Redaktion
London (Weltexpresso) - Nach ihrer Ausbildung zur Kamerafrau an der National Film and Television School (NFTS) und anschließender Kameraarbeiten für Fernsehen und Werbung, unter anderem für die TV-Miniserie „Mood“ (2021) und SCRAPPER, dem Gewinner des Großen Jury-Preises beim Sundance Film Festival 2023, wusste Manning Walker, dass es nun an der Zeit war, ihr Langfilmdebüt als Regisseurin in Angriff zu nehmen. Die Idee zu HOW TO HAVE SEX kam der britischen Filmemacherin Molly Manning Walker völlig überraschend – auf einer Hochzeit.
Bereits ihr erster Kurzspielfilm GOOD THANKS, YOU? Wurde 2020 für die Critics' Week der Internationalen Filmfestspiele von Cannes ausgewählt. Danach bekam die junge Filmemacherin von Film4 die Möglichkeit, ein Treatment zu schreiben. Als sie auf einer Hochzeit Schulfreundinnen und -freunde wiedertraf und erinnerten sie sich an ihren gemeinsamen Partyurlaub in einem mediterranen Ferienort, einem Ritual, dem britische Teenager entgegenfiebern, und geistiger Verwandter des Spring Breaks in den USA, bei dem es – absichtlich – schäbiger, verschwitzter, schmutziger und, wenn möglich, sexuell deutlich ungehemmter zugeht. Manning Walker dachte, sie hätte sich einige der Ereignisse dieses Urlaubs nur eingebildet: „Ich sprach von einem Blowjob, der auf der Bühne eines Clubs passierte, und war halb überzeugt, dass ich ihn mir eingebildet haben musste, aber alle erinnerten sich auf die gleiche Weise daran.“ Das war für Manning Walker der Aufhänger, den sie brauchte, um die Geschichte zu schreiben. „Mir war nicht wirklich klar, wie viel sexuellen Einfluss dieser Trip auf mein Leben genommen hatte. Es schien aber, dass es auch den anderen auf dieser Hochzeit so ging“, sagt Manning Walker. „Diese Partyurlaube sind Welten, die um sexuellen Druck herum aufgebaut sind. Das ist wirklich befremdlich.“
Was als Treatment begann, entwickelte sich zu einem 58-seitigen Buch. Sobald Manning Walker diese Erinnerungen hervorholte, floss die Geschichte dieser Mädchen, die sie alle entweder waren oder kannten, nur so aus ihr heraus. Die Regisseurin musste nur diesem Weg folgen. Sie nutzte Fotos als Kompass und erinnerte sich an die Welten schriller Ferienorte wie Malia auf Kreta, Magaluf auf Mallorca oder die Partyinsel Ibiza, und an die überteuerten Nachtclubs, die sich meist auf einer einzigen Straße drängten, die einem Disneyland für Erwachsene glich und als „Strip“ bezeichnet wurde.
Ivana MacKinnon und Emily Leo von Wild Swim Films begleiteten Manning Walker in der Entwicklungsphase von HOW TO HAVE SEX und wurden von der Energie ihres Schreibens und der psychischen Nähe zu diesen jungen Mädchen vereinnahmt. „Molly hatte eine auf den ersten Blick irreführend einfache Welt geschaffen, jedoch eine Geschichte, die große, sehr komplexe Fragen aufwirft, über die zu sprechen schwierig sein könnte.“
HOW TO HAVE SEX wurde in den Cannes Next Step 7th Session Workshop der Semaine de la Critique aufgenommen, und da fiel der Groschen: Dank Cannes und der symbolischen Zeitachse zwischen ihrem erfolgreichen Kurzfilm und dem kommenden Spielfilmprojekt wusste Molly Manning Walker, dass ihr Film endlich gedreht werden würde.
Ihr Kurzfilm GOOD THANKS, YOU? schildert die Folgen einer Vergewaltigung und gab Manning Walker das nötige Handwerkszeug, um im nächsten Film das zu untersuchen, was danach passiert, wie das Gespräch über sexuelle Übergriffe oft durch Schweigen erstickt wird, wobei die Zustimmung in jedem Alter missverstanden und manipuliert wird. „Die Menschen werden von diesem Thema erdrückt“, sagt die Regisseurin. „Ich bin direkt davon betroffen, und das Thema bewegt mich sehr. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich fertig war, darüber zu sprechen.“
Manning Walker hoffte, dass sich die Gespräche und Einstellungen in den Jahren seit ihres Teenagerurlaubs verändert haben könnten. Die Filmemacherin musste zunächst herausfinden, ob sich diese Hoffnung bestätigen würde. Manning Walker und ihr Team bildeten Fokusgruppen in ganz Großbritannien durch und konzentrierten sich dabei auf wichtige Städte wie Manchester, Nottingham und London, um herauszufinden, wie junge Menschen heute über Sex sprechen und denken.
Die jungen Leute, mit denen sie sprachen, wurden in männliche und weibliche Gruppen aufgeteilt und aufgefordert, Teile des Drehbuchs von HOW TO HAVE SEX zu lesen und ihr Feedback zu geben. „Sie lasen die erste Übergriffszene und meinten: ‚Oh, das ist kein Übergriff‘, und an einer Stelle sagte ein Mädchen sogar: ‚Mädchen müssen Verantwortung übernehmen und sich nicht so betrinken‘. Am Ende waren wir uns also noch sicherer, dass es wichtig war, diesen Film zu machen“, sagt Manning Walker.
Emily Leo war schockiert, als einige der Mädchen und Jungen anfingen, über ihre eigenen erlebten Übergriffe zu sprechen, „manchmal zum ersten Mal, weil es einen sicheren Raum gab, in dem sie das tun konnten, und weil sie sahen, dass sie bestimmte Erfahrungen teilten.“ Beim Drehen des Films ging es darum, die „Subtilität des sozialen Drucks im Zusammenhang mit Sex“ zu erfassen, sich einzugestehen, dass wir „ein Produkt dieses Umfelds“ sind, und einen Weg nach vorn zu finden, der der nächsten Generation das Gefühl gibt, weniger allein zu sein.
Fortsetzung folgt
Foto:
©Verleih
Info:
Besetzung
Tara MIA MCKENNA-BRUCE
Badger SHAUN THOMAS
Skye. LARA PEAKE
Em ENVA LEWIS
Paddy. SAMUEL BOTTOMLEY
Paige LAURA AMBLER
Anna ANNA ANTONIADES
Gemma DAISY JELLEY
Fi. EILIDH LOAN
Elliot. ELLIOT WARREN
Stab
Regie & Drehbuch. MOLLY MANNING WALKER
Abdruck aus dem Presseheft