Für Fans von Animationsfilmen als Free-TV Premiere an Pfingstsonntag, 19. Mai 2024 bei SAT.1
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Vor vielen Jahrhunderten war das Land Kumandra vereint und von Menschen und Drachen bewohnt. Doch eines Tages tauchten mysteriöse schwarze Wolken genannt Druun auf, die Zwietracht unter den Menschen und Drachen säten und viele Menschen versteinerten. Die Drachen kämpften zusammen mit den Menschen, letztendlich wurden sie auch besiegt. Die letzten Drachen erschufen das Drachenjuwel, das die Menschen aus der Versteinerung rettete, allerdings blieben die Drachen weiterhin zu Stein erstarrt.
500 Jahre später hat sich das Reich, das die Form eines Drachen hat, in 5 Länder aufgeteilt und zwar Herz, Zahn, Kamm, Klaue und Schweif. Im Land Herz ist es die Aufgabe von Benja das Juwel zu bewachen. Er hat seine Tochter Raya als seine Nachfolgerin auf diese Aufgabe vorbereitet. Benja versucht die Völker wieder zu einen, doch da sich die Völker weiterhin nicht vertrauen, wird das Juwel zerbrochen. Dadurch können die Druun zurück kommen und versteinern viele der Menschen, die nicht rechtzeitig fliehen können. Auch Rayas Vater Benja wird versteinert, während er seine Tochter und den übrig gebliebenen Teil des Drachenjuwels ins Wasser wirft, denn dorthin können die Druun nicht folgen.
6 Jahre später sucht die inzwischen erwachsene Raya zusammen mit ihrem ebenfalls gewachsenen Freund und Reittier Tuk-Tuk alle Flüsse Kumandras nach dem angeblich noch lebenden letzten Drachen namens Sisu ab, denn dieser Drache war der Beherrscher des Wassers. Als Raya endlich die Drachendame findet, ist Sisu gar nicht so mystisch wie in den Sagen erzählt wird, sondern eher etwas naiv, unkonzentriert und selbstverliebt. Sie ist aber bereit zusammen mit Raya nach den übrigen Teilen des Drachenjuwels zu suchen, die in den Ländern von Kumandra verteilt sind.
Doch es sind nicht nur die Druun, die der jungen Kriegerin zu schaffen machen, sondern auch Namaari, die Tochter von Virana, der Herrscherin von Zahn, versucht ebenfalls die einzelnen Stücke des Kristalls zu finden. So kommen sich die beiden jungen Frauen immer wieder in die Quere. Glücklicherweise ist das zweite Stück des Juwels, das Raya und Sisu im Land Schweif finden, dasjenige, das die Drachendame befähigt, die Gestalt zu wechseln. So kann sie als junge Frau reisen und wird nicht sofort erkannt.
Auch wenn Raya nach einem Vertrauensbruch, der zum Verlust des Drachenjuwels führte, eigentlich niemandem mehr trauen will, trifft sie unterwegs auch auf Menschen, die bereit sind, ihr zu helfen und die dann mit ihr, Sisu und Tuk-Tuk zusammen weiterreisen. Dies sind der zehnjährige Koch und Schiffsführer Boun aus Schweif, das klauende zweijährige Kleinkind Noi, das von den affenartigen Oingis aufgezogen wird, und der furchterregende aber sehr liebevolle Riese Tong.
Rayas Suche führt sie durch die Länder Kumandras, damit sie und ihre Begleiter die Scherben des Drachenjuwels wieder zusammenfügen können und Sisu mit ihrer Drachenmagie, die Druun vertreiben und alles Versteinerte wieder zum Leben erwecken kann. Dadurch soll Kumandra wieder friedlich vereint werden. Doch da gibt es noch einige Hindernisse, die das verhindern könnten…
Bei dem Animationsfilm "Raya und der letzte Drache" steht ebenso wie bei dem Realfilm "Mulan" (2020) ein starker weiblicher Krieger-Charakter im Mittelpunkt, der ebenso wie Mulan aus Asien kommt und von den Kulturen des südostasiatischen Raums inspiriert wurde. Auch ist der Film des Disney Animation Studios erstmals seit "Vaiana - Das Paradies hat einen Haken" (2016) wieder ein Animationsfilm, der nicht ein Remake oder eine Fortsetzung ist.
Da der asiatische Markt für das Studio immer wichtiger wird, ist es kein Wunder, dass beide genannten Filme in Ost-Asien angesiedelt sind. Nach dem Animationsfilm "Soul" (2020) mit einen afro-amerikanischen Protagonisten unterstützt "Raya" das vom Studio propagierte Diversitätsprinzip, denn die beiden Drehbuchautoren Qui Nguyen und Adele Lim sowie beinahe alle Sprecher:innen der Originalversion haben einen asiatischen Hintergrund, wie die bekannten Schauspieler:innen Awkwafina als Sisu, Daniel Dae Kim als Benja, Benedict Wong als Tong, Sandra Oh als Virana sowie Kelly Marie Tran als Raya und Gemma Chan als ihre Gegenspielerin Namaari, daneben leiht Alan Tudyk Tuk Tuk seine Stimme.
Regisseure des Films sind Don Hall und Carlos López Estrada. Don Hall hat bereits bei "Baymax - Riesiges Robowabohu" (2014) und bei "Vaiana - Das Paradies hat einen Haken" (2016) Regie geführt; Carlos López Estrada ist vor allem als Video-Regisseur bekannt geworden.
Der Film präsentiert mit Raya - wie schon mit Mulan - eine Heldin, die als gut ausgebildete Kämpferin keinen starken Mann braucht, der sie rettet oder auch nur unterstützt. Sie streift allein zusammen mit ihrem Reittier Tuk Tuk durch die Länder von Kumandra, weiß sich in der völlig zerstörten Welt voller Magie, Fabelwesen und sehr unterschiedlichen Landschaften gut mit ihrem Schwert und durch Martial Arts Kämpfe zu behaupten. Im Gegensatz zu vielen anderen Disney-Animationsfilmen wird in diesem Film auch nicht gesungen.
Doch nachdem sie Sisu gefunden hat, muss Raya auch lernen, dass es sehr hilfreich ist, wenn man Freunde hat, die einen unterstützen können. Denn die Menschen (und Affen), die Raya jeweils in jedem Land, das sie besucht und in dem sie einen Teil des Drachenjuwels an sich nehmen will, unterstützen und die dann mit ihr weiterziehen, haben doch auch ein paar Tricks im Ärmel, ohne die Rayas Suche keinen Erfolg gehabt hätte.
Neben Raya ist vor allem ihre weibliche Gegenspielerin Namaari ebenfalls taff. Auch wenn sie es war, die die junge Raya betrogen hat und die auch während des gesamten Films Raya und ihre Begleiter verfolgt, will sie doch nur das Beste für ihr Land. Nicht nur die beiden jungen Frauen auch Namaaris Mutter Virana ist als Herrscherin von Zahn eine wenn auch berechnende aber trotzdem starke Frau.
Da der Film nur etwa 90 Minuten lang ist, und Raya, Tuk Tuk, Sisu und ihre späteren Begleiter doch recht rasant von einem Land zum nächsten reisen, erfährt man nicht allzu viel über die 5 Länder, auch wenn versucht wurde, die Ausgestaltung der verschiedenen Stämme mit ihren eigenen Kulturen und Dörfern durch unterschiedliche Kleidung, Gebräuche und Philosophien darzustellen.
Rayas Begleiter sind die üblichen Sidekicks, aber das ist nicht negativ gemeint, denn sie lockern die ernste Geschichte regelmäßig auf. Das beginnt schon mit der letzten überlebenden Drachendame Sisu, die tollpatschig, naiv, gutherzig, etwas spleenig und ewig quasselnd ist, aber die mit jedem Juwel-Fragment, mit dem sie die Magie ihrer Geschwister erbt, selbstsicherer und kompetenter wird. Die weiteren Begleiter, wie der frühreife Koch Boun, der liebevolle Berserker Tong und das Ninja-Baby Noi mit ihrer Affenbande haben zwar alle ihre Gags aber leider nicht genug Screentime, um sich ausreichend zu entwickeln.
Die Story des Films ist ganz sicher ein klassisch aufgebautes Road-Movie über eine Reise und eine Suche, die aber trotz einiger niedlicher Figuren nicht als reiner Kinderfilm gelten kann. Rayas Kampf gegen die Druun hat doch einige recht düstere Szenen. Doch letztendlich soll den Zuschauern gezeigt werden, dass es kraftvolle Heldinnen gibt, aber auch dass man auch ausweglose Situationen besser gemeinsam meistert. Das wird ganz deutlich und auch für Kinder verständlich im finalen Kampf gegen die Düsternis dargestellt.
Sehr schön ist auch, dass es trotz der starken weiblichen Hauptcharaktere in diesem Film nicht um einen Kampf um Gleichberechtigung geht (wie z.B. bei Mulan), sondern darum dass man Feinde nur gemeinsam abwehren kann. Für Europäer mag das Aussehen der Drachen etwas befremdlich sein, denn sie sind nicht stark gepanzert und Feuer speiend, sondern doch recht graziös und farbenfroh und tanzen fröhlich durch die Luft.
Insgesamt ist mit ″Raya und der letzte Drache″ ein unterhaltsamer, spannender, kurzweiliger, emotionaler und stellenweise auch überraschend düsterer Animationsfilm entstanden, auch wenn das Hauptthema des Films - vertraue deinen Freunden - doch manchmal etwas dick aufgetragen und mit dem Holzhammer vermittelt wurde. Für Fans von Animationsfilmen lohnt es auf jeden Fall, sich den Film als Free-TV Premiere im Fernsehen anzusehen.
Foto 1: Raya und Sisu © 2021 Disney Enterprises, INC. / SAT.1
Foto 2: Raya und Tuk Tuk © 2021 Disney Enterprises, INC. / SAT.1
Foto 3: Namaari © 2021 Disney Enterprises, INC. / SAT.1
Foto 4: Die kleine Raya mit ihrem Vater Benja © 2021 Disney Enterprises, INC. / SAT.1
Info:
Raya und der letzte Drache (USA 2020)
Originaltitel: Raya and the Last Dragon
Genre: Animation, Abenteuer, Fantasy, Road-Movie, Kinder- und Familienfilm
Filmlänge: ca. 91 Min.
Regie: Don Hall, Carlos López Estrada
Drehbuch: Qui Nguyen, Adele Lim
Originalsprecher: Kelly Marie Tran, Awkwafina, Gemma Chan, Daniel Dae Kim, Sandra Oh, Benedict Wong, Izaac Wang, Thalia Tran, Jona Xiao, Lucille Soong, Alan Tudyk u.a.
Deutsche Sprecher: Christina Ann Zalamea, Maria Hönig, Francisco Palma Galisch, Gabrielle Pietermann, Florian Clyde, Milton Welsh, Derya Flechtner, Katrin Fröhlich, Adeline Chétail, Margot Rothweiler, Bruno Magne, Anne Düe u.a.
FSK: ab 6 Jahren
″Raya und der letzte Drache″ wird am Pfingstsonntag, 19.05.2024 um 20:15 Uhr als Free-TV Premiere bei SAT.1 gezeigt und am Pfingstmontag, 20.05.2024 um 15:25 Uhr wiederholt.