Coppelia TV1TV-Premiere des Ballettfilms am Mittwoch 3. Januar 2024 bei Arte

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In einem idyllischen Städtchen arbeitet die junge Swan (Michaela DePrince) in einem Laden für frische Säfte direkt gegenüber der Fahrradwerkstatt von Franz (Daniel Camargo). Als eines Tages ihre Fahrradkette reißt, nutzt sie die Gelegenheit, um Franz besser kennenzulernen. Zwischen den beiden entspinnt sich daraufhin eine sehnsuchtsvolle Romanze, der eigentlich nichts im Weg zu stehen sollte.


Doch dann fährt ein gewisser Dr. Coppelius (Vito Mazzeo) in einer lila Limousine auf dem Marktplatz vor, um dort eine Schönheitsklinik zu bauen, die so riesig ist, dass sie alle anderen Gebäude der Stadt überragt. Eine Werbekampagne von Dr. Coppelius stellt die Puppe Coppelia (Erica Horwood) mit ihrem Traumkörper in den Mittelpunkt. Die unschuldigen Bürgerinnen und Bürger geraten in ihren Bann und beginnen, an sich selbst zu zweifeln. Dr. Coppelius - so die Werbung - könne nämlich jeder und jedem zu einen perfekten Körper verhelfen.

In Wahrheit benebelt Dr. Coppelius seine Patientinnen und Patienten nur und stiehlt ihnen ihre besten Eigenschaften, um sie seiner Roboterfrau Coppelia einzuflößen, die dadurch immer perfekter und menschlicher werden soll. Dr. Coppelius schafft es Swans Mutter (Glynis Terborg) ihre Freude, dem Bäcker (Irek Mukhamedo) seine Stärke und der Bürgermeisterin (Darcey Bussell) ihre Intelligenz zu nehmen. Alle drei halten sich selbstverliebt für wunderschön, obwohl sich an ihrem äußeren Erscheinungsbild bis auf einen lila Glanz in den Augen nichts geändert hat. Das Einzige, was dem Doktor zur Vollendung seiner Puppe noch fehlt, ist die wahre Liebe eines Menschen - die er in der unermesslichen Liebe in Franz' Herz zu finden glaubt.

Als Swan nachts beobachtet, wie Coppelia den benebelten Franz in die Klinik entführt, bleibt ihr nicht viel Zeit, das Herz ihres Geliebten zu retten…


Coppelia TV2
Coppélia, ou la Fille aux yeux d’émail (Coppelia oder Das Mädchen mit den Glasaugen) ist ein Ballett, das 1870 von Léo Delibes nach einem Libretto von Charles Nuitter und Arthur Saint-Léon komponiert wurde und das in der l'Opéra Le Peletier unter der Leitung François Hainl uraufgeführt wurde. Die Handlung basiert auf E.T.A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann (1816). 1881 hat Jacques Offenbach in seiner phantastischen Oper ″Hoffmanns Erzählungen″ das Thema bekanntlich noch einmal aufgenommen.

Die Regisseure Jeff Tudor, Steven de Beul und Ben Tesseur erzählen nach einem eigenen Drehbuch das bekannte Ballett in einer Neuinterpretation.

″Coppelia″ kombiniert bezaubernde Animation mit Live-Action-Tanz in einer modernen Nacherzählung der Liebesgeschichte zwischen Swan und Franz, die durch den Schönheitschirurgen Dr. Coppelius und seinen unheimlich schönen Schützling Coppelia aufs Spiel gesetzt wird. Am Beispiel von Swans Suche nach der Wahrheit über den charismatischen Arzt befasst sich die Handlung mit sehr modernen Themen wie dem Druck der sozialen Medien, der Verlockung oberflächlicher Schönheit und besonders auch der Wichtigkeit, man selbst zu sein. Dabei wurde für die Produktion nicht nur die Story modernisiert (bei E.T.A. Hoffmann war Coppelius ein Puppenmacher und kein Schönheits-Chirurg), sondern es wurde auch eine neue Musik des in Italien geborenen und in London lebenden Maurizio Malagnin verwendet, die für den Film vom BBC Concert Orchestra unter der Leitung von Geoff Alexander eingespielt wurde.

Dabei lebt das moderne Märchen, das auf der Produktion des Niederländischen Nationalballetts von 2008 nach der Choreografie von dessen Leiter Ted Bransen beruht, auch von seiner absoluten Starbesetzung.

Denn neben der weltberühmten in Sierra Leone geborenen Ballerina Michaela DePrince als Swan finden sich in der internationalen Truppe der Brasilianer Daniel Camargo als Franz, der italienische Principal des Niederländischen Nationalballetts Vito Mazzeo als Dr. Coppelius, die britische Startänzerin des San Francisco Balletts Sasha Mukhamedov als Swans Freundin, der kanadischen Solo-Tänzerin Erica Horwood als Coppelia, der in Russland geborene britische Tänzer Irek Mukhamedov als Bäcker und die englische Primaballerina Dame Darcey Bussell als Bürgermeistern.

″Coppelia″ ist eine hervorragende Aktualisierung des klassischen Balletts von Léo Delibes von 1870. Die Bühnenbilder und die Mischung aus CGI, echten Schauspielern und der Filmmusik machen den Film optisch ausgesprochen sehenswert. Dabei wurde der Großteil der Animationsarbeiten von MotionWorks in Halle (Saale) durchgeführt.

Coppelia TV3Bei einer Länge von nur 76 Minuten ist die moderne Darstellung, dass Dr. Coppelius eher eine Art Schönheitschirurg als ein Spielzeughersteller ist, gut durchdacht und das Ballett berührt dabei moderne Themen wie den Druck sozialer Medien, das Selbstbild sowie inneres Glück und Frieden. Die neue Musik von Maurizio Malagnini passt gut zur Geschichte ebenso wie die Farbgebung und Kostüme. Damit ist der Film nicht nur für Fans von klassischem Ballett sehenswert, sondern er ist auch für jene empfehlenswert, die noch kein für die heutige Zeit auf den neuesten Stand gebrachtes Ballett gesehen haben.

Foto 1: Swan (Michaela DePrince) und Franz (Daniel Camargo) © Midlum Films / Arte
Foto 2: Schönheitschirurg Doktor Coppelius (Vito Mazzeo) will die Puppe Coppelia (Erica Horwood) immer menschlicher werden lassen und greift dabei auf die unethischsten Mittel zurück. © Midlum Films / Arte
Foto 3: Auf dem Weg zur Arbeit tanzt Swan (Michaela DePrince) mit dem Bäcker (Irek Mukhamedov) des Städtchens. © Mideu Films / Arte

Info:
Coppelia (Belgien / Deutschland / Niederlande 2020)
Originaltitel: Coppelia
Genre: Ballett
Filmlänge: ca. 75 Min.
Regie: Jeff Tudor, Steven de Beul, Ben Tesseur
Drehbuch: Jeff Tudor, Steven de Beul, Ben Tesseur
Tänzer: Erica Horwood, Michaela DePrince, Daniel Camargo, Vito Mazzeo, Glynis Terborg, Jan Kooijman, Darcey Bussell, Irek Mukhamedo, Sasha Mukhamedov u.a.
FSK: ab 0 Jahren
Der Tanzfilm ″Coppelia″ wird als deutsche TV-Premiere am Mi. 03.01.2024 um 23:05 Uhr bei Arte gezeigt. Vom 02.01.2024 bis zum 01.04.2024 ist er online in der Arte-Mediathek abrufbar.