Hanno Lustig
Hamburg (Weltexpresso) - Ob es daran liegt, daß die BERLINALE in den letzten Jahren, auch infolge von Corona, ihre Strahlkraft etwas eingebüßt hat? Oder doch eher, daß sich in Deutschland die regionalen Filmfestivals immer stärker als eigenständige und von den Einwohnern der Region stärker besuchten Filmereignisse entwickelten? Wie auch immer, DER FILM als eigenständige Kulturform, die in eigenen Festivals gefeiert wird, führt dazu, daß sich die Filme auch stärker schon in das Gedächtnis einprägen können, als an den Donnerstagen, wo neue Filme in den Kinos anlaufen. So übernehmen diese Filmfestivals die Rolle des Zwischenträgers: bei den sehr bekannten Filmen, die in Cannes, Venedig oder Berlin laufen, als Zwischenstation vor dem Anlaufen in den Kinos, ansonsten bekommen die Filmtitel schon einmal eine Kontur, mehr als eine Andeutung vom Inhalt. Hier in WELTEXPRESSO können Sie die vom ZDF mitgeförderten Beiträge gleich zehnfach verfolgen, zu denen auch eine Menge von Fernsehfilmen gehören.
Fernsehfilm, Deutschland 2023
Sektion "Televisionen"
Vorführung: Donnerstag, 5. Oktober 2023, 18.30 Uhr, CinemaxX 3
Der Krimi "Briefe aus dem Jenseits" bildet den fünften Teil der erfolgreichen "Ingo Thiel"-Reihe mit Heino Ferch in der Rolle des beharrlichen Ermittlers aus Mönchengladbach. Der True-Crime-Film hält sich an echte Ermittlungsakten und zeigt die kleinteilige, oftmals zähe Realität der Polizeiarbeit und das Martyrium der Familie des Opfers.
Unvermittelt taucht Ex-Kommissar Dennert – Ingo Thiels alter Kollege und Lehrmeister – im Polizeipräsidium Mönchengladbach auf. Dennerts Besuch hat einen wichtigen Grund. Es gibt neue Spuren in einem 30 Jahre alten, ungelösten Vermisstenfall. Damals verschwand der 15-jährige Sven aus Jüchen eines Abends spurlos. Die eilig zusammengestellte Sonderkommission tappte im Dunkeln. Umso verstörender war es, als schon bald Briefe aus verschiedenen Ländern bei den Eltern eintrafen: Alle verfasst von einem Jungen namens Chris. Dieser schrieb, dass es Sven gut gehe und sie auf einer längeren Reise seien. Diese Briefe stellten das Nervenkostüm der Eltern zunehmend auf eine Zerreißprobe. Die Polizei glaubte an einen Trittbrettfahrer, denn einen Chris gab es in Svens Umfeld nicht. Dann kamen plötzlich keine Briefe mehr. 30 Jahre lang. Als die mittlerweile 70-jährigen Eltern eines Tages wieder Briefe von Chris erhalten, trifft sie das schwer. Könnte es doch noch Hoffnung geben, ihren Sohn wiederzufinden?
Nun landen die mysteriösen neuen Briefe auf dem Schreibtisch von Ingo Thiel. Dieser veranlasst eine intensive kriminaltechnische Untersuchung des Beweismaterials. Eine eigens vom LKA bestellte Expertin für operative Fallanalyse bestätigt, dass nicht nur der Duktus der neuen Briefe dem der Jahrzehnte älteren Exemplare gleicht, sondern auch Syntax und Wortwahl auf dem Niveau eines Jugendlichen mit geringem Bildungsniveau geblieben sind. Diese Umstände kommen den Ermittlern äußerst merkwürdig vor.
"Die Begegnung mit dem echten Ermittler Ingo Thiel ist bis heute ein Glücksfall – menschlich wie beruflich. Seit fast zehn Jahren liefert oder validiert Ingo Thiel die wahren Kriminalfälle für diese unverwechselbare True-Crime-Reihe des ZDF. Er ist die Inspiration für die gleichnamige Hauptrolle, die sich Heino Ferch kongenial, wie eine zweite Haut übergestreift hat, und er ist über die Jahre ein Freund geworden. Ich zieh' den Hut vor dem Engagement und der Resilienz dieses Ermittlers. Beeindruckt bin ich aber auch davon, dass Ingo – trotz der nicht selten bedrückenden Verbrechen, denen er sich zuwenden muss – Mensch geblieben ist. Sogar ein sehr geistreicher und humorvoller. Dieser sympathische Wesenszug, aber auch die uns zur Verfügung gestellten Unterlagen, bilden die Grundlage für diesen fünften Film der Reihe. Wobei es eine Besonderheit ist, dass jeder Film völlig für sich alleinstehen könnte. Bei 'Briefe aus dem Jenseits' handelt es sich um einen realen Fall aus Ingo Thiels beispielloser Laufbahn als Kommissar. Nur diesmal wird ein Verbrechen aufgeklärt, das nicht weniger als drei Jahrzehnte zurück liegt. Ich freue mich auf das Filmfest Hamburg und auf die Gelegenheit, mit Ingo ein großes Glas Wein zu trinken. Immer in der Hoffnung, dass er zu vorgerückter Stunde von einem schwierig zu lösenden Fall erzählt. Notizbuch und Stift werde ich griffbereit bei mir haben." (Nils Dünker, Produzent)
Stab
Buch und Regie Niki Stein
Kamera Arthur W. Ahrweiler
Ton Michael Schlömer
Szenenbild Bertram Strauß
Schnitt Wiebke Henrich
Musik Jacki Engelken
Länge 89 Minuten
Die Rollen und ihre Darsteller*innen
Ingo Thiel Heino Ferch
Gerd Dennert Manfred Zapatka
Winni Karls Ronald Kukulies
Dr. Nathalie Sturz Mareile Blendl
Tim Koller Moritz Führmann
und andere
©ZDF
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Quelle: ZDF