korsikaSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. März 2024, Teil 8

Claudia Schulmerich

Paris (Weltexpresso) – 15 Jahre ist sie nicht zu Hause gewesen, die heute 40jährige Kheìdidja (Aïssatou Diallo Sagna), die in Paris Haushälterin einer wohlbestallten Familie ist, die den Sommer in Korsika verbringen wollen und gerne Kheìdidja als Kindermädchen hätten. Das ist die Gelegenheit, ihren beiden Mädchen Jessica (Suzy Bemba) und Farah (Esther Gohourou) die Heimat zu zeigen, die sie verlassen mußten, als ihr Mann, Vater der beiden, verunglückte und die Einheimischen sie mit ihrer schwarzafrikanischen Herkunft dafür verantwortlich machten. Doch dies erschließt sich im Film erst nach und nach.

Im Vordergrund stehen erst einmal die Töchter, die sehr unterschiedlich sind und außer sich geraten, als sie das Meer, das Schwimmen, die Sonne entdecken. Jessica ist eine Musterschülerin, überhaupt eher angepaßt und als sie auf einmal entdeckt, daß sie Gefühle für Gaia (Lomane de Dietrich), Tochter der Gastfamilie entwickelt , verunsichert sie das tief. Erst recht, als diese schon eine gemeinsame Zukunft plant, die der reiche Vater bezahlen soll. Sie ist die Tochter, die doch alles richtig machen will, während Farah sich mit allen anlegt, aber dadurch eine Entwicklung erfährt, die sie stärker macht. Es macht Spaß, die renitente Pubertierende bei ihren Streifzügen gegen das Establishment und die angesagten Meinungen zu verfolgen.

Eher unterschwellig bleibt Rassismus basso continuo. Das gilt ganz stark für die Mutter, die ja deshalb geflohen war und deren Erinnerungen an das früher schmerzen. Das gilt aber auch für die beiden Töchter. Problem ist, daß der Film hier unsere Erwartungen bedient. Wenn eine Schwarze, die mit ihren Halbwaisen Kindern einst floh, nun zurückkehrt, ist ja die Vergangenheit immer dabei. Nicht bei den Töchtern, die neugierig sind, schließlich ist ja ihr toter Vater von hier, aber doch bei der Mutter. Das macht den Film immer wieder vorhersehbar. Von daher ist die Rolle der Kheìdidja nicht immer dankbar, weil der Schmerz von früher immer wieder mit neuer Erfahrung bestärkt wird. Sie gehört nicht richtig dazu. Aber wohin gehört sie?

Wir sollen – so empfindet man – dies Gefühl des Nichtdazugehörens, nein, subtiler, das Gefühl den Nichtganzdazugehörens mitempfinden oder doch zumindest das Gefühl Kheìdidja nach-, wenn schon nicht mitfühlen können.

Nicht nur die Figuren sind pausenlos unterwegs, die Kamera auch. Ganz oft gibt es Nahaufnahmen, die dann schnell in die Totale gehen, nicht Ruhe wird vermittelt, sondern eher Hektik, die aber durchaus mit Sommersituationen zu tun hat, wo in den wenigen Ferienwochen das ganze Leben stattfinden soll, vor- und nachgeholt, weil zu Hause wieder der tägliche Trott, die Arbeit und der Haushalt wartet. Bleibt Farah, von deren Zukunft man gerne mehr wüßte und sich denkt, vielleicht taucht sie ja in einem der nächsten Filme der Regisseurin wieder auf.


Foto:
©Verleih

Info:
Stab

Regie: Catherine Corsini
Drehbuch: Naïla Guiguet und Catherine Corsini

Besetzung

AÏSSATOU DIALLO SAGNA. Khédidja
SUZY BEMBA Jessica
ESTHER GOHOUROU Farah
LOMANE DE DIETRICH. Gaïa
CÉDRIC APPIETTO Marc-Andria
HAROLD ORSONI Orso
MARIE-ANGE GERONIMI. Michelle
VIRGINIE LEDOYEN. Sylvia
DENIS PODALYDÈS Marc