lee1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos am 19. September 2024, Teil 2

Redaktion

London (Weltexpresso) - Angesichts der vielen Drehorte in drei Ländern, die innerhalb von neun Wochen abgedreht werden sollten, waren die Dreharbeiten eine sportliche Angelegenheit. Es gab Momente, in denen sie zweifelten, ob sie es schaffen würden, erinnert sich Winslet: „Einen Tag vor Drehbeginn bin ich ausgerutscht und habe mich am Rücken verletzt. Ich konnte kaum laufen. Ich konnte es nicht glauben und dachte, warum ist das passiert?

Dann überlegte ich aber, dass es eine rechtzeitige Erinnerung daran war, dass Lee Miller die meiste Zeit während des Krieges mit chronischen Rückenschmerzen kämpfte und musste lachen. Diese Ironie! Ich hatte 12 mich ziemlich schwer verletzt, und es fiel mir wirklich nicht leicht, für längere Zeit aufzustehen, geschweige denn durch die Straßen von Saint Malo zu rennen, während auf mich geschossen wurde. Oder überhaupt gute Fotos mit der Rolleiflex-Kamera zu machen. Die Situation ermöglichte mir, wirklich zu verstehen, woraus sie gemacht war.“ Die Dreharbeiten begannen im September 2022 in Kupari, Dubrovnik, Kroatien.

Am ersten Drehtag wurde die Eröffnungssequenz des Films gedreht – die Belagerung von St. Malo in Frankreich im Jahr 1944. Regisseurin Ellen Kuras erinnert sich: „Es war von Anfang an ein straffer Zeitplan. In den ersten zwei Tagen hatten wir Kriegsszenen, Explosionen, VFX und alles, was man sich vorstellen kann.“ Es war ein riesiges Unterfangen, aber es war klar, dass die filmische Dimension, die das Team erreichen konnte, außergewöhnlich war.

Das Team fand in Kupari ein verfallenes Hotel. Art Director Nick Pallace erklärt: „Ein Gebäude wie dieses bot uns eine großartige Kulisse, mit der wir beginnen konnten.“ Das ehemalige Hotel wurde während des Jugoslawien-Krieges in den 1990er Jahren zerstört. Obwohl das Gebäude baulich geeignet war, musste es vom Team komplett umgestaltet werden. Die Produktionsdesignerin Gemma Jackson erklärt: „Wir mussten einen Dschungel aus Unkraut zurückschneiden, der über drei Meter hoch wucherte und mit Baggern riesige Mengen Beton entfernen, um einen Boden aus nachgebildetem Kopfsteinpflaster zu verlegen. Die Steine hat unser sehr erfahrenes Team aus Budapest von Hand hergestellt. Sie mussten die Kulissen bemalen, um die richtigen Farbtöne zu erhalten. Dann wurden zur finalen Ausgestaltung Lastwagenladungen mit Schutt, zerbrochenem Holz, Möbeln und Fahrzeugen herbeischafft.“ Das Team verbrachte Wochen damit, die auf Lee Millers Originalfotos gezeigten Szenen von St. Malo sorgfältig nachzustellen. Die Liebe zum Detail war akribisch, und der Aufwand, alles richtig zu machen, war enorm. Aber, wie Jackson zugibt, „es hat sich gelohnt.“

Als dann am ersten Drehtag alle ans Set kamen, waren sie fasziniert davon, wie real sich dieser Ort anfühlte. Die Produzentin Kate Solomon bemerkt: „Wir wollten Realismus, wir wollten nichts Hübsches oder etwas, das sich zu künstlich anfühlt. Diese Sequenz sollte wirklich den Ton für den Film angeben.“ In diesem Sinne verwendete Edelman auch Handkameras, um die Handlung auf möglichst natürliche und dynamische Weise einzufangen.

Der Kostümbildner Michael O'Connor musste die körperlichen Aktivitäten mitberücksichtigen, die Kate Winslets Rolle einforderte. Er erklärt: „Kate musste in diesem Film eine Menge Actionszenen durchlaufen, also haben wir die Uniformen aus einem leichteren Stoff als den Originalstoffen hergestellt, damit sie sich darin bewegen kann. Wir haben uns aber an die Webart gehalten und einfach nur einen leichteren Stoff verwendet, der in der richtigen Farbe eingefärbt wurde.“ Diese Liebe zum Detail war bemerkenswert, erinnert sich Penrose: „Wenn man sich nicht voll und ganz auf das Thema einlässt, werden einem die Details fast nicht auffallen. Aber die Art und Weise, wie das gesamte Team in jedem Aspekt bis ins kleinste Detail gegangen ist, ist ganz klar erkennbar.“

In der Auftaktszene lernt das Publikum Lee Miller kennen, und das Team erlebte zum ersten Mal, wie Kate Winslet zu ihr wurde. Es war ein einprägsamer Anblick, zu sehen, wie sie staubbedeckt in ihrer Armeeuniform mit ihrer Rolleiflex-Kamera fotografierte, während Kugeln an ihr vorbei hagelten. Kuras beschreibt: „Sie rannte mit Dreck unter ihren Fingernägeln, in ihren Haaren und an ihren Stiefeln durch die Trümmer und schoss Fotos, während sie selbst beschossen wurde. Der Realismus und das Engagement, das Kate in diese Rolle einbrachte war sofort erkennbar.“

Das Team verließ das staubige und kriegsgebeutelte St. Malo und begab sich zum nächsten Drehort in Trsteno, eine wunderschöne kleine Küstenstadt 20 km nördlich von Dubrovnik. Hier drehten sie das Fischerdorf und die Villa in Mougins in Südfrankreich. Beides sind Kulissen der hedonistischen Vorkriegszeit, als Lee Miller und ihre surrealistischen Freunde ihre Ferien in Südfrankreich verbrachten. Der Übergang von den vom Krieg gebeutelten Szenen von St. Malo zu den unbeschwerten Picknick-Szenen in der Villa aus der Vorkriegszeit war „angemessen surreal“, sagt Solomon.

Laut Edelmann war es eine ziemliche Herausforderung, den Look und die Stimmung des Films durchweg aufrechtzuerhalten: „Es war nicht immer leicht, hat aber sehr viel Spaß gemacht. Die Möglichkeit, an verschiedenen Orten zu drehen und die umfangreiche Farbpalette des Films zu präsentieren, ist für einen Kameramann viel spannender als nur an einem einzigen Ort zu drehen. Es verleiht dem Film meiner Meinung nach viel mehr Ausdruck.“

Manche waren zum ersten Mal in Kroatien, wie u.a. Marion Cotillard: „Es ist einfach atemberaubend und ergänzt die Stimmung des Films auf wundervolle Weise. Man fühlt sich auch ein bisschen wie in Frankreich.“ Wie viele Mitglieder des Teams war auch Cotillard „überwältigt vom Drehort selbst und vom Licht, das, wie sie beschreibt, „ein so wichtiger Aspekt dieses Films ist, weil für Lee Miller als Fotografin das Licht eine tragende Rolle in diesem Film einnimmt.“ Alexander Skarsgård erinnert sich gern an die Dreharbeiten dieser Szenen: „Es war einfach herrlich! In meiner ersten Woche drehte ich die ganze Sequenz, in der Roland und Lee sich zum ersten Mal treffen. Es war eine Zeit der Freiheit, in der sie sich unsterblich ineinander verliebten. Sie genossen mit ihren Freunden die Sonne, aßen, tranken und hatten eine wundervolle Zeit – und wir auch!“

Winslet, Solomon und Kuras schufen hier eine Atmosphäre, die sehr an die Welt der damaligen Surrealistengruppe erinnerte. „Es war ein Ort für kreative Ideen, Freude und Überraschungen sowie ein Ort der Verbundenheit“, erklärt die Schauspielerin Noemie Merlant. Für Cotillard bot diese Picknick-Szene einen wichtigen Einblick in Lee Millers Leben: „Der Dialog zwischen diesen Figuren ist stark und tiefgründig. Locker, wenn es locker sein musste, und ernsthaft, wenn es ernst war. Lee und ihre Freunde waren sehr feingeistig. Man kann eine Menge über eine Person sagen, wenn man ihre Freunde sieht. Und diese Szene verrät uns sehr viel über Lees Kreativität, ihre Menschlichkeit, Liebe und ihr Leben.“

Die Zusammenarbeit mit Schauspieler:innen, die dieses Projekt ebenso ungezwungen und mutig angingen wie sie selbst, ermöglichte Winslet, Solomon und Kuras über das Drehbuch hinauszuwachsen: „Mithilfe von Marion Cotillard und Alexander Skarsgård entwickelten wir die Figuren und ihre Beziehung zueinander über das Skript hinaus weiter. Wir fügten Situationen und Details hinzu, um so das Paar noch greifbarer zum Leben zu erwecken. Cotillard ergänzt: „Alexander und ich tauschten uns auch mit den anderen Schauspieler:innen aus, die den Freundeskreis bildeten und teilten Kates und Ellens mitreißende Energie mit ihnen. Das ist der Moment, in dem man unbedingt sein Bestes geben will und sein Herzblut in solch ein besonderes Projekt legt. Ich glaube, besondere Projekte ziehen besondere Menschen an.“

Im starken Kontrast zur romantischen Vorkriegszeit im südfranzösischen Mougins steht eine der ergreifendsten Szenen des Films. Einige Jahre später findet Lee Miller ihre Freundin Solange (gespielt von Marion Cotillard) in dem einst prächtigen Pariser Herrenhaus der Familie Ayen, das nun vom Krieg verwüstet ist, wieder. Solomon erläutert: „In dieser Szene kehrt Lee während des Krieges nach Paris zurück und versucht, ihre Freunde aufzuspüren. Natürlich geht sie sofort zu der sehr opulenten Pariser Villa, in der Solange und Jean lebten. Sobald sie durch die Tür tritt, sieht sie die Nazi-Flagge und die Zerstörung. Sie stolpert über eine Frau, die den Boden fegt. Sie sieht gequält aus, dünn, gebrochen. Lee erkennt, dass es sich um ihre Freundin Solange handelt. Es ist eine herzzerreißende Szene, absolut herzzerreißend. Man hat wirklich das Gefühl, dass dies der Anfang vom Ende einer einst schönen Freundschaft ist.“

Auf der Suche nach dem perfekten Drehort hat sich das Team in ganz Kroatien umgesehen, aber „es war schwierig, Gebäude mit den richtigen architektonischen Verzierungen zu finden“, erklärt Jackson, „man musste über den Tellerrand schauen.“ Schließlich erinnerte sie sich an ein Haus, das sie bei einer früheren Erkundungstour in Kroatien besuchte: „Es hatte wunderschön bemalte Wände und deren Stärke gab allem eine besonders magische Qualität. Es war sehr elegant.“ Die Szenenbildner leisteten unglaubliche Arbeit, um diesen Ort noch anmutiger aussehen zu lassen.

Solomon erklärt weiter: „Die Szene, in der Lee ihre Freundin Solange in der verfallenen Villa findet, verändert plötzlich ihren Ton. Es ist eine sehr emotionale Szene. Im Drehbuch ist sie dreieinhalb Seiten lang. Für Marion war es der erste Drehtag bei uns. Gemma und ihr Team hatten bei der Kulisse unglaubliche Arbeit geleistet und Pawels Beleuchtung war ausgezeichnet. Die Szene zwischen Marion als Solange und Kate als Lee war schauspielerisch überwältigend. Es war ein Privileg, diesen beiden Schauspielerinnen zuzusehen.“ Cotillard ergänzt: „Als ich am Drehort ankam, war ich vom Setting und dem Licht ehrlich ergriffen. Ich konnte die Emotionen in der Beleuchtung spüren. Es war es sehr eindringlich.“

Die Szene erwies sich als eine ihrer Lieblingsszenen: „Es war immer diese Szene im Drehbuch, die mir das Herz zerriss. Es ist besonders ergreifend, da hier der Schnittpunkt des Realismus im Film liegt, da Solange und Jean im wirklichen Leben existierten. In dieser Szene sehen wir, wie ihr Leben – wie das so vieler anderer – durch die Grausamkeiten dieses Krieges zerrüttet wurde. Es war real und mit dieser Kulisse und Ausleuchtung fühlte es sich sehr echt an.“ 

Foto:
©Verleih

Info:
BESETZUNG
Lee Miller     Kate Winslet
David E. Sherman     Andy Samberg
Roland Penrose       Alexander Skargård
Solange D’Ayen       Marion Cotillard
Journalist                 Josh O’Connor
Audrey Withers        Andrea Riseborough
Nusch Éluard           Noémie Merlant

STAB
Regie Ellen Kuras
Drehbuch Liz Hannah
Marion Hume
John Collee

Abdruck aus dem Presseheft