Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. März 2024, Teil 4
Christel Schmidt
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es ist ja nicht so, als sei das Thema neu. Aber wie eigentlich immer - egal ob Kultur oder Küche - machen Variation und Weiterentwicklung von Bewährtem den eigentlichen Spaß aus. Wenn also zum ersten Mal zwei Familien nur aus dem Grund aufeinandertreffen, weil ihre Kinder heiraten wollen, dann birgt das schon per se jede Menge Zündstoff, Konflikte und Peinlichkeiten. Also bestes Komödienmaterial. Für den nötigen Tiefgang sorgen dann noch gesellschaftliche Unterschiede, Eitelkeiten und Vorurteile. So hat das schon beim Klassiker ‚Guess who‘s coming to dinner‘ funktioniert, in dem die Eltern damit konfrontiert werden, dass der Arzt, den ihre Tochter heiraten möchte, eine andere Hautfarbe hat.
Auch ‚Meine Braut, ihr Vater und ich‘ schlägt herrlich komödiantische Funken aus dieser Gemengelage. Und natürlich sind die ‚Monsieur Claude und seine Töchter‘ Filme ein absolutes Erfolgsmodell dieser Konstellation. Die upgedatete, verschärfte Version kann dem family- und culture clash noch eine raffinierte Drehung hinzufügen. Willkommen bei ‚O la la - wer ahnt denn sowas‘
Es beginnt in einem Labor. Die junge hübsche Mitarbeiterin macht einen der in Mode gekommenen DNA Tests. Er soll ein verbindendes Geschenk sein für ihre Eltern, und die zukünftigen Schwiegereltern, die sich zum ersten Mal vor der geplanten Hochzeit treffen werden. Ein DNA Test als Eisbrecher. Eine Kollegin erzählt, dass bei ihrem Vater 10% australisches Erbgut festgestellt wurde. Man habe ihm gleich einen Känguruslip zu Weihnachten schenken können. Damit ist die Tonlage gesetzt. Hier geht es um lustvolles Zelebrieren und Demontieren von Klischees, Erschütterung von Gewissheiten und überraschende Erkenntnisse und Entwicklungen. Und es geht um Patriotismus. Denn Patrioten sind sie beide, die Väter von Braut und Bräutigam.
Der bodenständige Peugeot-Autohändler Gerard Martin verachtet deutsche Autos. Wer einen Mercedes fahren möchte, soll nach Deutschland ziehen. Aber da will natürlich kein Franzose leben. Noch nicht mal die Deutschen wollen da leben, stellt er mit breitem Grinsen fest.
Sein Gegenpart, der Vater der Braut, besitzt ein Weingut, ein Schloß und viele Bilder seiner Vorfahren. Auf seine adelige Herkunft ist er mächtig stolz. Als arroganter Aristokrat Frederic Bouvier-Sauvage kann Mr. Claude Darsteller Christian Clavier hier wieder gewohnt spielfreudig alle Register ziehen.
Das soziale Gefälle zwischen den beiden Familien sorgt schon für Zündstoff und Pointen. Aber die überraschenden Ergebnisse der DNA-Tests wirbeln natürlich noch einmal alles durcheinander. Alle beteiligten Personen und Nationen bekommen ihr Fett weg. Dabei wird die deutsche Synchronisation einige Herausforderungen bewältigen müssen, denn manche Wortspiele lassen sich schwer übersetzen. Wenn es zum Beispiel um die Bewunderung für deutsche Ingenieurskunst und die Firma Bosch geht, die gleichzeitig an die Abwertung und Geringschätzung der Deutschen während der Besatzung mit dem Schimpfwort ‚boches‘ erinnert. Aber selbst wenn einige Feinheiten bei dem temporeichen Spiel auf der Strecke bleiben sollten, tut das dem Amusement keinen Abbruch.
Um es im Tonfall des Films zu formulieren - das können sie, die Franzosen: Leichtfüßige Komödien mit Tiefgang, deren bittere Wahrheiten ganz nonchalant und raffiniert daherkommen. Ein prickelndes Vergnügen.
Foto:
©Verleih
Info:
Oh la la - Wer ahnt denn sowas?
Ab 21.03.2024 im Kino
Genre: Komödie
Regie und Buch: Julien Herve‘
Mit: Christian Clavier, Didier Bourdon, Sylvie Testud