Suite Francaise TV1TV-Premiere als Tipp für den frühen Abend für Donnerstag, 12. September 2024 beim rbb

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Frankreich 1940: Lucile Angellier (Michelle Williams) lebt in Bussy außerhalb von Paris im Haus ihrer dominanten Schwiegermutter Madame Angellier (Kristin Scott Thomas). Luciles Ehemann Gaston ist im Krieg und vermutlich in deutscher Gefangenschaft.


Während Madame Angellier ihren bisherigen Lebensstandard halten will und von ihren Pächtern rücksichtslos Geld einsammelt, fühlt sich Lucile unwohl, die Bauern weiter zu belasten. Vor allem die vielköpfige Familie Labarie (Sam Riley und Ruth Wilson), die einen Hof des Vicomte de Montmort (Lambert Wilson) bewirtschaftet, kann die Pacht kaum aufbringen, da Benoît Labarie durch ein steifes Bein behindert ist. Aus diesem Grund wurde er auch nicht zur Armee eingezogen.

Im Sommer 1940 kapituliert Frankreich und der Krieg kommt auch nach Bussy - zuerst durch Pariser Flüchtlinge wie die Jüdin Leah (Alexandra Maria Lara) und ihre Tochter Anna (Themis Pauwels). Ihnen folgen deutsche Truppen unter der Leitung des Majors (Heino Ferch). Die Offiziere werden bei Familien im Ort untergebracht. Auch der Familie Angellier wird ein Offizier als Hausgast zugewiesen, Leutnant Bruno von Falk (Matthias Schoenaerts), der versucht Distanz zu den beiden Frauen zu halten. Er bittet aber darum, das Klavier, das Lucile gehört und von Madame Angellier abgeschlossen wurde, benutzen zu dürfen.

Während die Labaries mit ihren deutschen Hausgast Leutnant Kurt Bonnet (Tom Schilling) Ärger haben, da er versucht, Madeleine Labarie nachzustellen und der Vicomte de Montmort glaubt, sich die Gunst der Nazis erkaufen zu können, kommen sich Lucile, die von ihrem Vater zu der Heirat mit Gaston gezwungen wurde, und der kultivierte Bruno von Falk über die gemeinsame Liebe zur Musik näher.

Benoît wehrt sich gegen Bonnets Arroganz und Aufdringlichkeit und tötet ihn. Er muss daraufhin fliehen und wird von Lucile in ihrem Haus versteckt. Als Lucile später versucht, Labarie im Auto über die Demarkationslinie nach Paris zu schmuggeln, muss sich auch Bruno von Falk entscheiden, wie er sich Lucile gegenüber verhalten will…


Suite Francaise TV2Regisseur von ″Suite Française - Melodie der Liebe″ ist Saul Dibb. Das Drehbuch von Saul Dibb und Matt Charman beruht auf dem gleichnamigen Romanfragment von Irène Némirovsky (1903 - 1942 in Auschwitz), das 1996 in einem Koffer gefunden wurde, den Némirovskys Töchter Denise (1929–2013) und Élisabeth (1937–1996) mehr als 50 Jahre mit sich herumgetragen hatten und der erst nach Élisabeths Tod geöffnet wurde. Das Werk war eigentlich auf fünf Teile konzipiert, allerdings konnte die Autorin nur die ersten beiden Romane fertig stellen. Die weiteren Teile sollten die Titel Gefangenschaft, Schlachten und Frieden tragen, wobei es zu Gefangenschaft schon konkrete Notizen gibt.

Der Film beruht hauptsächlich auf dem zweiten Band, der von der Einquartierung eines deutschen Regiments in dem kleinen Ort Bussy und von den Beziehungen der Besatzer zur einheimischen Bevölkerung handelt. Im Mittelpunkt steht dabei die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen einem deutschen Offizier und einer Französin, in deren Haus er einquartiert ist. Das Buch endet - wie auch der Film - mit dem Abzug und der Verlegung der Truppe nach Russland.

Der Regisseur hält konsequent an dem Blick der Autorin (die ja das Kriegsende nicht erlebt hat) und der kleinstädtischen Bevölkerung fest. Einige Kommentare werden allerdings von Michelle Williams' Lucile aus dem Off eingesprochen.

Michelle Williams stellt Lucile Angellier als warmherzige junge Frau äußerst glaubwürdig dar. Matthias Schoenaerts spielt Bruno von Falk als sensiblen jungen Mann, der einer traditionellen Offiziersfamilie entstammt und sich genötigt sieht, zu erklären, dass er mit den Nazis unter seinen Kameraden eigentlich nichts gemein hätte. Er wird am Ende Lucile am Klavier eine von ihm verfasste Partitur zurücklassen, die den Namen Suite Française trägt.

Suite Francaise TV3Die aufkeimende Liebe zwischen Lucile und Bruno ist aber nur eine Facette des Filmes, genauso wichtig sind die Beziehungen der einheimischen Bevölkerung untereinander, zu den - teilweise jüdischen - Flüchtlingen und zu den Besatzern. Leider wurde dies im Film nicht genug vertieft, sondern häufig nur angedeutet. Andererseits könnte der Film an einigen Stellen auch etwas gestrafft werden.

Insgesamt ist "Suite Française" ein Film, der vor allem von den superben schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller lebt und der authentisch die Probleme der Zivilbevölkerung während des Krieges hervorragend darstellt und schon deshalb auch im Fernsehen sehenswert ist.

Foto 1: In Lucile Angelliers (Michelle Williams) Haus wird der deutsche Leutnant Bruno von Falk (Matthias Schoenaerts) einquartiert. Durch ihre gemeinsame Liebe zur Musik kommen sich die beiden bald näher © rbb / LEONINE STUDIOS
Foto 2: Seitdem ihr Ehemann an der Front gegen die Deutschen kämpft, lebt Lucile Angellier (Michelle Williams) unter der Obhut ihrer dominanten und repressiven Schwiegermutter Madame Angellier (Kristin Scott Thomas). © rbb / LEONINE STUDIOS
Foto 3: Leutnant Bruno von Falk (Matthias Schoenaerts) © rbb / LEONINE STUDIOS

Info:
Suite Française - Melodie der Liebe (Großbritannien, Kanada, Frankreich, Belgien 2015)
Originaltitel: Suite Française
Genre: Drama, Literaturverfilmung, Krieg
Filmlänge: ca. 105 Min.
Regie: Saul Dibb
Drehbuch: Matt Charman und Saul Dibb, nach dem gleichnamigen Roman von Irène Némirovsky
Darsteller: Michelle Williams, Matthias Schoenaerts, Kristin Scott Thomas, Margot Robbie, Tom Schilling, Sam Riley, Ruth Wilson, Heino Ferch, Lambert Wilson, Eric Godon, Deborah Findlay, Alexandra Maria Lara, Eileen Atkins, Harriet Walter, Clare Holman, Simon Dutton, Moritz Heidelbach u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Suite Française - Melodie der Liebe″ wird als TV-Premiere im Rahmen von ″Kino ist King″ am Do. 12.09.2024 um 20:15 Uhr beim rbb Fernsehen gezeigt und am Fr. 13.09.2024 um 23:30 Uhr wiederholt. Nach der Ausstrahlung ist der Film für 30 Tage in der ARD Mediathek abrufbar.