bdSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos am Donnerstag, 9. Mai, Teil 15

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Wenn sich alles auf die eigene Person konzentriet, wird das für andere durchaus schwierig. Dieser Film des Regisseurs Oskar Roehler folgt dem Buch SELBSTVERFICKUNG von Oskar Roehler, das wiederum dem Leben von Oskar Roehler folgt. Seit jeher haben sich die Filme des Oskar Roehler um sich und die Eltern gedreht. Das ist einigemale hervorragend ausgegangen. Hochgelobt der Film über seine Mutter, die exaltierte, erfolgreiche Schriftstellerin Gisela Elsner, dargestellt von Hannelore Elsner in DIE UNBERÜHRBARE (2000) und ein wunderbarer Film über sein Großwerden, der gleichzeitig eine Geschichte der jungen Bundesrepublik ist, ist QUELLEN DES LEBENS (2013. Auch andere Filme waren interessant, so in der Zusammenarbeit mit Oliver Masucci, der in  ENFANT TERRIBLE (2020) Rainer Werner Fassbinder darstellte. Die Erwartungen sind also groß. 

Auch der BAD DIRECTOR ist ein Enfant Terrible und in ihm verkörpert Roehler auch Teile seiner selbst, eines Regisseurs also, der den Namen Gregor Samsa trägt, was gar nicht anders als Verweis auf den gleichnamigen Held in Kafkas VERWANDLUNG gedeutet werden kann, der sich eines Morgens in einen Käfer verwandelt, einen häßlichen dazu. In was verwandelt sich Dieser alternde Filmregisseur Gregor Samsa (Oliver Masucci)? Früher hieß es, daß ein Mann über 50 mit den grauen Schläfen seine beste Zeit habe und am attraktivsten sei. Doch was passiert mit Menschen in der Umgebung des Filmemachens, die seit Jugend ein äußerliches Leben führten, das durch Hedonismus gekennzeichnet ist: gut soll es ihm gehen, am besten soll es ihm gehen, alles will er nutzen, den Alkohol und mehr, die Frauen sowieso, sind sie köuflich, sind sie leichter abzuservieren, der kurze Kick wie es heißt. Gibt's das wirklich so im Filmgeschäft oder ist es der Film vom Filmgeschäft? Klar, das sieht man nach den ersten Einstellungen, wo Masucci wirklich , wie ein heruntergekommener, verbitterter Oskar Roehler aussieht, im Rausch und Alkoholdelirium, hier geht's sarkastisch, ironisch auch, doch "Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung" stellt sich nicht ein. Auch wenn man den Mut bewundern kann, mit dem sich der Regisseur hier nackt auszieht, so ist noch die Frage, ob man das sehen will. 

Das fängt mit dem Widerspruch an sich an. Es geht um die Entlarvung des idiotischen deutschen Filmsystems, also wie Filme entstehen, finanziert werden, das Produzentenwesen und die vielfältigen staatlichen Förderungen, von der Kommune durch Erlaubnis von Aufnahmen, den Länderfinanzierungen, des Bundes und vor allem der TV-Sendeanstalten. Sicher ein Dschungel sondergleichen, der leicht in die Irre führt. Aber wieso wird dann dieser Film von der grotesk dargestellten Filmmafia überhaupt gefördert, kommt wirklich in die Kinos. Er müßte doch scheitern?

Lassen wir also ein ernsthaftes Hinterfragen und schauen auf die Leinwand. Daß sich Masucci, der hier übrigens Co-Prdouzent ist, was Obiges miterklärt,  so häßlich machen kann, ist schon allerhand. Und wie er poltert und grimassiert auch. Betrunken sowieso, immer am Rande des Wahnsinns, exaltiert bis zum Äußersten. Frauen kommen hier in zweifacher Funktion vor. Da ist einmal der weibliche Star Konstanze, eine Diva wie einst, die weiß, was sie wert ist und sich von Regisseur Samsa nicht ausbooten läßt, sondern ihren eigenen Kopf durchsetzt und wenn sie auch in den Teppich beißen muß! Das macht Anne Ratte-Polle hinreißend. Doch für Samsas Sexsucht wäre das zu anstrengend. Er bevorzugt käufliche Dienste, da kann er sich benehmen wie er will, obwohl uns ja vor allem das Versagen der Manneskraft vorgeführt wird, kein Wunder bei den Exzessen. Auch wenn Grete (Balla Dayne), eine gebildete blonde Osteuropäerin, die nebenbei ihre Literaturkenntnisse von sich gibt, ihr Bestes gibt, so können die langen und langatmigen Szenen einfach nicht begeistern. Zuviel, zuviel, zuviel. Und klischeehaft. Daß Samsa die schöne Grete ausgerechnet erstmals in einem Antiquariat erblickt, wohin er sich vom oberflächlichen Deutschen Filmpreis rettet, um Substanz zu erleben, das ist auch ein hergebrachtes Klischee. Aber ist nicht der ganze Film eines?

Doch gibt es auch sehenswertes Hinterfotziges. Denn die deutsche Filmbranche wird hier bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises dann schon gekonnt in Szene gesetzt. Man glaubt zu wissen, wen er meint und ganz sicher ist, daß die Nachwuchsschauspieler beim Versuch, ein Gesicht zu bekommen und sich durchzusetzen ,mit den gröbsten Anforderungen und lächerlichsten Klischees konfrontiert sind. Das also ist durchaus amüsant. Aber diese obsessive Bezogenheit auf sich selbst, der Roehler hier frönt, die nervt. 

Foto:
©Verleih

Info:
BESETZUNG
Gregor Samsa.   Oliver Masucci
Grete.                 Bella Dayne
Konstanze          Anne Ratte-Polle
Fabian Reiter.       Elie Kaempfen
Regieassistent.    Götz Otto
Jürgen                 Jürgen Tröster
Produzent            Anton Rattinger
Holger Wiener      Norbert Ghafouri

STAB
Regie & Drehbuch.   Oskar Roehler, nach seinem Roman „Selbstverfickung“