To The Moon1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos seit dem 11. Juli 2024 Teil 5

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ende der 1960er Jahre hat die amerikanische Bevölkerung eigentlich kein Interesse mehr an der Raumfahrt, denn zu weit hat die Sowjetunion die USA beim Wettlauf ins All abgeschüttelt. Das liegt nicht nur an den unzähligen Pannen, die regelmäßig auftreten, sondern auch weil es bei der später als Apollo 1 bezeichneten ersten geplanten Raumfahrmission im Rahmen des Apollo-Programms der NASA am 27. Januar 1967 zu einem Brand in der Kapsel kam, bei dem die drei als Crew nominierten Astronauten Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee ums Leben kamen. Daneben hat die Bevölkerung vor allem den endlos langen Krieg in Vietnam satt und dadurch auch kein Vertrauen mehr in die Regierung unter Richard Nixon.


Um die Amerikaner wieder für das Raumfahrtprogramm zu interessieren und das öffentliche Image der NASA zu verbessern, engagiert der in geheimer Funktion für die Nixon-Regierung arbeitende Moe Berkus (Woody Harrelson) die New Yorker Werbefachfrau Kelly Jones (Scarlett Johansson), die dafür bekannt ist, dass sie skrupellos in der Lage ist, sich auch in einer von Männern und Sexismus geprägten Welt mit Charme und Intelligenz durchzusetzen. Sie fliegt voller Elan zusammen mit ihrer Assistentin Ruby Martin (Anna Garcia) nach Florida, wo vor Ort allein zehntausende Menschen am Apollo-Programm arbeiten.

Doch gleich nach ihrer Ankunft geht Kelly mit ihrer quirligen Art und ihrem Hang zur unverschämten Lüge dem NASA-Startdirektor Cole Davis (Channing Tatum) gehörig auf die Nerven. Cole Davis ist ein ehemaliger Soldat und Pilot aus dem Korea-Krieg, der seinen Traum, selbst ins All zu fliegen, begraben musste, da man bei ihm einen leichten Herzfehler festgestellt hatte. Er hat jetzt die Aufsicht über ein Projekt, bei dem 400.000 Menschen, die nicht nur in Florida arbeiten, eine Rakete mit sechs Millionen Einzelteilen zusammen bauen sollen.

Kelly beginnt sofort nicht nur mit Interviews mit gefakten Cole-Mitarbeitern (da weder Cole selbst noch sein Mitarbeiter Henry Smalls (Ray Romano) bereit sind, Interviews zu geben), sondern versucht auch Geld durch Werbung zu requirieren. So hat sie neben anderen Werbepartnern schnell die Uhrenfirma Omega an der Angel, die recht ausgiebig Werbung mit Neil Armstrong (Nick Dillenburg), Buzz Aldrin (Colin Woodell) und Michael Collins (Christian Zuber) macht.

To The Moon2Damit beginnen bei der Zusammenarbeit mit Cole doch einige Konflikte. Während Kelly dem Marketingerfolg alles unterordnet, versucht Cole immer die Wahrheit zu sprechen, denn bei ihm steht der Erfolg der Mission und deren tödliche Gefahren für die beteiligten Astronauten immer im Vordergrund.

Doch beide kommen sich während ihre nicht ganz konfliktfreien Mission langsam näher, auch wenn Kelly nicht nur beruflich, sondern auch über ihre private Vergangenheit regelmäßig lügt.

Dann erhält Kelly vom Geheimdienstler Moe Berkus (Woody Harrelson) auch noch den absolut geheimen Auftrag, parallel zur realen Apollo-11-Mission vorsichtshalber auch noch eine gefälschte Mondlandung zu inszenieren (dazu hat sie das Drehbuch der realen Mission bekommen). Einen Job für den sie ihren alten Kunden Lance Vespertine (Jim Rash) und seine Crew einfliegen lässt.

Doch wie wird sich Kelly letztendlich entscheiden und welcher Film der Mondlandung wurde den Fernsehzuschauern letztendlich wirklich gezeigt?


In diesem Jahr jährt sich die erste Mondlandung von Apollo 11 zum 55. Mal. Es gibt also eine guten Grund noch einmal das Thema Mondlandung oder evtl. doch nicht noch einmal aufzugreifen und die Leistung der NASA gebührend zu feiern.

Außer einigen guten Dokumentationen – wie die vielfach ausgezeichnete Dokumentation ″Apollo 11″ (2019) von Regisseur Todd Douglas Miller mit bisher unveröffentlichten Filmmaterial - und Fernsehserien gibt es den wunderbaren Spielfilm ″Aufbruch zum Mond″ (2018), in dem Regisseur Damien Chazelle die Geschichte von Astronaut Neil Armstrong - gespielt von Ryan Gosling – erzählt.

Aber natürlich gibt es auch Filme, in denen dargestellt wird, dass die Mond- oder Mars-Landung nur gefaked war und die Bilder im Filmstudio nachgestellt worden sind. Beispiele dafür sind ″Unternehmen Capricorn″ (1978) – in dem Science-Fiction Film des Regisseurs Peter Hyams geht es um eine vorgetäuschte erste Reise von US-Astronauten zum Mars - oder auch ″Operation Avalanche″ (2016) - ein Spielfilm von Matt Johnson über eine gefakte Mondlandung.

To The Moon3Die Regie beim hier besprochenen Film führt Greg Berlanti, das Drehbuch schrieb Rose Gilroy basierend auf einer Vorlage von Bill Kirstein und Keenan Flynn. Allerdings bedient ″To The Moon″ nicht nur die Raumfahrt- und Verschwörungs-Schiene, sondern der Film ist auch noch eine Screwball-Komödie und eine Marketing-Satire. Dadurch werden doch recht viele Genres zur gleichen Zeit bedient.

Der Regisseur hat dabei eine leichtfüßige Story über Fakes bei der NASA und dem Ringen um Akzeptanz bei Volk und Politik geschaffen.

Die Hauptrollen spielen Scarlett Johansson als Werbefachfrau Kelly Jones, die sich aus jeder schwierigen Lage ganz frech und selbstbewusst heraus lavieren kann und Channing Tatum als NASA-Startdirektor Cole Davis, der versucht, als treibende Kraft seinen Auftrag – den Start von Apollo 11 zum Mond - trotz aller Pannen voran zu treiben und der gleichzeitig unter der Fehlschlag von Apollo 1 leidet. Dadurch wirkt er immer wieder wie ein Spielverderber, dem die Arbeitsweise seiner Marketing-Expertin überhaupt nicht passt. Tatums Rolle führt dazu, dass sein Charakter deutlich ernster ist und er deshalb in vielen Szenen nicht punkten kann gegen eine ausgesprochen spielfreudige Scarlett Johansson, die in einer augenzwinkernden und akzentuierten Performance, den doch etwas trögen Betrieb der NASA aufmischt, immer hervorragend vorbereitet ist und Businessleute und Politiker reihenweise an der Nase herumführt.

Da der Film neben allen Verschwörungs-Theorien vor allem eine Screwball-Komödie ist, gehört es natürlich auch dazu, dass sich Kelly und Cole - genauso wie Kellys Assistentin Ruby Martin und Coles Mitarbeiter Don Harper (Noah Robbins) - langsam aber unausweichlich näher kommen und dass Kelly am Ende über ihren Schatten springt und – gegen alle Widerstände – die richtigen Entscheidungen trifft.

Bemerkenswert sind neben den beiden Hauptdarstellern zwei weitere Charaktere, denen der Regisseur keine Zügel angelegt hat und zwar in einer tollen Performance Woody Harrelson als amüsant-geheimnisvoller, arg begriffsstutziger, für die Nixon-Regierung arbeitender Regierungsbeamter Moe Berkus und Jim Rash als Regie-Diva Lance Vespertine, der sich regelmäßig über Cast und Crew am Mond-Set aufregt.

To The Moon4Insgesamt ist ″To The Moon″ ein ziemlicher Genre-Mix aus Humor, Retro-60s-Ausstattung und interessanter Originalität, bei dem neben den guten Schauspielerleistungen vor allem auch der Score von Daniel Pemberton zu nennen ist, der wunderbar auf 1960er und 1970er Musikstücke zurück gegriffen hat. Auch wenn nicht alle Genre-Teile gleich perfekt gelungen sind, ist doch eine romantische Komödie entstanden, die man sich guten Gewissens im Kino ansehen kann und die mit einer reibungslosen Mondlandung als krönendem Abschluss endet.

Foto 1: Kelly Jones (Scarlett Johansson) und Cole Davis (Channing Tatum) © Sony Pictures
Foto 2: Lance Vespertine (Jim Rash) und Kelly Jones (Scarlett Johansson) © Sony Pictures
Foto 3: Cole Davis (Channing Tatum) und Henry Smalls (Ray Romano) © Sony Pictures
Foto 4: Cole Davis (Channing Tatum), Moe Berkus (Woody Harrelson) und Kelly Jones (Scarlett Johansson) © Sony Pictures

Info:
To The Moon (USA 2024)
Originaltitel: Fly me to the Moon
Genre: Komödie, Screwball, Marketing, Satire, Verschwörung, Raumfahrt
Filmlänge: ca. 132 Min.
Regie: Greg Berlanti
Drehbuch: Rose Gilroy
Darsteller: Scarlett Johansson, Channing Tatum, Woody Harrelson, Jim Rash, Ray Romano, Anna Garcia, Donald Elise Watkins, Noah Robbins, Colin Woodell, Christian Zuber, Nick Dillenburg u.a.
Verleih: Sony Pictures, Apple
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 11.07.2024