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Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. Januar 2024, Teil 1

Sophie Barthes

London (Weltexpresso) - In meinem ersten Film, COLD SOULS, konnten sich die New Yorker von ihren Seelen lösen und diese aufbewahren. Mit BABY TO GO beschloss ich, die thema- tische Erforschung der Kommerzialisierung des Undenkbaren fortzusetzen... näm- lich der Gebärmutter. In dem Film wird die künstliche Gebärmutter zum ultimati- ven Fortschritt und zum Inbegriff der Befreiung der Frau. Ist sie das aber wirklich?



Obwohl es im Kern eine Satire ist, stellt der Film wichtige philosophische und ethische Fragen zur menschlichen Fortpflanzung und Zukunft der Familie. Er zeigt eine technologieverliebte Gesellschaft. Die Figuren entdecken, dass wir nicht in der Lage sind, die Folgen des Herumhantierens mit Millionen von Jahren der Evo- lution vollständig zu ermessen. Die Griechen hatten dafür einen Begriff: Hybris...! Könnten mütterliche Instinkte von der Kultur und der Umwelt diktiert werden?

Jede Epoche und Kultur geht anders mit Schwangerschaft und Mutterschaft um. Wir wollen die Mutterschaft als ein rein instinktives und natürliches Verhalten be- trachten. Die Geschichte beweist, dass dies nicht immer der Fall war. Es handelt sich um ein stark belastetes und tabuisiertes Thema. Welche sozialen, wirtschaft- lichen, politischen und ethischen Folgen hat es, wenn die Fortpflanzung von der Sexualität abgekoppelt wird? Dies ist ein stark polarisierendes, komplexes, emo- tionales und polemisches Thema das ich leidenschaftlich gerne auf die Leinwand bringen wollte.


Über den Film

Rachel und Alvy streiten sich um die Frage der künstlichen oder natürlichen Emp- fängnis und darum, wie ihr zukünftiges Kind ausgetragen werden soll. Die mo- derne Rachel lässt sich von den technologischen Errungenschaften verführen, die eine neue und unabhängige Art des Kinderkriegens ermöglicht: außerhalb des Mutterleibs, in einer Kapsel. Für den naturliebenden Alvy, ein Biologe, der sein Leben der Erhaltung der immer gefährdeteren Wildnis und Vielfalt der Natur wid- met, ein sehr befremdlicher Gedanke.

Künstliche Intelligenz und sauerstoffbietende Naturkapseln (Nature Boxes) sind allgegenwärtig in diesem überbevölkerten und chaotischen New York der nahen Zukunft. Rachel will die künstliche Geburtsoption unbedingt. Alvy will sie nicht. Das Paar steht vor schwierigen Entscheidungen. Für die karrierebewusste Rachel ist es nicht nur eine uneingeschränkte und unkomplizierte Art der Fortpflanzung, sondern verdeutlicht auch ihre zwiegespaltene Haltung zu Schwangerschaft und dem Muttersein. Während in Alvy der Wunsch, auf natürlichem Wege ein Kind zu bekommen, sehr ausgeprägt ist.

Sophie Barthes‘ dritter Spielfilm BABY TO GO ist eine Gesellschaftssatire über die Ablösung der natürlichen Fortpflanzungsprozesse und der ursprünglichen El- ternschaft. Sie erforscht die angespannte, teils belustigende, aber auch reizvolle Beziehung zwischen Technologie, Natur und Gesellschaft. In ihrer visionären Welt kochen künstliche Intelligenzen Kaffee, machen Toast, verfolgen die Produktivi- tät und messen den „Glücksindex“ der Menschen. Sogar die Aufgabe der Psy- chotherapeuten wurde bereits an sie übertragen. Aber zu welchem Preis? Selbst die Natur ist nicht mehr natürlich (es gibt Naturkapseln). Barthes hinterfragt mit amüsanter, philosophischer Sensibilität das schwindelerregende Streben der Ge- sellschaft nach Bequemlichkeit, das Eindringen der Technik in unser aller Leben, in den Geschlechterneid und die Kommerzialisierung von... allem. Clarkes und Ejiofors ironische Note und emotionale Tiefe verleihen dem Film eine symboli- sche Resonanz und Romantik.

Foto:
©Verleih

Info:
Stab

Regie & Drehbuch   Sophie Barthes

Besetzung
Rachel Novy.  Emilia Clarke
Alvy Novy.    Chiwetel Ejiofor
Alice.             Vinette Robinson
Linda Wozcheck.   Rosalie Craig 
Gründer Pegazus.  Jean-Marc Barr 
Ben.   Jelle De Beule

Abdruck aus dem Presseheft