Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Verblüffend nach 50 Jahren RAUMPATROUILLE ORION wiederzusehen, was uns als Kinder einen tiefen Eindruck machte. Einen sehr tiefen. Denn das war die Welt von morgen, die wir uns gut vorstellen konnten, vor allem, weil die Konflikte zwischen den Menschen diejenigen von damals, diejenigen von heute und sicher auch die von morgen sind. Damals schien dies eine Zukunft, in der der Mensch seine Auseinandersetzung mit der von ihm entwickelten Technik, u.a. den von ihm erfundenen Robotern durchstehen muß. Aber heute sieht man in den Filmen vorrangig, wie sehr die menschlichen Konflikte, die in Auseinandersetzungen, Eifersucht, Mißgunst ausarten, jegliche Zukunftsarbeit erschwert.
Was den Film und die Fernsehserie, die original lautete: Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion, auszeichnet, die nun in wirklich sehr guter Qualität in Bild und Ton restauriert wurde, ist die Art und Weise des Filmens, die es dem Zuschauer sehr einfach macht, am Ball zu bleiben. Heute würde man raffinierter schneiden, aber sicher auch die Zusammenhänge und Konflikte nicht so deutlich auf den Schirm bannen. Die Schauspieler stehen im Mittelpunkt des Geschehens und der Held des Ganzen ist und bleibt Cliff Allister McLane, den der Österreicher DIETMAR SCHÖNHERR in für damalige Verhältnisse sehr nonchalanter Art gibt.
Vielleicht zuvor auch noch ein Hinweis zur Entstehungsgeschichte der siebenteiligen Fernsehserie von 1966, die vom 17. September bis 10. Dezember ausgestrahlt wurde, nachdem die Jahre zuvor und danach Weltraum und Weltraumbeherrschung das politische Thema der Zeit war, was grundsätzlich an den beiden einander feindlichen Supermächten USA- UdSSR lag. Letztere hatten die die Nase vorne, als am 1. April 1961 Juri Gagarin mit seinem Raumschiff Wostok 1 als erster Mensch im Weltall die Erde umrundete und dafür nur 106 (108) Minuten brauchte. Das brachte die Weltraumforschung in den USA unter Erfolgszwang, was dann mit der Mondlandung der Amerikaner am 20. Juli 1969 mit der Mission Apollo 11 auch gelang. Heute ist dies offiziell kein Thema mehr. Die Probleme der Erde gehen vor.
Man kann von heute aus das deutsche Fernsehen nur beglückwünschen sowohl zum Zeitpunkt der Produktion und Ausstrahlung der Fernsehserie RAUMPATROUILLE ORION, wie auch zur technischen und ästhetischen Konstruktion und Verfahrensweise des Raumschiffes, die heute einfach witzig wirkt, wenn Alltagsgegenstände umgewidmet werden. Im Gegensatz zu manch anderen Fernseharbeiten bleibt RAUMPATROUILLE ORION auch heute sehenswert und ist unter kulturhistorischen Gesichtspunkten sogar noch interessanter als heutige Zukunftsvisionen. Die sonst immer schnelleren Amerikaner hatten auch erst im September 1966 mit ihrer TV-Serie STAR TREK (diese spielt am Anfang im Jahr 2265, dann aber 900 KJahre später) begonnen, mit mäßigem Erfolgt, was erst mit späteren Folgen Kult wurde und im ZDF als Science-Fiction-Serie RAUMSCHIFF ENTERPRISE mit Captain Kirk und Mr. Spock auch in Deutschland großen Widerhall fand.
Die siebenteilige TV-Serie wurde übrigens bei der Ausstrahlung 1966 von weit über 50 Prozent der Fernsehzuschauer angeschaut. Zwar gab es damals natürlich nicht so viele Sender wie heutzutage, das Erste und das Zweite, aber es gab auch die Dritten Programme, die damals eine größere Rolle als heute spielten. Zum großen Erfolg wurden auch die häufigen Wiederholungen, so daß man insgesamt sagen kann, für deutsche Zuschauer wurde diese Serie Kult.
Film und Serie haben erst einmal folgende Voraussetzungen: Wir befinden uns im Jahr 3 000. Die Kriege auf der Erde – die heute besonders wüten – sind vorbei, denn es gibt keine Nationalstaaten mehr. Die Menschheit auf der Erde hat ein gemeinsames Interesse, sich gegen die potentiellen Invasoren zu schützen und das nicht vorrangig auf der Erde, sondern im Weltall, wo die Erde Kolonien besitzt, die gefährdet sind.
Ausgangspunkt ist die Strafversetzung des Kommandanten McLane wegen befehlswidrigem Verhalten mitsamt seiner ganzen Crew von fünf Leuten des Raumschiffs ORION, die nun als Raumpatrouille Strafdienst schieben. Und weil McLane, den die Zuschauer längst als lässige, sich stark verantwortlich fühlende Person mit unkonventionell, aber erfolgreichen Methoden kennengelernt haben, gerade weil er konkrete Dienstanweisungen deshalb nicht gefolgt ist, da er den besseren Überblick hatte, was zu tun richtig war, wird ihm als weitere Strafe ein Sicherheitsoffizier , die etepetete Tamara Jagllousk (Eva Pflug) als Aufpasserin zur Seite gestellt.
Damit ist nun ein weiteres Thema eröffnet, das von den Männern und den Frauen. Zum einen ist es Konkurrenzverhalten, denn auch die Frauen reagieren auf Tamara genervt, aber der eigentliche running gag werden nun die Reibereien zwischen McLane und Jagllousk, die immer wieder zu gefährlichen Situationen führen, weil beide so lange miteinander streiten, bis in letzter Sekunde McLane die Probleme löst. Von heute her ist das ganz eindeutig sexistisch, aber eingebettet in die Zeit der Sechziger, als dies ein ganz normales Verhalten war, eben auch, daß Männer häufig als die liberalen und Frauen als die repressiven dargestellt wurden.
In den einzelnen Folgen kann man auch ein generelles Thema finden: der Kampf der Menschen im All gegen Außerirdische und gegen die von ihnen selbst geschaffenen Roboter. Letzteres ist ein immer wiederkehrendes Motiv. Einmal sind sie falsch gesteuert, ein andermal führt durch einen technischen Fehler die Einstellung der Roboter in ihr Gegenteil: sie sind so konstruiert, daß sie sich niemals gegen Menschen richten, was in einer Folge außer Kraft gesetzt wird und zu einem aberwitzigen Einsatz von McLane, natürlich einem erfolgreichen, führt. Wichtig sind aber auch alle anderen Crewmitglieder, die mit damals äußerst bekannten Schauspielern besetzt sind und jeder für sich einen eigenen Charakter darstellt. Wie gut das Betriebsklima der Crew insgesamt war und ist, wird aus vielen Szenen ersichtlich, was natürlich durch die Beaufsichtigung und herrisches Verhalten von Vorgesetzten stabilisiert wird.
Übrigens ist die Musik von Peter Thomas ein wichtiges Erkennungszeichen und wird in jeder Serie ausgiebig gebracht. Ein Hörwurm.
Die Titel der TV-Serie:
1 ANGRIFF AUS DEM ALL
2 PLANET AUSSER KUR
3 DIE HÜTER DES GESETZES
4 DESERTEURE
5 KAMPF UM DIE SONNE
6 DIE RAUMFALLE
7 INVASION
DER FILM
Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino ist eine Zusammenstellung, besser ein Zusammenschnitt aus den sieben Fernsehfolgen, der aufgrund der Zuschauerzahlen vorrangig in den Dritten Programmen am 24. Juli 2003 ins Kino kam. Um einen Zusammenhang herzustellen, tritt die Sprecherin Helma Krap (Elke Heidenreich) auf, die Zwischentexte spricht, dabei in Form von Nachrichten die Handlungen ergänzt oder vorwegnimmt, damit die Logik der Erzählung bleibt, die sich hauptsächlich auf drei der sieben Orion-Abenteuer: „Angriff aus dem All“, „Planet außer Kurs“ und „Invasion“bezieht.
Umschlagabbildung
Info:
Raumpatrouille Orion (Limited Remastered Edition) (Ultra HD Blu-ray im Mediabook)
4 Ultra HD Blu-rays, (Limited Remastered Edition) (Ultra HD Blu-ray im Mediabook)
BRD, 1966/2003
FSK ab 12 freigegeben
Genre: Science Fiction
Spieldauer: 507 Min.
Originaltitel: Raumpatrouille Orion
Sprache: Deutsch
Tonformat: Dolby Atmos (Serie)/DTS-HD 5.1 (Film)
Bild: Widescreen (s/w)
Specials: Interviews mit Cast & Crew; Musikvideos; Hinter den Kulissen; Kinopremieren-Eindrücke
Erscheinungstermin: 7.12.2023
Rolle Schauspieler
Cliff Allister McLane,
Kommandant des Schnellen Raumkreuzers Orion DIETMAR SCHÖNHERR
Tamara Jagellovsk EVA PFLUG
Mario de Monti WOLFGANG VÖLZ
Hasso Sigbjörnsen CLAUS HOLM
Atan Shubashi FRIEDRICH G. BECKHAUS
Helga Legrelle URSULA LILLIG
General Wamsler BENNO STERZENBACH
Colonel Villa FRIEDRICH JOLOFF
Tau-Astrogator WILLY SCHÄFER
Tourenne WOLFGANG BÜTTNER
General Lydia van Dyke CHARLOTTE KERR
Diverse Rollen REINHARD GLEMNITZ
Einführung CLAUS BIEDERSTAEDT
Regie: Michael Braun, Theo Mezger
Drehbuch: Oliver Storz, Rolf Honold