Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das ist ein typischer Fall von Nichtverstehen, was den englischen Titel angeht. Wer weiß schon, daß diese Monatskombination auf ein Paar anspielt, dessen Geburtsdaten weit auseinanderliegen. Hintergrund ist ein vielbeachteter US-Gerichtsfall, in dem Mary Kay Le Tourneau wegen Verführung eines Minderjährigen schuldig gesprochen wurde. Die 34jährige verheiratete Grundschullehrerin, selbst Mutter von vier Kinder , hatte 1996 ihren zwölfjährigen Schüler Vili Fualaau verführt und war von ihm schwanger, als sie verurteilt wurde, anschließend mußte sie erneut in Haft, weil sie das verordnete Kontaktverbot nicht eingehalten hatte.
Der Film setzt ein, als die beiden, Gracie Atherton-Yoo (Julianne Moore) und Joe (Charles Melton) schon lange verheiratet sind und gemeinsam zwei Töchter haben, alle leben zusammen mit den Kindern aus erster Ehe in einer der typischen Vorstädte, die so harmlos erscheinen, wo aber die verurteilte Mißbrauchsehefrau ein Stein des Anstoßes ist, wie die Postsendung mit Fäkalien deutlich macht, die Gracie sofort in einen labilen Psychozustand versetzt, wobei ihr junger Ehemann als ihr Fels in der Brandung erscheint.
Diese Situation wird gespiegelt durch den Besuch der berühmten Schauspielerin Elizabeth Berry (Natalie Portmann), die im Film Atherton-Yoo darstellen soll und sich durch ihre persönliche Anwesenheit erhofft, das Wesen von Gracie besser erfassen und somit auch darstellen zu können.
Wir sehen die normale Lebenssituation, die angespannt genug ist, der Film braucht keine zusätzliche, beispielsweise dramatische Handlung, die Aufmerksamkeit ist auf das Agieren der Personen mit- und auch gegeneinander gerichtet. Insbesondere die Szenen zwischen Gracie und der Schauspielerin, die sie erforschen will, sind leinwandfüllend und lassen die Unsicherheit von Gracie aufscheinen, die heute so tut, als sei die Verführung ihres damaligen Schülers eine Bagatelle und nicht der Rede wert. Sie setzt sich nicht mit ihrer Vergangenheit auseinander, sondern versucht die Folgen abzumildern, die auch für die Kinder ständige Unsicherheit bedeuten.
Höhepunkt werden die Szenen in der Tierhandlung sein, wo Elizabeth die Liebesszene mit Joe imaginiert, die damals die heimliche Liebesbeziehung von Gracie und Joe offenlegte. Muß sie selber nun mit Joe schlafen, um die damalige Situation spielen zu können. Elizabeth erscheint in ihrem Bemühen, die Vergangenheit zu durchleuchten wie ein Brandbeschleunigerin der offenlegt, dsß hier gar nichts bewältigt wurde. Mit ihrem Monolog endet der Film, der einen noch danach beschäftigt.
Foto:
©Verleih
Info:
Regie Todd Haynes
Drehbuch. Samy Burch
mit
Natalie Portman, Julianne Moore, Charles Melton, Cory Michael Smith,
Elizabeth Yu, Gabriel Chung, Piper Curda, D.W Moffett, Lawrence Arancio