gliriadSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos am 29. August 2024, Teil 2

Margherita Vicario
 

Venedig (Weltexpresso) - Mein Ziel war es, eine fiktive Geschichte in einen präzisen historischen Kontext voll interessanter Details einzubetten. Von Johan Stein1, einem Klavierbauer, bis zur Wahl von Papst Pius VII. in Venedig, vom Niedergang der Serenissima bis zu Lucias Kompositionen, die denen der einzigen verwaisten Komponistin entsprechen, deren Werk bis heute überlebt hat, Maddalena Laura Lombardini Sirmen.


Ich habe mich generell sehr um die Wahrhaftigkeit dieser Geschichte bemüht. Auch wenn sie, um ehrlich zu sein, voller fantastischer Blitze und musikalischer Zeitsprünge ist. Sie hat aber auch den Ehrgeiz, die tatsächlichen Bedingungen der Musikerinnen und Musiker in ihrer Zeit zu zeigen.

Bei den Kostümen, dem Bühnenbild und den Aufnahmen haben wir in diese Richtung gearbeitet: Es handelt sich offensichtlich um einen richtigen Historienfilm mit viel Sorgfalt beim Farbkonzept, den bildlichen Bezügen und den Details der Szenen. Der Ausgangspunkt ist also philologisch, und erst von dort aus konnte der „fantastischste“ Aspekt beginnen, der stattdessen an die innere Welt der Protagonistinnen und ihre musikalischen Kreationen führt.

Es war ein langer Prozess, die Schauspielerinnen darauf vorzubereiten, sowohl eine eng verbundene Gruppe von Schwestern zu formen als auch in die Fußstapfen hervorragender Musikerinnen zu treten. Sie lernten sogar monatelang mit einem Geigen- und Cello-Coach, um sich in das übrige Orchester einzufügen, das aus echten Musikerinnen und Chorsängerinnen barocker Musik besteht.

Ein weiterer zentraler Punkt war für mich das Einbinden der Musik und Rhythmussequenzen: Viele wurden wie Theaterszenen im Raum choreografiert und vor Ort geprobt und einstudiert. Nur der Kameramann, der meist mit einer Handkamera drehte, hatte die Freiheit, zu experimentieren und sich innerhalb der Szenen zu bewegen, deren Bewegungen und Rhythmen bereits vorgegeben waren.

1Johann Andreas Stein (1728 – 1792) zählte zu den weithin gerühm- ten Instrumentenbauern seiner Zeit. Seine Klaviere wurden u.a. von Wolfgang Amadé Mozart gespielt und gelobt.

DIE REGISSEURIN MARGHERITA VICARIO

Margherita Vicario (geb.1988) ist eine italienische Schauspielerin und Musikerin, die ihr Studium an der Europäischen Akademie für Dramatische Kunst abschloss. Während ihrer Studienzeit schrieb sie die EP „Esercizi Preparatori“ und ihr erstes Album als Songschreiberin, „Minimal Musical“. Ihre Bachelorarbeit in Darstellender Kunst verfasste sie über die Verwendung populärer Musik in Brechts politischem Theater und vertiefte das Studium der Dalcroze-Methode, einem musikpädagogischen System, das auf dem Erlernen musikalischer Regeln durch Zuhören und den Einsatz des Körpers basiert. 2014 tourte sie mit ihrer ersten Konzertshow „LEM LEM – Free Musical Experiments“ durch Clubs und Theater. In der Zwischenzeit arbeitete sie als Schauspielerin in Filmen und Fernsehserien (u.a. für Regisseure wie Woody Allen, Lamberto Bava, Marco Pontecorvo, Pappi Corsicato).

Die bisherige Karriere der talentierten Italienerin umfasste neben der Schauspielerei vor allem ihre Arbeit als Musikerin. 2021 veröffentlichte sie ihr zweites Album „Bingo“ bei Universal und arbeitet u.a. mit Künstlern wie Francesco Guccini, Vinicio Capossela, Vasco Brondi, Lo Stato Sociale, Raphael Gualazzi, Elodie, Rancore und la Rappresentante di Lista.

2023 schrieb sie zusammen mit Anita Rivaroli die Musik und führte Regie bei ihrem ersten Kinofilm GLORIA!, produziert von tempesta, Rai Cinema und tellfilm. Der Film feierte seine Weltpremiere bei den 74. Internationalen Filmfestspielen Berlin.



Abdruck aus dem Presseheft