golda2Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. Mai 2024,  Teil 2

Corinne Elsesser

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Golda Meir war die erste weibliche Ministerpräsidentin Israels zu einer Zeit, in der der Staat Israel längst nicht von allen Ländern anerkannt war, insbesondere nicht von seinen arabischen Nachbarn. Als nach dem Tod des Ministerpräsidenten Levi Eshkol 1969 Golda Meir Interimspräsidentin wurde, nutzte Ägypten dies, um Israel zusammen mit Syrien und Jordanien anzugreifen. Damit begann 1973, nur wenige Jahre nach dem Amtsantritt Golda Meirs, der Jom-Kippur-Krieg.

Der israelische Regisseur Guy Nattiv zeichnet in seinem Film "Golda - Israels eiserne Lady" ein eindrucksvolles Portrait Golda Meirs (Helen Mirren), die sich während dieses Krieges als entschieden agierende Regierungspräsidentin erwies. Ihr folgt die Kamera (Jasper Wolf) auf allen Wegen, bleibt sehr nah, zeigt sie tatkräftig bei der Zusammenstellung ihres Krisenstabs, bei ihren Verhandlungen mit den USA und Außenminister Henry Kissinger (Liev Schreiber), den sie zuweilen wie eine Mutter behandelte, den sie in ihrer Unerbittlichkeit aber auch unter Druck setzen konnte. Schließlich lieferten die USA die erforderlichen Kampfjets, um 30,000 ägyptische Soldaten auf der Halbinsel Sinai einzukesseln und damit Waffenstillstandsverhandlungen einzuleiten.

Da leidet Meir bereits an Lymphdrüsenkrebs und den damit einhergehenden Bestrahlungen im Militärkrankenhaus, dessen Morgue sich zunehmend mit Toten von der Front füllt. 3,000 Soldaten hat Israel in diesem Krieg verloren. Ihre Gänge durch die Flure des Regierungsbunkers und des Militärkrankenhauses wirken beengend, die Ereignisse und besonders der politische Druck verfolgen die Ministerpräsidentin bis in ihre Albträume. Ihren Gesundheitszustand kann sie bis zum Ende ihrer Amtszeit 1974 geheimhalten, einzig ihre persönliche Assistentin Lou Kaddar (Camille Cottin) wusste davon.
Während der Befragung durch die von Shimon Agranat (Henry Goodman) 1974 einberufene Agranat-Kommission, die dem Film einen Rahmen gibt und eine zweite Zeitebene einführt, gibt sich die Regierungspräsidentin reflektierend und selbstkritisch.

Aufgrund eines kleinen Budgets konzentrierten sich de Filmemacher auf Szenen innerhalb der Kommandozentrale während des Krieges. Eingespielte Fernsehberichte und Originalfunkgespräche aus dem damaligen Kampfgebiet lassen den Film hochspannend und zeitweilig wie einen Dokumentarfilm wirken. Helen Mirren verkörpert Golda überzeugend als unerbittliche Regierungschefin, mit einer Härte, die sich am Ende angesichts historischer Aufnahmen doch etwas relativiert.

Ein sehr nah gezeichnetes Portrait einer Ministerpräsidentin, die durch ihr entschlossenes Handeln beeindruckt, stets von der Überzeugung getragen, Israel könne sich allein mit militärischer Überlegenheit gegen seine Nachbarn behaupten. Meir war es schließlich, die einen Friedensvertrag mit Ägypten erreichte und die Anerkennung als "Ministerpräsidentin des Staates Israel" seitens Anwar as-Sadat. Ein entscheidender Wandel im Verhältnis der beiden Staaten - für den allerdings 1978 ihr Nachfolger Menachem Begin mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde.


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Info:

Golda. Israels eiserne Lady (Originaltitel: Golda), Grossbritannien/USA 2023
Regie: Guy Nattiv
Drehbuch: Nicholas Martin
Kamera: Jasper Wolf
Mit: Helen Mirren, Liev Schreiber, Camille Cottin u.a.
100 Minuten