Re-Migration und europäisches Nachkriegskino im Zeughauskino Berlin

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) - Im Juni geht die Retrospektive Robert Siodmak im Zeughauskino in die vierte und letzte Runde. Obwohl sich Siodmak im Hollywood-Exil der 1940er Jahre vor allem mit Film-Noir-Meisterwerken einen Status als Regisseur der ersten Garde erarbeitet hatte, kehrte er Hollywood 1952 den Rücken und drehte fortan wieder in Europa; in der Bundesrepublik, wie auch in Großbritannien und Frankreich.

 

Als unangefochtene Nachkriegsmeisterwerke stechen Nachts, wenn der Teufel kam (BRD 1957) mit Mario Adorf als Serienmörder in der Zeit des Nationalsozialismus und die Gerhart Hauptmann-Verfilmung Die Ratten (BRD 1955) mit Maria Schell heraus, für den Siodmak den Goldenen Bären auf der Berlinale 1955 gewann. Die Ratten werden in der unlängst digital restaurierten Fassung gezeigt. Filmhistorisch wertvolle Kopien können zudem von den Filmen Le grand jeu (F/I 1954) und dem Romy Schneider-Starvehikel Katja, die ungekrönte Kaiserin (F/BRD 1959) präsentiert werden. Beide Filme werden in zeitgenössischen Verleihkopien vorgeführt, bei Katja, die ungekrönte Kaiserin handelt es sich zudem um eine Technicolor-Kopie.

 

Siodmak arbeitete darüber hinaus mit Stars des Nachkriegskinos wie Heinz Rühmann in Mein Schulfreund (BRD 1960), Nadja Tiller in The Rough and the Smooth (GB 1959) und Affäre Nina B. (F/BRD 1961), O.W. Fischer in Mein Vater der Schauspieler (BRD 1956) oder Ruth Leuwerik in einer weiteren Gerhart Hauptmann-Verfilmung, Dorothea Angermann (BRD 1959), zusammen.

 

Mit der Fluchtgeschichte Escape from East-Berlin / Tunnel 28 (BRD/USA 1962) drehte Siodmak den ersten Spielfilm über die Berliner Mauer, ein Jahr nach deren Errichtung und basierend auf einem wahren Fall.

 

In den 1960er Jahren hatte Siodmak zunehmend Schwierigkeiten, eigene Stoffe durchzusetzen, so dass er immer häufiger Auftragsarbeiten wie die Karl May-Verfilmungen Der Schatz der Azteken (BRD/F/I 1965), Die Pyramide des Sonnengottes (BRD/F/I 1965), Der Schut (BRD/F/I 1964) für Artur Brauners CCC-Film annahm. Diese Unterhaltungsfilme werden bis heute meist als unter Siodmaks Niveau angesehen, lohnen aber definitiv eine Wiederbegegnung, vor allem dann, wenn Siodmaks Beitrag zu einem sich international behauptenden deutschen Genrekino zu bestimmen ist.

 

INFO:

 

Die Retrospektive Robert Siodmak wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds.

Weitere Informationen zum Programm hält der Internetauftritt bereit.

 

www.zeughauskino.de