Als Erstausstrahlung in der Nacht von Mittwoch 24. auf Donnerstag 25. Juli 2024 bei ARTE
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im gemeinsamen Singen liegt eine besondere Magie, denn es macht glücklich. Das merken nicht nur die Mitglieder eines Chores, sondern auch die Zuhörer, wenn die unterschiedlichsten Stimmlagen in aller Verschiedenheit zueinanderfinden. Dabei entsteht eine enorme musikalische Kraft.
Um dem Zauber des Klanges nachzugehen, begleitet die Dokumentation einen weltbekannten Chorleiter und zwei Chorleiterinnen, wie sie es zustande bringen, aus einer Gruppe sing-begeisterter Menschen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, Chöre von mitreißender musikalischer Intensität entstehen lassen.
Dabei gehen die Drehbuchautoren und Regisseure Torsten Striegnitz und Simone Dobmeier der Frage nach, was es bedeutet einen Chor zu dirigieren und was es auf der anderen Seite bedeutet, in einem Chor zu singen. Dazu wirft der Musikfilm einen Blick auf das Arbeitsfeld des Chor-Dirigenten und zeigt auch die beinahe symbiotische Verbindung zwischen dem Chorleiter und den Sängern.
Die beiden Regisseure begleiten drei Chordirigenten und zwar den bekannten englischen Dirigenten Simon Halsey, die deutsche Gesangslehrerin und Chorleiterin Judith Kamphues und die in Deutschland lebende Koreanerin Hyunju Kwon, die Chordirigentin werden möchte und ein Bachelor und Masterstudium erfolgreich abgeschlossen hat und sich inzwischen an der Hochschule für Musik Saar im Fach Chorleitung auf das Konzertexamen vorbereitet.
Der englische Chordirigent Simon Halsey gilt als einer der Weltstars unter den Dirigenten. Er ist seit 40 Jahren Chordirigent und er gibt auch heute noch sein Wissen regelmäßig in Workshops an den Nachwuchs weiter (wie es auch in vielen Szenen im Film gezeigt wurde). Als Chefdirigent war er unter Anderem von April 2001 bis Mai 2015 für den Rundfunkchor Berlin verantwortlich, danach blieb er dem Chor auch als Gastdirigent verbunden. Halsey liebt es riesige Chöre zu dirigieren. Allerdings hat er in der Dokumentation auch Pech, denn inmitten einer Vorbereitung für ein großes Konzert platzt die Corona-Epidemie und er muss das Projekt stoppen. Er kann erst im Sommer 2020 mit dem WDR Rundfunkchor in Köln wieder in den Probesaal zurückkehren. Beim WDR hat er ab 1. August 2020 zunächst für drei Jahre die neu geschaffene Aufgabe des Kreativdirektors für Chormusik übernommen. Auch heute noch leitet er Konzerte des WDR-Rundfunkchors. Das große mitreißende Finale der Dokumentation ist dann ein Konzert des Sinfoniechors Birmingham mit Simon Halsey als Dirigent.
Judith Kamphues hat Konzertgesang und Musikpädagogik studiert und war auch auf Theater- und Opernbühnen und als Konzertsängerin tätig. Heute arbeitet sie lieber als Gastdozentin für Stimmphysiologie z.B. an der Musikhochschule Carl-Maria-von-Weber in Dresden. Daneben gibt sie auch Workshops. Außerdem leitet sie das Ensemble Ultrasound, ein 16-köpfiges Frauenvokalensemble in Berlin mit dem Schwerpunkt Avantgarde und Improvisation. Im Film wurden Proben dieses Chores gezeigt.
Die Filmemacher verfolgten als dritte Hauptperson die koreanische Studentin Hyunju Kwon, die nach einem Studium in Korea nach Deutschland gekommen ist und im Film zuerst in einem Workshop von Simon Halsey gezeigt wurde. Während des Films wird sie in die Klasse von Prof. Georg Grün mit dem Hauptfach Chorleitung an der Hochschule für Musik Saar aufgenommen werden. Hyunju Kwon ist sehr ehrgeizig, da sie meint ihren Eltern etwas beweisen zu müssen. Am Ende des Films begleiten die Regisseure sie zu einem Wettbewerb, dem 1. International Choral Conducting Competition of Prezeva (Griechenland). Dort erreicht sie gleich mehrere Wettbewerbserfolge. Neben dem ersten Preis gewann sie auch noch den "Award of the Choir" und "The Special Award for having the best well-thought-out pedagogic approach with the choir". Nach Ende der Dreharbeiten hat sie auch noch weitere Preise gewonnen, wie z.B. den ersten Preis und den Publikumspreis beim Internationalen Dirigierwettbewerb in Turin. Außerdem gewann sie im Oktober 2022 den deutschen Chordirigentenpreis. 2024 ist sie Dirigentin des Landesjugendchors Rheinland-Pfalz.
Da es keinen Kommentar aus dem Off gibt, kommen den Bildern des Films große Bedeutung zu, denn es werden viele Szenen während der Proben gezeigt. Dabei wird nicht nur Wert auf die Stimmbildung gelegt, sondern auch auf die Entspannung und die Zusammenarbeit der Sänger.
Während der Dreharbeiten durch die Corona-Epidemie musste das Drehbuch verändert werden, deshalb zeigten die Regisseure auch die Auswirkungen auf die Hauptakteure und auch auf die Chöre. Durch diese Extremsituation wurde auch deutlich, was das gemeinsame Singen und das Miteinander für die Chormitglieder und ihre Dirigenten bedeuten.
Insgesamt ist mit "Unsere Herzen - Ein Klang" den beiden Regisseuren Torsten Striegnitz und Simone Dobmeier eine wunderbare Mischung aus Musik- und Dokumentarfilm gelungen. Die Dokumentation ist nicht nur ein sehenswertes Filmerlebnis, das zeigt, wie die Musik Menschen zusammenbringt und welche Bedeutung dabei die Chorleitung hat, daneben hört der Zuschauer auch viel anspruchsvolle Chormusik, vorgetragen von hervorragenden Chören. Das macht die Musik-Dokumentation nicht nur sehenswert für Menschen, die selbst gerne singen oder sogar Mitglied in einem Chor sind, sondern auch für alle anderen, die gerne Chormusik hören und wissen wollen, wie der Gesang zustande kommt. Es lohnt sich, die Dokumentation auch zu später Stunde im Fernsehen anzusehen.
Foto 1: Simon Halsey dirigiert ein Konzert des Sinfoniechors Birmingham © Neue Visionen Filmverleih
Foto 2: Chorleiter Simon Halsey in einer Chorprobe © Neue Visionen Filmverleih / ARTE
Foto 3: Ein besonderer Konzertmoment © Neue Visionen Filmverleih
Info:
Unsere Herzen - Ein Klang (Deutschland, 2022)
Englischer Titel: The Joy Of Singing
Genre: Dokumentation, Musik, Chorgesang
Filmlänge: ca. 109 Min.
Drehbuch und Regie: Torsten Striegnitz, Simone Dobmeier
Cast: Simon Halsey, Judith Kamphues, Hyunju Kwon u.a.
FSK: ab 0 Jahren
″Unsere Herzen - Ein Klang″ wird als Erstausstrahlung am Do. 25.07.2024 um 00.10 Uhr bei ARTE gezeigt. Die Dokumentation ist vom 24.07.2024 bis zum 22.08.2024 in der ARTE Mediathek abrufbar.