurch gewöhnt er sich an eine Normalität mit festen Strukturen und Alltags-Routinen.
Während Mirco beruflich viel unterwegs ist, versucht Fatime das Familienleben zu organisieren, zu der inzwischen auch noch die etwa einjährige Lucy (Florina Siegel) gehört. Jetzt ist Jason (Cecilio Andresen) 10 Jahre alt, bekommt Wutanfälle, wenn Lucy beim Frühstück mit dem Essen kleckert und hat mit seinem Verhalten immer wieder Probleme in der Schule, so dass die Schulleiterin den Eltern einen Wechsel auf eine Förderschule nahelegt.
Da Fatime mit ihren Nerven am Ende ist, verlangt sie, dass Mirco in seiner Firma kürzer tritt, um sich mehr um Jason zu kümmern. Dann bekommt Jason ein Gespräch unter Schülern in der Schule mit, in dem es um den Lieblingsfußballverein geht. Daraufhin möchte Jason auch einen Lieblingsverein haben. Allerdings ist sein Vater Fan von Fortuna Düsseldorf und sein Großvater Gerd (Joachim Król) von Borussia Dortmund. Doch Jason möchte alle 56 Vereine der ersten, zweiten und dritten Ligen besuchen, um dann anhand von verschiedenen von ihm selbst aufgestellten Kriterien wie Maskottchen, Nachhaltigkeit, Rituale der Spieler oder auch die Farben der Fußballschuhe, die Bratwurst vor dem Stadion, die Sauberkeit der Toiletten sowie der Hymne zu entscheiden, welcher Verein sein Lieblingsverein werden wird.
Mirco schließt daraufhin mit Jason einen Pakt, wenn der versucht in der Schule nicht mehr anzuecken wird sein Vater versuchen, ihm zu helfen einen Lieblingsverein zu finden. Welcher Verein besucht wird, wird von Jason durch das Los entschieden. Da die Fahrten nachhaltig sein müssen, müssen sie im Zug und dürfen nicht im Auto oder im Flugzeug stattfinden.
Auch wenn gleich die erste Fahrt nach Nürnberg von verschiedenen Katastrophen begleitet wird, werden die beiden danach an den Wochenenden Fahrten zu allen 56 Vereinen unternehmen. Da er immer noch keinen Lieblingsverein hat, möchte Jason auch weitere Fußballvereine in Europa kennenlernen und so nimmt Mirco ihn mit zu einer dienstlichen Besprechung nach Riga. Doch dieses Mal geht leider alles schief.
Auch wenn Opa Gerd und Fatime hoffen, dass sich Jason für Dortmund und Mirco hofft, dass der Junge sich für Düsseldorf entscheiden wird, wird Jason eine ganz eigene so nicht erwartete Entscheidung für seinen Lieblingsverein treffen…
Der Film geht auf das Buch Wir Wochenendrebellen (2017) von Mirco und Jason von Juterczenka zurück, das zuerst als Blog Online erschienen ist, für den die Beiden 2017 den renommierten Grimme Online Award gewonnen haben. Regisseur der Komödie ist Marc Rothemund, das Drehbuch stammt von Richard Kropf.
Die Hauptrollen werden gespielt von Florian David Fitz als Mirco (der u.a. für diese schauspielerische Leistung den Bayerischen Filmpreis 2023 als bester Darsteller erhalten hat), dem zur Drehzeit zehnjährigen Cecilio Andresen in seiner ersten großen Filmrolle als Jason, Aylin Tezel als überforderte Mutter Fatime und Joachim Król als Großvater Gerd, der als BVB Fan (der Król ja bekanntlich ist) immer wieder seine Kommentare zum Besten gibt.
Regisseur Marc Rothemund will dabei nicht nur die Reisen von Jason und Mirco zu den Fußballstadien im Blick behalten, sondern versucht auch die Situation der Familie zu beschreiben, denn bisher war vor allem die Mutter für die Erziehung des schwierigen Jungen verantwortlich, während sich der Vater bisher aus der Erziehung eher heraus gehalten hat. Nun wird er direkt mit Jasons Bedürfnissen und Eigenheiten konfrontiert, denn Jason reagiert in vielen Situationen im Film doch wie ein echter kleiner Familientyrann, auch wenn der junge Cecilio Andresen sich bemüht, die Empfindungen und Reaktionen eines autistischen Jungen realistisch zu vermitteln.
Natürlich konnten nicht alle 64 Stadien besucht werden, sondern es waren insgesamt 6 Spiele und Fußballstadien, die für die Darstellung im Film besucht wurden. Dabei konnten als Stadionpartner der 1. FC Nürnberg im Max-Morlock-Stadion Nürnberg, der 1. FC Union Berlin im Stadion An der Alten Försterei Berlin, der FC Bayern in der Allianz Arena München, Fortuna Düsseldorf in der Merkur-Spiel-Arena, Borussia Dortmund im Signal Iduna Park, wo Jason trotz aller Bedenken unbedingt auf der Süd-Tribüne stehen will, der SV Babelsberg 03 im Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam sowie Hertha BSC im Berliner Olympiastadion gewonnen werden. Sehr schön war, dass zu jedem gezeigten Stadion auch der passende Song des Vereins zu hören war. Die restlichen Vereine der 1., 2. und 3. Liga wurden durch Wimpel, Plakate etc. gezeigt, die in Jasons Zimmer langsam die Wände verzierten.
Sehr gut dargestellt wurden auch immer wieder Wahrnehmungen aus Jasons Sicht, wenn er z.B. durch Töne und Hintergrundgeräusche überfordert wird, weil sie sich für ihn wie überlaute Geräuschattacken anhören.
Die Komödie ist von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat ″besonders wertvoll″ ausgezeichnet worden, da der Film neben der großen Sensibilität für das Thema Autismus auch durch die vielen Besuche in den Fußballstadien ein enormes Unterhaltungspotenzial aufweist.
Insgesamt hat Regisseur Marc Rothemund ″Wochenendrebellen″ mit viel Feingefühl für die besondere Situation der Protagonisten einen Film erschaffen, der warmherzig, tragikomisch, unterhaltsam und realistisch zugleich ist und der die wunderbare Darstellung der Vater-Sohn-Beziehung in etwas Besonderes verwandelt hat.
Zusatz: Die Sportfreunde Stiller haben extra für den Film den Titelsong Rebellenherz geschrieben, der bereits am 08.09.2023 veröffentlicht wurde.
Foto 1: Jason (Cecilio Andresen) und Mirco (Florian David Fitz) im Fußballstadion © LEONINE Studios
Foto 2: Jason (Cecilio Andresen) und Opa Gerd (Joachim Król) © LEONINE Studios
Foto 3: Ömchen (Petra Marie Cammin), Opa Gerd (Joachim Król) und Fatime (Aylin Tezel) fiebern vor dem Fernseher mit © LEONINE Studios
Info:
Wochenendrebellen (Deutschland 2023)
Genre: Komödie, Buchverfilmung, Autismus, Fußball
Filmlänge: 109 Minuten
Regie: Marc Rothemund
Drehbuch: Richard Kropf nach dem Buch ″Wir Wochenendrebellen″ (2017) von Mirco und Jason von Juterczenka
Darsteller: Florian David Fitz, Cecilio Andresen, Aylin Tezel, Joachim Król, Petra Marie Cammin, Florina Siegel, Milena Dreissig, Leslie Malton, Tilo Nest, Michaela Wiebisch u.a.
Verleih: LEONINE Studios
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 28.09.2023