Neu auf DVD, Blu-ray und 4K Ultra HD ab Donnerstag, 11. April 2024
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – 1959 lebt die 14jährige Priscilla Beaulieu (Cailee Spaeny) zusammen mit ihren Eltern Captain Beaulieu (Ari Cohen) und Ann Beaulieu (Dagmara Dominczyk) auf einem US-Armee Stützpunkt in Wiesbaden. Sie wird von einem Mitglied der Air Force für einen Abend zu einer Party in Elvis‘ Haus in Bad Nauheim eingeladen. Dort trifft sie auf den zehn Jahre älteren Elvis Presley. Bei ihrem ersten Treffen knistert es sofort zwischen den beiden und sie entwickeln eine tiefe Zuneigung zu einander, da sie erkennen, dass sie beide ihr Heimweh teilen.
Danach verbringt Priscilla immer mehr Zeit mit Elvis, nachdem er sich ihren Eltern vorgestellt hat. Da die Nächte dann doch recht lang werden, ist die Schülerin in der Schule regelmäßig müde – aber dagegen helfen die Pillen, die Elvis ihr großzügig überlässt. Doch 1960 ist Presleys Militärdienst zu Ende und er kehrt in die USA zurück.
Allerdings bleiben die beiden in Briefkontakt und nach zwei Jahren bittet der Musiker Priscillas Eltern, dass ihre minderjährige Tochter ihn in Graceland besuchen darf, dem stimmen Priscillas Eltern nach einigem Bedenken zu. Im Jahr danach darf Priscilla ganz nach Graceland ziehen. Elvis verspricht, dass sie auf einer katholischen Mädchenschule in Memphis ihren High-School Abschluss macht und dass Elvis Vater Vernon (Tim Post) auf sie aufpasst.
Elvis stattet sie zwar mit teurer Garderobe aus (passend zu den Kleiden bekommt sie gleich noch ein paar Pistolen dazu), doch eigentlich ist der King immer unterwegs zu neuen Drehs oder auf Konzerttourneen. Ist er mal zu Hause, hat er immer ein paar Buddys um sich. Elvis nimmt die junge Frau zwar mit zu den nächtlichen Partys, aber sie steht doch immer etwas abseits – dazu gibt ihr Elvis immer wieder von seinen Pillen, damit sie die Nächte durchstehen kann. Ihr ist während der ganzen Zeit nicht erlaubt, Freundinnen nach Graceland mitzubringen oder arbeiten zu gehen. Auch beharrt Elvis darauf, dass sie zwar zusammen in einem Bett schlafen, dass er aber mit Priscilla erst Sex haben wird, wenn sie verheiratet sind.
Am 1. Mai 1967 heiraten der 32jährige Elvis Presley und die 21jährige Priscilla Ann Beaulieu in Las Vegas im Hotel Alladin. Schon neun Monate später kommt ihre gemeinsame Tochter Lisa Marie zur Welt. Priscilla ist darüber nicht allzu glücklich.
Doch jetzt lernt die junge Frau schnell auch die dunklen Seiten ihres neuen (Luxus-)Lebens kennen, denn zu der Zeit ist Elvis‘ Karriere auf dem Höhepunkt. Deshalb sitzt Priscilla weiter in Graceland und muss sich allein um Lisa Marie kümmern, während Elvis nicht nur Filme dreht, entweder weiter auf Tour geht oder in Las Vegas singt, sondern es stehen auch regelmäßig Gerüchte über Affären des Künstlers mit seinen weiblichen Ko-Stars in den Zeitungen, z. B. mit Ann-Margret oder Nancy Sinatra.
Priscilla verkraftet die Gerüchte schwer. Gleichzeitig beginnt sie, sich von Elvis zu lösen, indem sie z.B. Karate-Stunden bei Mike Stone (Evan Annisette) nimmt, mit dem sie auch eine Affäre beginnt. Da Elvis weiter kein großes sexuelles Interesse an ihr hat, verlässt sie im Februar 1972 zusammen mit ihrer Tochter Graceland. Am 9. Oktober 1973 wurde die Ehe von Elvis und Priscilla Presley geschieden…
″Priscilla″ ist ein Drama von Regisseurin Sofia Coppola, die auch selbst das Drehbuch geschrieben hat nach Elvis and Me: The True Story of the Love Between Priscilla Presley and the King of Rock N' Roll (1986) - Priscilla Beaulieu Presleys Memoiren, die sie zusammen mit Sandra Harmon verfasst hat. Priscilla Presley ist auch als Executive Producer am Film beteiligt. Kameramann ist der Oscar nominierte Franzose Philippe Le Sourd. Die Dreharbeiten fanden aber nicht in Graceland, sondern im Herbst 2022 in Toronto statt.
Nach der Filmbiografie ″Elvis″ (2022) von Regisseur Baz Luhrmann mit Austin Butler in der Titelrolle erscheint nun innerhalb von kurzer Zeit einen zweiter Film über den King of Rock 'n' Roll. Doch der Film von Sofia Coppola ist ganz sicher nicht nur die weibliche Antwort auf den Erfolgsfilm, denn es geht nicht unbedingt darum zu zeigen wie Elvis aus Sicht seiner Ehefrau war, auch wenn es Szenen gibt, in denen der Musiker Pillen schluckt, sich als kontrollsüchtigen und egoistischen Menschen erweist sowie entweder Potenzprobleme oder einfach Angst vor erwachsenen Frauen hat.
Denn der Film dreht sich eigentlich hauptsächlich um die Titelfigur Priscilla Beaulieu, da man die Ereignisse im gesamten Film hauptsächlich durch die Augen dieser jungen Frau sieht. Coppola zeigt, dass die Beziehung von Beginn an durch Ungleichheiten belastet war, denn da gibt es den Altersunterschied von 10 Jahren, die ungleichen Machtverhältnisse durch den Bekanntheitsgrad aber auch die unterschiedlichen Erwartungen an Mann und Frau in den späten 1950er und beginnenden 1960er Jahren.
Dabei macht Sofia Coppola deutlich, dass Priscilla nicht nur ihrer Jugend beraubt wurde, sondern dass sie während der gesamten Beziehungen mit Elvis unglaublich einsam gewesen sein muss. Bereits in Bad Nauheim wirkt sie bei den Partys in Elvis Haus wie ein Fremdkörper, da sie deutlich jünger als die übrigen Gäste ist und mit denen auch keinen gemeinsamen Gesprächsstoff hat.
Das ändert sich auch nicht, als sie später in Graceland lebt, denn Freundinnen hat sie keine - weder in der Schule noch später - die durfte sie gar nicht mit nach Hause bringen. Auch mit den Mitarbeiterinnen, die die Fanpost beantworten, darf sie nicht sprechen, denn dann würde sie die von der Arbeit abhalten – wie ihr Elvis Vater Vernon klar macht. Als sie einmal mit ihrem Hund im Garten gespielt hat, wurde sie auch gemaßregelt, denn dann könnte ja die Presse Fotos von ihr machen.
Elvis mag zwar ein Bezugspunkt für Priscilla sein, doch er ist regelmäßig beim Filmdreh oder auf Tourneen. Wenn er mal in Graceland ist, hat er immer gleichaltrige männliche Freunde um sich herum und kümmert sich eigentlich kaum um sie, denn einen gemeinsamen Gesprächsstoff scheinen die Beiden kaum zu haben.
Die Regisseurin zeigt diese Einsamkeit auch dadurch, dass sich im Laufe des Films einige Szenen wiederholen und sich dadurch deutliche Längen ergeben. Allerdings spielt Cailee Spaeny Priscillas Leben so intensiv mit viel Verletzlichkeit und Sympathie, dass man dem Film die Längen ganz sicher verzeiht. Außerdem ist Spaeny in der Lage auch den inneren Wandel Priscillas hervorragend darzustellen. Dabei wird nur ganz kurz darauf eingegangen, dass die junge Frau auch anfängt selbst Affären zu haben, z.B. mit ihrem Yogalehrer Mike Stone.
Der Film gehört ganz sicher vor allem Cailee Spaeny als Priscilla. Jacob Elordi als Elvis hat eine sehr viel kleinere Rolle, in der er aber überzeugt. Er kann die Stimmungsschwankungen aber auch Elvis’ Anhänglichkeit an Priscilla oder seine plötzliche Gleichgültigkeit ihr gegenüber sehr gut darstellen. Elvis wurde allerdings von Sofia Coppola nur in wenigen Szenen gezeigt, in der er auf der Bühne steht und auch dann nur von hinten und ohne Gesang.
Der Grund war sicher auch, dass ihr der Presley-Nachlass die Verwendung von Original-Songs von Elvis Presley nicht genehmigt hat. Die Musik stammt – wie schon bei anderen Filmen Sofia Coppolas - von der französischen Indie-Pop-Band Phoenix, in der Thomas Mars der Leadsänger ist. Er ist auch der Ehemann der Regisseurin. Auch wenn im Film hin und wieder bekannte Songs verwendet werden, konnte sie dadurch einen ganz eigenen Sound für ihre Story finden.
Die FBW Jugend Filmjury vergibt für ″Priscilla″ 3 von 5 Sternen, da die Inszenierung die unregelmäßig leidenschaftliche Liebe des Superstars seiner Frau gegenüber sehr gut unterstreicht. Außerdem laden die stilvollen Kostüme und Sets sowie die verträumte Kamera in ein nostalgisches Porträt der 60er-Jahre ein. Gleichzeitig sei das Drama leider zu oberflächlich, um wirklich zu berühren. Die Jury empfiehlt den filmgraphisch sehr ansprechenden Film ab 14 Jahren.
Der Film wurde bereits für einige Auszeichnungen nominiert, so z.B. Cailee Spaeny bei den Golden Globe Awards 2024 in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Drama, den sie aber nicht gewinnen konnte. Daneben erhielt Cailee Spaeny den Coppa Volpi Preis als Beste Darstellerin bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2023.
Insgesamt erzählt Sofia Coppola in ihrem wunderbar detaillierten Porträt ″Priscilla″ nicht nur eine bisher wenig bekannte Seite des King of Rock 'n' Roll, sondern auch die Hintergründe von Priscillas Liebesbeziehung und turbulenter Ehe, beginnend als Teenager auf einem deutschen Militärstützpunkt bis zu ihrem Leben auf dem (alb-)traumhaften Anwesen in Graceland. ″Priscilla″ ist auf jeden Fall ein visuell fesselnder Film über eine einsame Frau, der daneben aber auch einen kritischen Blick auf Elvis Presley wirft. Ob ″Priscilla″ besser oder schlechter als Baz Luhrmanns ″Elvis″ ist, liegt sicher im Auge des Betrachters. Es lohnt auf jeden Fall, sich das Biopic zu Hause anzusehen.
Foto 1: Cover Blu-ray © A24 / MUBI / Al!ve
Foto 2: Cailee Spaeny als Priscilla Beaulieu und Jacob Elordi als Elvis Presley bei ihrer Hochzeit © A24 / MUBI / Al!ve
Foto 3: Cailee Spaeny als Priscilla Beaulieu © A24 / MUBI / Al!ve
Foto 4: Jacob Elordi als Elvis Presley und Cailee Spaeny als Priscilla Beaulieu mit Lisa-Marie © A24 / MUBI / Al!ve
Info:
"Priscilla" ist ab Do. 11.04.2024 als DVD, Blu-ray und 4K-UHD im Handel erhältlich. Die DVD enthält Sprachfassungen in Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1, die Blu-ray in Deutsch und Englisch in DTS 5.1. Die Untertitel von DVD und Blu-ray sind in Deutsch und Englisch. Das Bildformat der DVD ist 1:85: 1 (16:9 anamorph) und der Blu-ray 1:85 1 (1080p/24).
Als Bonus-Materialien enthalten DVD, Blu-ray und 4K-UHD: Das Making-of von ″Priscilla″ sowie Interviews beim Filmfestival von Venedig mit Sofia Coppola, Cailee Spaeny & Jacob Elordi.
Priscilla (USA, Italien 2023)
Originaltitel: Priscilla
Genre: Drama, Biopic, Memoiren-Verfilmung
Filmlänge: ca. 115 Min.
Regie: Sofia Coppola
Drehbuch: Sofia Coppola
basierend auf Priscilla Beaulieu Presleys Memoiren Elvis and Me: The True Story of the Love Between Priscilla Presley and the King of Rock N' Roll (1986) zusammen mit Sandra Harmon
Darsteller: Cailee Spaeny, Jacob Elordi, Jorja Cadence, Tim Post, Ari Cohen, Dagmara Dominczyk, Lynne Griffin u.a.
Verleih: MUBI
Vertrieb: Al!ve
FSK: ab 12 Jahren