Redaktion
Paris (Weltexpresso) - Sie sind zum ersten Mal mit Didier Bourdon auf der Leinwand zu sehen. Man erinnert sich natürlich an Ihr Bühnen-Duo in „Ein Käfig voller Narren“. Hatten Sie schon lange den Wunsch, wieder zusammenzuarbeiten?
Wir haben mit „Ein Käfig voller Narren“ eine sehr gute Show abgeliefert. Ich habe mir kürzlich noch einmal Auszüge aus dem Stück angesehen und finde es äußerst gelungen. Wir haben es 300 Mal gespielt. Als man mir also anbot, diesen Film mit Didier zu drehen, dachte ich mir, dies ist die Gelegenheit, eines dieser guten Tandems zu erschaffen, dem man gerne im Kino zusieht. Und in der Tat war es wirklich wunderbar, für diesen von Julien Hervé sehr gut geschriebenen Film wieder zusammenzukommen: Es ist eine sehr klare Erzählung über soziale Beziehungen, und in einer Komödie ist das in meinen Augen immer essenziell.
Was zeichnet Didier Bourdon als Künstler aus?
Was mir sofort in den Sinn kommt, wenn ich an ihn denke, ist die „vis comica“. Das ist eine äußerst seltene Gabe, die Didier neben all seinen anderen Qualitäten als Schauspieler und Autor besitzt. Er weiß von Natur aus, was lustig ist, und er kann auch andere Register als die der Komödie ziehen. Zwischen uns hat es sofort gepasst: Das sind Dinge, die sich nur schwer erklären lassen, das hat nichts mit „vernünftig“ oder rational zu tun! Es ist ganz einfach instinktiv, weil Didier etwas hat, was viele andere nicht haben.
Der Ausgangspunkt des Films ist ein DNA-Test, dem sich beide Elternpaare auf Wunsch ihrer Kinder unterziehen müssen. Ist das ein Thema, das Sie interessiert?
Ich würde sagen, relativ! Ehrlich gesagt wache ich nicht jeden Morgen auf und stelle mir Fragen zu meinem Stammbaum. Aber es ist ein gutes Thema für eine Komödie, weil es Fragen für alle aufwirft. Jeder von uns möchte seine Vorfahren kennen oder herausfinden, ob das, was man über sie zu wissen glaubt, der Wahrheit entspricht. Manchmal gibt es Dinge, die man verbergen möchte und manchmal Dinge, die es zu entdecken gilt, wie man in dem Film schnell begreift. Ich möchte jedoch hinzufügen, dass mich der soziale Gegensatz zwischen Didiers und meiner Figur genauso interessiert hat. Das erschien mir äußerst amüsant und zugleich zwingend erforderlich.
Für OH LA LA – WER AHNT DENN SOWAS? war Julien Hervé zum ersten Mal allein als Regisseur verantwortlich. Wie haben Sie ihn bei der Inszenierung wahrgenommen?
Wissen Sie, Julien ist ein Autor, der schon ziemlich viel Erfahrung hat. Ich mag Autoren sehr. Sie faszinieren mich übrigens mehr als Regisseure, um ganz ehrlich zu sein. Bei einem Film ist es meiner Meinung nach das Wichtigste, dass das Drehbuch stimmt. Das ist eine hohe Kunst, vor allem bei der Komödie. Julien hat diese Qualität, die er mit seinem Weggefährten Philippe Mechelen teilt, mit dem ich gerade LE ROUTARD gedreht habe. Wenn man als Ausgangspunkt ein gutes Drehbuch hat, fällt die Regie leicht. Diese französische Leidenschaft für den Regisseur wird ziemlich überschätzt.
Im Film spielen Sie Frédéric Bouvier-Sauvage, den Erben einer altehrwürdigen französischen Familie.
Er ist ein Mann, der die Tradition des Weins fortführt, dieses französische „Terroir“, das in die ganze Welt verkauft wird und zusammen mit der Tischkultur und Kochkunst den Reichtum unseres Erbes ausmacht. Während der Dreharbeiten hatte ich das Glück, das Château Latour im Médoc besuchen zu können: Das war eine besondere Erfahrung. Ich habe ein Stück Land gesehen, auf dem bereits 1450 Wein angebaut wurde. Ich habe Notizen gelesen, die der damalige Besitzer hinterlassen hat und in denen er das Wetter, die Qualität des Bodens und seine Arbeit als Winzer beschreibt. Es ist wunderbar, all dieses Wissen und Lebensgefühl! Das ist Kultur ... Frédéric Bouvier- Sauvage ist ein Erbe von all dem. Er ist ein sehr prätentiöser Typ, der von dieser Vergangenheit stark geprägt ist. Und es ist seine unausstehliche Seite, die ihn spannend macht. Es macht ihn zu einem sehr guten Komödiencharakter, wenn man ihn Didier gegenüberstellt, der einen Peugeot-Händler spielt. Dieser kulturelle und gesellschaftliche Konflikt existiert wirklich und das macht es interessant, dies zu spielen, auch wenn wir uns natürlich in der Karikatur befinden. Ich habe Julien dazu ermutigt, in der Region von Bordeaux zu drehen, weil ich wusste, dass man dort etwas Authentisches einfangen würde, sei es im Bild, aber auch inhaltlich. Die Keller des Schlosses, in dem wir gedreht haben, sind zum Beispiel 14 Kilometer lang und in den Kalkstein gegraben: Das ist absolut erhaben und das ist Frankreich! Das ist alles, was wir auch lieben, und es spricht jeden an.
Neben Didier Bourdon teilen Sie sich die Hauptrollen mit Marianne Denicourt, die Ihre Frau spielt, und Sylvie Testud, die die Mutter Ihres angehenden Schwiegersohns verkörpert.
Ich hatte Marianne vor etwa 15 Jahren bei den Dreharbeiten zum Film LA SAINTE VICTOIRE kennengelernt, daher kannten wir uns ein wenig. Sie ist eine sehr gute Schauspielerin und ausgezeichnete Partnerin: sehr schick, perfekt für das Paar, das wir auf der Leinwand bilden. Sylvie kenne ich besser, da ich mit ihr DIE BESUCHER – STURM AUF DIE BASTILLE gedreht habe. Sie ist eine tolle Schauspielerin. Ich finde, dass es zwischen uns allen wirklich gut harmoniert hat.
Vergessen wir nicht Ihre „Kinder“: Chloé Coulloud und Julien Pestel, denn sie sind es, die die beiden Familien aufmischen.
Ja, sie sind es, die die geniale Idee haben, uns mit DNA-Tests zu überraschen, die alles Bisherige mit furchterregenden Enthüllungen sprengen. Sie sind beide wunderbar: Chloé spielt perfekt meine Tochter, eine fordernde junge Frau, und Julien ist großartig als zukünftiger Schwiegersohn. Die gesamte Besetzung ist einfach hervorragend, zumal ich diese neue Generation von Schauspielern, mit denen ich oft zusammenspiele, sehr schätze, da sie die Idee des Teilens haben. Wir üben einen Beruf der Weitergabe aus.
Man kennt Ihre Liebe zum Text und Ihr Gespür für Rhythmus: Halten Sie sich in der langen Szene zu Beginn genau an das, was im Drehbuch steht, oder erlauben Sie sich, zu improvisieren, Dinge vorzuschlagen?
Ich halte mich immer so nah wie möglich an den Text, das ist etwas, was ich sehr respektiere. Aber es gibt auch zwangsläufig Dinge, die sich beim Spielen und Drehen ergeben. Ich habe also einiges hinzuerfunden und Julien vorgeschlagen. Er war sehr empfänglich dafür, wie auch meine Spielpartner. Aber ich kann das nur tun, weil ich mich zunächst sehr streng an den Originaltext halte, sonst verpasst man das Wesentliche. Danach kann man sich etwas Blödsinn erlauben, der das Tempo noch verbessert. Das ist wunderbar. Letztendlich ist das auch der Grund, warum Juliens Film in meinen Augen so gut gelungen ist. Es ist so schwierig, eine Komödie zu machen. Die Leute richtig zum Lachen zu bringen, ist selten. Ich habe den Film in einem Kino mit „echtem“ Publikum gesehen und festgestellt, dass er perfekt funktioniert. Die Leute weinen vor Lachen.
Foto:
©Verleih
Info:
Oh la la - Wer ahnt denn sowas?
Ab 21.03.2024 im Kino
Genre: Komödie
Regie und Buch: Julien Herve‘
Mit: Christian Clavier, Didier Bourdon, Sylvie Testud