Bob Marley1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. Februar 2024, Teil 1


Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nachdem Jamaika 1962 in die Unabhängigkeit entlassen wurde, werden die politischen Unterschiede zwischen der sozialdemokratischen orientierten ″Peoples National Party″ (PNP) und der rechtskonservativen, von der CIA unterstützten ″Jamaican Labor Party″ (JLP) mithilfe von paramilitärischen Banden ausgetragen. Als 1976 im Land vor der Wahl bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, versucht Bob Marley (Kingsley Ben-Adir) im Dezember 1976 auf Initiative der PNP mit einem großes Gratis-Konzert unter dem Titel
Smile Jamaica in der Hauptstadt Kingston für Frieden und Verständigung unter seinen Landsleuten zu werben.


Zwei Tage vor dem Konzert-Termin dringen zwei bewaffnete Männer in das Haus ein, in dem Marley mit seiner Frau Rita (Lashana Lynch), den gemeinsamen Kindern sowie einigen Freunden und den Begleitmusikern seiner Band – The Wailers – lebt. Sie schießen sowohl auf Rita, die vor dem Haus im Auto sitzt, als auch auf Menschen im Haus, incl. Bob Marley. Rita wird durch einen Kopfschuss ebenso wie zwei weitere Mitglieder der Band schwerer verletzt, während Marley mit einer Fleischwunde davonkommt.

Doch Marley hält das Konzert ab, zeigt aber den Zuschauern auch seine Verletzung. Auch Rita tritt mit einem Kopfverband wieder als Background-Sängerin auf.

Danach will Marley dann aber doch die Insel verlassen. Er schickt Rita und die 5 Kinder zu seiner Mutter nach Delaware in die USA und geht selbst mit seinen Musikern und Chris Blackwell (James Norton), dem Rock-Produzenten und Gründer des Labels
Island Records, nach London.

In London beginnt Bob Marley an einem neuen Album zu arbeiten. Als Hintergrund findet er die mit dem Oscar ausgezeichnete Thema-Melodie zum Film ″Exodus″ (1960) einzigartig und nennt das neue Album ebenfalls Exodus. Die Songs für das fünfte Studioalbum wurden im Januar und Februar 1977 im London aufgenommen. Es soll eines der wichtigsten Reggae-Alben Bob Marleys und seiner Band werden, das ihn endgültig zum globalen Superstar macht. Jetzt möchte er Konzerte nicht nur in Europa und Amerika, sondern auch in Afrika geben.

Doch sowohl die unverändert schwierige Situation in seiner Heimat als auch eine von ihm unterschätzte hartnäckige Erkrankung, die sich am großen Zeh zum ersten Mal bemerkbar macht, setzen dem Musiker zu. Diese Hautkrebs-Erkrankung wird letztendlich dazu führen, dass Bob Marley bereits mit 36 Jahren am 11. Mai 1981 sterben wird…


Bob Marley2
Bob Marley: One Love″ ist das erste Biopic über die jamaikanische Reggaelegende. Der Film von Regisseur Reinaldo Marcus Green taucht dabei nach einem Drehbuch von Terence Winter, Frank E. Flowers und ihm selbst tief in Bob Marleys Welt ein. Das Biopic wurde an vielen Originalschauplätzen (incl. Bob Marleys Wohnsitz in Chelsea) gedreht und entstand in enger Zusammenarbeit mit einigen Mitgliedern seiner Familie, wodurch sich authentische Einblicke in Marleys Leben ergeben.

Das Drama über Bob Marley ist der letzte Film in der großen Reihe von sehenswerten Biografien über bekannte Sänger und Sängerinnen, die häufig auch mit Nominierungen und Preisen bei wichtigen Awards geehrt wurden.

Hier ist eine sehr unvollständige Zusammenstellung von Spielfilmen, die allein in den letzten 20 Jahren erschienen sind (Filme über andere Musiker oder Dokumentarfilme gibt es noch viel mehr):
″Walk the Line″ (2005) über Johnny Cash und June Carter-Cash
″Ray″ (2005) über Ray Charles
″La vie en Rose″ (2007) über Edith Piaf
″Control″ (2007) über Ian Curtis, den Frontmann von Joy Division
″Love & Mercy″ (2014) über Brian Wilson von den Beach Boys
″I Saw the Light″ (2015) über den Countrysänger Hank Williams
″Bohemian Rhapsody″ (2018) über Freddy Mercury und Queen
″Rocketman″ (2019) über Elton John
″Judy″ (2019) über Judy Garland
″Lindenberg! Mach dein Ding″ (2020) über Udo Lindenberg
″Respect″ (2021) über Aretha Franklin
″Elvis″ (2022) über Elvis Presley
″Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody″ (2022) über Whitney Houston
″Girl You Know It’s True″ (2023) über Aufstieg und Fall von Milli Vanilli
″Back to Black″ (2024) über Amy Winehouse, soll am 18.04.2024 in die deutschen Kinos kommen

Bob Marley3Nicht bei allen der genannten Filme haben die Schauspieler selbst gesungen, sondern ihre Songs wurden mit der Originalstimme der dargestellten Person unterlegt. Genau so hat es Regisseur
Reinaldo Marcus Green beim hier besprochenen Film auch gemacht, denn Green hat größeren Wert auf die darstellerischen als auf die gesanglichen Fähigkeiten seines Hauptdarstellers gelegt. Die Hauptrolle wurde dann mit den englischen Schauspieler Kingsley Ben-Adir besetzt, der zuvor schon durch seine Darstellung von Malcolm X im dreifach Oscar-nominierten Film ″One Night in Miami″ (2020) bekannt geworden ist, ein Film, der hauptsächlich als Amazon Prime Video erschienen ist.

Kingsley Ben-Adir spielt den bekannten Reggae-Star ganz exzellent, auch wenn er – wie schon geschrieben - die Lieder nicht selbst singt. Dabei wirkt in der englischen Originalfassung Ben-Adirs jamaikanischer Dialekt, das Jamaika-Patois, ziemlich authentisch, auch wenn man sich um eine Sprache bemüht hat, die man auch als Ausländer gerade noch verstehen kann. Trotz allem sollte man sich in der Originalfassung den Film mit Untertiteln ansehen. Ben-Adir schafft es dabei aber auch, der Gestik und Mimik von Bob Marley ziemlich nahe zu kommen. Allerdings hält er sich im Vergleich zum Original bei seinen Bühnenauftritten doch etwas zurück. Dadurch wirkt er zwar authentisch aber nicht als einfache Kopie des Sängers.

Die zweite Hauptrolle hat die britische Schauspielern Lashana Lynch, die selbst jamaikanische Wurzeln hat, als Rita Marley übernommen. Rita steht unter allen Umständen zu ihrem Mann. Sie ist die Stimme der Vernunft, die ihren Ehemann mehr als einmal auf den Boden zurückholt, auch wenn sie sich nicht nur als Background-Sängerin häufig in die zweite Reihe begeben muss. Dabei darf sie im Film nur an einer Stelle Kritik an Bob Marleys wenig monogamem Lebenswandel führen, der auch zu mindestens 11 ehelichen und unehelichen Kindern geführt hat.

In Nebenrollen sind zu sehen: James Norton als Marleys Musikproduzenten - den britischer Rockmusik-Produzent und Gründer von Island Records - Chris Blackwell, Aston Barrett Jr. als seinen Vater Aston Francis ″Family Man″ Barrett, den musikalischen Kopf, Bassisten, Musikproduzenten, Arrangeur, Background-Sänger, Gitarristen, Keyboarder und Co-Songwriter von Bob Marley & The Wailers, Sheldon Shepherd als Neville Garrick Bob Marleys Grafik-Designer und Art Director und Umi Myers als Cindy Breakspeare, eine vom Marleys vielen Geliebten und Mutter seines 1978 geborenen Sohnes Damian.

Bob Marley4Wenig Kritik übt der Film am religiösen Hintergrund der Rastafari Bewegung, die den ehemaligen äthiopischen Kaiser Haile Selassie als Messias betrachtet und von vielen Anhängern der Rastafari-Bewegung als Wiederkehr Jesu Christi verehrt wird, und die aber als Inspiration für Marleys Versuche dargestellt werden, die sich bekämpfenden Parteien in Jamaika zu versöhnen.

Dagegen wurde immer wieder gezeigt, dass Marley neben der Musik eine zweite große Leidenschaft hatte, er liebte es mit Freunden zu jeder Gelegenheit auf Parkplätzen, in Parks, auf Fußballfeldern und sogar in Aufnahmestudios Fußball zu spielen – immer in Trainingskleidung von Adidas.

Regisseur Green stellt allerdings nicht nur den Versuch, Jamaika zu einigen, in den Mittelpunkt seiner Biografie, sondern das Entstehen von Bob Marleys Musik, besonders des legendären Albums Exodus, das ja bekanntlich zum internationalen Durchbruch von ″Bob Marley & The Wailers″ geführt hat. Denn nach dem Erscheinen der Platte wird das Reggae-Fieber Europa erfassen und – wie im Film auch gezeigt – auch in Deutschland die Konzertsäle füllen.

Gerade die Ausschnitte aus den bekanntesten Songs von Bob Marley und von verschiedenen Konzerten sind durch die authentisch emotionalen Performance von Kingsley Ben-Adir sicher die Höhepunkte des Films. Dabei sind die Lieder auch passend zur gerade erzählten Story und den gezeigten Szenen ausgewählt worden.

Insgesamt ist Regisseur Reinaldo Marcus Green ein vielschichtiges Musikerporträt gelungen, in dem Bob Marley als einen Mensch gezeigt wird, der auch eine unerschütterliche Mission hat: Frieden für sein Heimatland. Daneben zeigt ″Bob Marley: One Love″ aber auch Marleys tiefe Verwurzelung in der Rastafari-Religion, die biblische Elemente mit panafrikanischem Gedankengut zusammen bringen will. Auch wenn man nicht unbedingt mit dem religiösen Hintergrund einverstanden ist, ist das musikalische Biopic schon allein durch die hervorragende schauspielerische Leistung von
Kingsley Ben-Adir unbedingt sehenswert.

Zusatz 1: Während des Abspanns zeigt der Film Bilder und Videos des realen Robert Nesta ″Bob″ Marley.

Zusatz 2: Da ″Bob Marley: One Love″ ein Musikfilm ist, steht der Soundtrack mit 17 Liedern seit dem 09.02.2024 digital zum Herunterladen oder Streamen bereit.
Hier ist die Track-Liste:
Bob Marley51. Get Up, Stand Up – The Wailers (3:18)
2. Roots, Rock, Reggae – Bob Marley & The Wailers (3:37)
3. I Shot The Sheriff – The Wailers (4:42)
4. No More Trouble – Bob Marley & The Wailers (3:58)
5. War/No More Trouble – Bob Marley & The Wailers (4:57)
6. So Jah S’eh – Bob Marley & The Wailers (7:32)
7. Natural Mystic – Bob Marley & The Wailers (3:28)
8. Turn Your Lights Down Low – Bob Marley & The Wailers (3:40)
9. Exodus – Bob Marley & The Wailers (7:39)
10. Jamming – Bob Marley & The Wailers (3:32)
11. Concrete Jungle – Bob Marley & The Wailers) (4:12)
12. No Woman, No Cry – Live At The Rainbow Theatre, London / 4th June 1977 / Remastered 2020 – Bob Marley & The Wailers (7:01)
13. Three Little Birds – Bob Marley & The Wailers (3:01)
14. Redemption Song – Bob Marley & The Wailers (3:47)
15. One Love / People Get Ready – Bob Marley & The Wailers (2:51)
16. Is This Love – Bob Marley & The Wailers (3:53)
17. Rastaman Chant – The Wailers (3:46)

Foto 1: Kingsley Ben-Adir als Bob Marley © Paramount Pictures
Foto 2: Kingsley Ben-Adir als Bob Marley und Lashana Lynch als Rita Marley © Paramount Pictures
Foto 3: James Norton als Chris Blackwell © Paramount Pictures
Foto 4: v.l.n.r.: Aston Barrett Jr. als Aston Francis ″Family Man″ Barrett, Sheldon Shepherd als Neville Garrick, Kingsley Ben-Adir als Bob Marley und James Norton als Chris Blackwell © Paramount Pictures
Foto 5: Cover zum digitalen Soundtrack des Films © Island Records

Info:
Bob Marley: One Love (USA 2024)
Originaltitel: Bob Marley: One Love
Genre: Biopic, Drama, Musik
Filmlänge: ca. 107 Min.
Regie: Reinaldo Marcus Green
Drehbuch: Terence Winter, Frank E. Flowers, Reinaldo Marcus Green
Darsteller: Kingsley Ben-Adir, Lashana Lynch, James Norton, Tosin Cole, Umi Myers, Anthony Welsh, Aston Barrett Jr., Anna-Sharé Blake, Gawaine ″J-Summa″ Campbell, Naomi Cowan, Alexx A-Game, Michael Gandolfini, Quan-Dajai Henriques, David Kerr, Hector Roots Lewis, Abijah ″Naki Wailer″ Livingston, Nadine Marshall, Sheldon Shepherd, Andrae Simpson, Stefan A.D Wade u.a.
Verleih: Paramount Pictures
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 15.02.2024