TV-Tipp für die Nacht von Montag, 17. Juni auf Dienstag, 18. Juni 2024 bei ARTE
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - 1969 äußerte M. C. Escher in einem Brief die Meinung, dass es nur eine Person gäbe, die einen guten Film über seine Drucke machen könne - er selbst. Deshalb hat sich Drehbuchautor (zusammen mit Marijnke de Jong) und Regisseur Robin Lutz seine Dokumentation "M. C. Escher - Reise in die Unendlichkeit" auf Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Notizen und Vorträge des niederländischen Künstlers gestützt. Diese werden in der englischen Originalfassung von Stephen Fry und in der deutschen Fassung von Matthias Brandt gesprochen.
Der Film folgt linear dem Leben Eschers und seiner Familie und zeigt für alle Stationen Beispiele seines Schaffens. Dies führt dazu, dass das ganze Werk und das Leben Eschers doch nur recht knapp abgehandelt werden konnte.
Maurits Cornelis Escher (geboren am 17. Juni 1898 in Leeuwarden; gestorben am 27. März 1972 in Hilversum) ist ein bekannter niederländische Grafiker und Holzstecher, der vor allem durch seine Darstellungen unmöglicher Figuren und paradoxer Metamorphosen berühmt wurde.
Als jüngster Sohn des begüterten Wasserbauingenieurs George Arnold Escher begann er zuerst ein Architekturstudium entschloss sich aber schon nach kurzer Zeit, an der Kunstschule in Haarlem grafische Techniken bei Samuel Jessurun de Mesquita (06.06.1868 – 11.02.1944 in Auschwitz) zu studieren. Nachdem Jessurun de Mesquita am 1. Februar 1944 von der Gestapo verhaftet wurde, konnte M.C. Escher rund 450 Zeichnungen und Grafiken seines Lehrers retten, die beim Verwüsten des Ateliers auf die Straße geworfen worden waren.
Nach seinem Studium bereiste er Südeuropa und ließ sich unter Anderem von der arabischer Ornamentik der Alhambra in Granada beeinflussen, bei der sich die Darstellungen immer wieder wiederholen.
Es wurden neben den Bildern aus der entsprechenden Zeit immer auch Interviews mit Eschers Söhnen Georg und Jan, dessen Frau Liesbeth Escher-Hogenhout sowie dem Musiker Graham Nash, der ein großer Sammler von Eschers Werken ist, eingestreut.
Diese Interviews, die Aussagen von M.C. Escher und die Bilder wurden charmant durch Animationen unterstützt, vor allem, wenn die Bilder plötzlich digital lebendig wurden und so z.B. die berühmten Krempeltierchen sich über das Bild bewegten, Eidechsen mutierten, Menschen die Treppen auf- und ab gingen oder Vögel aus den Bildern herausflogen.
Gleichzeitig wurde auch dargestellt, welche mathematischen Ideen hinter den Bildern stecken, beginnend mit den Fliesen der Alhambra, denn Escher hat einmal behauptet, dass er kein Künstler, sondern nur ein Mathematiker sei.
Neben den normalerweise in schwarz/weiß gehaltenen frühen Grafiken und Holzschnitten wurden vor allem die Werke vorgestellt, in denen Escher mit Möbiusbändern, Kristallformen, Spiegelungen, optischen Verzerrungen, Fraktalen etc. experimentierte.
Ausgehend von der maurischen Ornamentik der Alhambra schuf er Werke in denen sich durch Metamorphose Figuren ineinander entwickelten (z.B. seine Werke Metamorphose I bis Metamorphose III in denen sich Vögel in Fische verwandeln).
Außerdem setzte Escher sich mit den perspektivischen Unmöglichkeiten, den optischen Täuschungen und multistabilen Wahrnehmungen auseinander. Gerade diese Bilder haben dann in den 1950er und 1960er Jahren zu seinem großen Bekanntheitsgrad beigetragen.
Dies führte leider dazu, dass entgegen Eschers Wünschen von den Bildern farbige Raubdrucke hergestellt wurden. Über die "Hippies" hat er sich dann auch beschwert und das wohl nicht nur, weil er durch die Raubdrucke kein Geld verdienen konnte, sondern auch weil er die farbigen Ausmalungen als künstlerisch falsch empfunden hat.
Escher hatte schon in den 1920er und 1930er Jahren eine gewisse Bekanntheit in einigen Teilen Europas und vor allem in den USA erlangt (und er hatte auch bereits mehrere Ausstellungen in den Niederlanden und der Schweiz). Berühmt wurde er dann aber erst nach dem 2. Weltkrieg. Vor allem in den USA wurde er zu Beginn der 1950er Jahre durch einen Artikel im Time Magazine bekannt, in Europa vor allem durch eine Einzelausstellung 1954 im Stedelijk Museum in Amsterdam parallel zu einem dort abgehaltenen Mathematiker-Kongress.
Durch die Interviews mit Eschers Söhnen wurden auch die privaten Schwierigkeiten beleuchtet, denn M. C. Escher selbst hatte in den 1960er Jahren viele Jahre Unannehmlichkeiten mit Krankheiten, außerdem hatte seine Frau Jetta große psychische Probleme, die letztendlich zu einer räumlichen Trennung führten. Daneben wurde deutlich, dass Escher in den frühen Jahren vor allem vom Geld seiner Familie gelebt hat, das dann nach Ende des 2. Weltkrieges nicht mehr vorhanden war. Er konnte erst nachdem seine Werke berühmt waren, gut vom Verkauf seiner Drucke leben.
Insgesamt gibt "M. C. Escher - Reise in die Unendlichkeit" einen hervorragenden Überblick über das Leben und das Gesamtwerk des niederländischen Grafikers von seinen ersten Anfängen bis zu seinen bekannten perspektivischen Arbeiten. Matthias Brandt spricht Eschers Texte in der deutschen Fassung des niederländischen Films. Die fremdsprachigen Interviews mit Eschers Familie und Graham Nash sind deutsch untertitelt. Es lohnt unbedingt, sich die interessante Dokumentation zu sehr später Stunde im Fernsehen oder in der ARTE Mediathek anzusehen.
Foto 1: M.C. Escher liebte das optische Verwirrspiel – hier spiegelt er sich in seiner Arbeit ″Hand mit spiegelnder Kugel″ © The M.C. Escher Company B.V., Baarn, Netherlands / ARTE
Foto 2: M.C. Escher liebte es, die Illusion der Unendlichkeit in seinen Werken zu zeigen © The M.C. Escher Company B.V., Baarn, Netherlands / ARTE
Foto 3: M.C. Escher liebte das grafische Verwirrspiel © The M.C. Escher Company B.V., Baarn, Netherlands / ARTE
Info:
M. C. Escher - Reise in die Unendlichkeit (Niederlande 2018)
Originaltitel: Escher - Hei oneindige Zoeken
Genre: Dokumentation, Biopic, Porträt, Grafik
Originale Filmlänge: ca. 80 Min.
TV Dauer: 58 Min.
Regie: Robin Lutz
Drehbuch: Marijnke de Jong, Robin Lutz
Erzähler: Matthias Brandt (deutsche Fassung) / Stephen Fry (englische Originalfassung)
Mit Graham Nash, George Escher, Jan Escher, Liesbeth Escher-Hogenhout u.a.
FSK: ab 0 Jahren
″M. C. Escher - Reise in die Unendlichkeit″ wird in der Nacht von Mo. 17.06. auf Di. 18.06.2024 um 02:45 Uhr bei ARTE gezeigt. Die Dokumentation steht vom 16.06. bis zum 14.09.2024 in der ARTE Mediathek.