Corinne Elsesser
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Milton (Sir Ben Kingsley) ist Rentner und lebt nach dem Tod seiner Frau ziemlich einsam in seinem Haus in einer Kleinstadt in Pennsylvania. Sein Sohn studiert in Kalifornien und lässt so gut wie nichts von sich hören, seine Tochter Denise (Zoe Winters) arbeitet in einem Labor in der Stadt und kümmert sich im Gegensatz zum Sohn zu viel um den alten Vater. Bei ihren Besuchen entdeckt sie hier und da im Haus herumliegende Gegenstände, eine Dose Bohnen im Badezimmerschrank oder ein Paar Schuhe im Kühlschrank, die ihr zu denken geben.
Wenn sie dies ihm gegenüber durchklingen lässt, beteuert Milton nur, dass so etwas doch einmal passieren könne. Die National Football League ist eine seiner abendfüllenden Beschäftigungen und ein weiteres Highlight sind die regelmässig stattfindenden Bürgeranhörungen des Gemeinderats. Ein Treffpunkt der älteren Mitbürger, die hier ihre Anliegen vortragen können. Doch am sozialen Miteinander ist Milton weniger interessiert. Immer wieder bemängelt er, dass der Slogan der Stadt ihn stört, da "A great place to call home" auch als Aufforderung, zu Hause anzurufen, missverstanden werden könne. Zu den Anhörungen kommt auch Sandy (Harriet Sansom Harris) mit ihrem Projekt, Jung und Alt zusammenzubringen, zum Beispiel bei Kaffee und Kuchen.
Eines Nachts wird der Rentner von einem dumpfen Schlag geweckt und entdeckt in seinem Garten ein UFO, das offensichtlich bruchgelandet ist. Dass sein liebevoll gepflegtes Azaleenbeet dabei zerstört wurde, macht ihm Sorgen und er beschliesst, erst einmal abzuwarten. Am nächsten Morgen findet er ein silbrig glänzendes androides Wesen (Jade Quon) am unteren Ende der Terrassentreppe, das ziemlich müde und lädiert aussieht und zu schlafen scheint. Er deckt es mit einer warmen Wolldecke zu, bevor er sich aufmacht zur Bürgeranhörung. Hier trägt Milton wie immer seine Anliegen vor, merkt am Ende aber in seinem typischen unaufgeregten Ton an, dass gestern nacht ein UFO in seinem Garten gelandet sei. Man schenkt dem alten Herrn kaum mehr Beachtung als sonst und wendet sich wieder der Tagesordnung zu.
Auf dem Heimweg aber fasst sich Sandy ein Herz und spricht Milton auf seine seltsame Bemerkung an. Er reagiert spröde und abweisend, doch Sandy lässt sich nicht entmutigen und stattet ihm wenig später einen Besuch ab. So muss Milton sein Geheimnis lüften und Sandy schaut nun öfter bei ihm und seinem Gast vorbei, was die Aufmerksamkeit einer weiteren Nachbarin weckt und bald steht auch Joyce (Jane Curtin) vor der Tür und muss notgedrungen als Dritte im Bunde eingeweiht werden. Man kommt überein, auf keinen Fall die Behörden zu benachrichtigen. "Weisst Du, was die mit solchen Ausserirdischen machen!" warnt Joyce. Und Jules, wie er nun von allen genannt wird, kann immerhin zeichnen, allerdings scheint er nichts als Katzenköpfe zustande zu bringen. Eine mysteriöse Rettung Sandys aus einem Überfall können die drei dann nur Jules zuschreiben, der sich auf diese Weise für die eigene Rettung bedankt haben könnte. Und die immer wieder zu Papier gebrachten Katzenköpfe führen schliesslich auf eine Spur und es beginnt eine Suche nach Katzen, ob tot oder lebendig. Miltons Anfrage bei seiner Tochter im Labor, wo denn die zur Forschung benötigten Katzen entsorgt werden, bewirkt, dass die Tochter noch besorgter auftaucht und ihren Vater bei einem Psychiater anmeldet. Das kann er jetzt so gar nicht brauchen und erst recht nicht das betreute Wohnen, das sie nun offener anspricht. In den lokalen Nachrichten hört man inzwischen von der Sichtung eines UFOs, dessen Landeplatz aber bislang unbekannt sei. Die Zeit wird knapp, die Geschichte nimmt an Fahrt auf und in letzter Minute kann das unbekannte Flugobjekt entkommen - mit den drei inzwischen Freunde gewordenen Alten. Und eines Nachmittags sitzen sie dann wieder beisammen und unterhalten sich wie es wohl wäre, wenn im Garten auf einmal ein UFO…
In der wunderbar unprätentiös angelegten Komödie von Marc Turtletaub spielt Sir Ben Kingsley den leicht senil wirkenden Rentner Milton grossartig und überzeugend und ist zuerst gar nicht wiederzuerkennen an der Seite von Harriet Sansom Harris als fürsorglicher Romantikerin und Jane Curtin als emanzipierter Single-Frau. Nur der deutsche Titel in englischer Sprache gibt zu denken, denn nicht nur löst sich das schöne Wortspiel in der Synchronisierung auf, auch der Originaltitel "Jules" hätte in der deutschen Version durchaus beibehalten werden können.
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Info:
A Great Place To Call Home (Originaltitel: Jules), USA, 2023
Regie: Marc Turtletaub
Drehbuch: Gavin Steckler
Besetzung: Sir Ben Kingsley, Zoe Winters, Harriet Sansom Harris, Jade Quon, Jane Curtin u.a.
87 Minuten