VerleihsimpleLICHTER Filmfest Frankfurt International: von Dienstag, 16. April bis Sonntag, 21. April, Teil 14

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es gehört ja zu den absolut fintenreichen Ideen des LICHTER Filmfests, den Kreis der Filmanbieter auszuweiten und so werden nicht wenige Filme vom Institut français ‚präsentiert‘. Bei diesem Film, so wurde uns vorweg gesagt, handele es sich um einen Knaller, denn dieser auf Französisch gedrehte kanadische Film erhielt 2024 den nationalen französischen Filmpreis César in der Kategorie Meilleur film étrangerals (Bester ausländischer Film), womit er PERFECT DAYS von Wim Wenders, OPPENHEIMER von Christopher Nolan und FALLENDE BLÄTTER von Aki Kaurismäki aus dem Rennen warf.

 

Das ist doch was! Also war die Spannung groß und die Zuschauer im gut besuchten Eldorado bekamen ein zusätzliches Schmankerl, als ihnen mitgeteilt wurde, daß das Institut français alle hiesigen Syvains (Der ja im französischen Titel tonangebend ist) zum Filmbesuch am Donnerstag, 18. April eingeladen habe. Einer immerhin meldete sich, der ein wenig mundfaul war, aber immerhin zum Besten gab, daß das einzige, was ihn hier und an seinem Namen ärgere, die falsche Aussprache des ...ain sei, in Lautschrift nämlich sil.vɛ̃. Das war eine prima Idee und gab dem Filmereignis erst einmal Schwung.

 

Es fing auch locker an. Eine Abendgesellschaft zu viert. Aha, das merkt man gleich, da ist Geld im Hintergrund und Geist auch, denn es wird spitzfindig hin und herdiskutiert. Sophie (Magalie Lépine Blondeau ) ist eine schöne Frau und Philosophieprofessorin ohnehin. Wir sehen sie auch des öfteren als Vortragende im Hörsaal, weil an ihrem Vortrag jeweils ihre Gemütverfassung: gelassen, betrübt, verliebt abzulesen ist. Was sie allerdings vorträgt ist eher Volkshochschule. Sophie lebt seit 10 Jahren mit Xavier (Francis-William Rhéaume) in Wohhabenheit zusammen und beide verstehen sich gut, führen ein Vie Bohème, also eine vertraute Zweisamkeit in Quebec, die durch Freundes-, Kino- und Ausstellungsbesuche abwechslungsreich ist. Beim Gespräch mit den Freunden allerdings hat sich herausgestellt, daß zu einem wirklich tollen Leben doch etwas fehlt: ein Ferienhaus im Wald, wo man sich von den anstrengenden Tagen in der Großstadt erholen kann.

 

Erst als Sophie sich um dies gefundene Ferienhaus kümmern muß und zur Verabredung mit dem Handwerker hinfährt, geht ihr auf, daß in ihrem Leben noch etwas anderes als dies Haus gefehlt hat: Amour Fou! Denn binnen kurzem findet sie den Handwerker Sylvain (Pierre-Yves Cardinal), der übrigens wirklich wie ein echter kanadischer Waldschrat gekleidet ist, derart attraktiv, daß ihr die Sinne schwinden, damit im Hauruck auch in ihrem Körper die Sinnlichkeit den Ton angibt. Das ist bis dahin spritzig, witzig, wenngleich sehr hervorsehbar. Die besten Teile des Films sind dennoch die, die dezent, aber durchschlagend die körperlichen Sensationen, die beide erleben, auf die Leinwand bringen.

 

Sophie wir ab da wie umnachtet, mit dem stets gleichen somnabulen Lächeln durch den Film wandern. Und am Schluß fragen wir uns, wer überhaupt dieser Sylvain ist, denn der Film ist so auf die Hauptdarstellerin gerichtet, daß Sylvain keine echte Gestalt gewinnt. Wir erfahren nichts über sein sonstiges Leben, sein Wesen etc. Da ist es mit dem bisherigen Partner Xavier schon etwas besser. Denn als Sophie ihm, der ihre Veränderungen mitbekommt, ihre Liebesbeziehung mit Sylvain gesteht, reagiert er eifersüchtig, sogar gewalttätig, was auch heilsam ist, weil Sophie dann eher gehen kann. Man ist ja nicht verheiratet, da muß sie einfach ausziehen.

 

Vom weiteren Leben bekommen wir dann mit, daß sie beim Kennenlernen seiner Familie ob deren teils dümmliche Sprüche damit konfrontiert ist, daß hier Meinungen geäußert werden, die zu ihren konträr sind, politisch, menschlich etc.

Noch kann die beidseitige Leidenschaft einiges aushalten, aber der Zuschauerin wird klar, daß es auf ein Ende der beiden zuläuft. Und so kommt es auch. Wir sehen im Abspann, wie Sophie ihren eigenen Weg gehen wird. Diese Liebe hatte aus gesellschaftlichen Gründen keine Chance, ist die Erkenntnis.

 

Das ist so platt wie wenig überzeugend, einfach, weil man die Rollen auf der Leinwand wenig differenziert gesehen hat. Daß dieser Film einem sehr bekannten Roman folgt, sollte man noch hinzufügen. Ob dieser die Menschen ernster nimmt? Auf jeden Fall kann man die Auswahl als bester ausländischer (nicht fremdsprachig! Er ist ja auf Französisch gedreht) Film 2024 bei der oben genannten Konkurrenz einfach nicht verstehen.

 

Foto:

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Info:

Stab und Besetzung 

Regie Monia Chokri

Drehbuch Monia Chokri

 

Kamera André Turpin

Darsteller Magalie Lépine Blondeau , Pierre-Yves Cardinal, Francis-William Rhéaume

 Musik Emile Sornin

 

Titel

The Nature of Love (2023)

Originaltitel

Simple comme Sylvain

Genre

Drama 

Liebesfilm 

Komödie

Cannes 2023 

Cannes 2023 Un certain regard

Filmfest Hamburg 2023

London Film Festival 2023

Zurich Film Festival 2023

Viennale 2023