neverSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. September 2024, Teil 8

Redaktion 

(Weltexpresso) - „Als ich das Drehbuch das erste Mal las, wurde mir klar, dass es bei dem Film wirklich nur um diese drei Figuren geht. Es dreht sich alles um die Mutter und ihre beiden Kinder", verdeutlicht Aja. In der Tat konzentriert sich die Geschichte vor allem auf die Interaktionen dieser drei. Die komplexe Mutterfigur verlangte nach jemandem, der den Kindern würde Schutz bieten können. Auf die Frage, was sie sofort an Berry denken ließ, als sie das Drehbuch sah, antwortet Jeter: „Ich wollte, dass sie eine mehrdimensionale Figur spielt, die einerseits zutiefst beunruhigt und widersprüchlich erscheint, aber gleichzeitig eine große Fähigkeit zur Liebe mitbringt, jemand, der zwar verzweifelt und verängstigt, aber auch stark und mutig ist, und sich selbst in Frage stellt, in Bezug darauf, die richtigen Entscheidungen getroffen, oder nur die Sünden der Eltern wiederholt zu haben."

„Ich erinnere mich an das erste Gespräch mit Halle", erzählt Aja. „Es ging darum, nicht einfach nur einen weiteren Gruselfilm herzustellen." Ajas Horrortheorie besagt: „Es ist nicht der Feuerball, der vom Himmel fällt, der uns Angst einjagt. Erst wenn man der Person glaubt, die vor diesem Feuerball davonläuft, dann spürt man die Angst." Die Figur der Mutter bietet einen reichhaltigen Fundus, um diese Ideen erforschen zu können. „Die Mutter ist sehr kompliziert", gibt Berry zu verstehen. „Sie quält sich. Ich vermute, sie fragt sich selbst, ob das Böse, das sie vermeintlich umgibt, real ist. Außerdem hadert sie den ganzen Film über damit, ob sie auch das Richtige tut."

Produzent Shawn Levy führt weiter aus: „Die Beziehung unter Brüdern, der Konflikt von Natur und Erziehung, die objektive Wahrheit, all diese Themen wurden durch den übernatürlichen Horror verstärkt. Es ist großartig, dass im Zentrum des Ganzen eine Mutter steht, die alles tun würde, um ihre Kinder in Sicherheit zu bringen, und Zwillingsbrüder, die einander alles bedeuten."

Als wir der Mutter das erste Mal begegnen, lebt sie bereits seit über zehn Jahren allein mit ihren Söhnen. Sie erzählt ihnen, dass die Welt von einer nebulösen Kraft, dem Bösen, überrannt wurde, die alle infiziert hat. Ihre Hütte ist, ihrer Auffassung nach, ein gesegnetes Haus aus altem Holz und somit die letzte Zuflucht in der Welt. Trotzdem müssen sie aufpassen, dass niemand eindringt, ihre Beziehung verdirbt und sie gegeneinander aufbringt.

In der Eröffnungssequenz sehen wir, wie Momma nachts auf die Veranda des Hauses tritt. Sie ist aus einem Alptraum erwacht und hat ein Rascheln im Wald gehört. Während sie die Stufen der Veranda hinabsteigt, immer darauf bedacht, den physischen Kontakt zum Haus nicht zu verlieren, wird ein Quaken immer lauter. Dann verstummt es. Nach einem Moment der Stille ertönt ein neues Geräusch: Die gurgelnde, heisere Stimme des Bösen, die von einer aufgeblähten, leichenähnlichen Gestalt ausgeht. Die Mutter versteckt sich hinter dem Holzgeländer. Das Böse kann sich ihr zwar nähern, aber sie nicht berühren.

Maxime Alexandre, der Kameramann des Films, ist ein langjähriger Mitarbeiter Ajas und hat mit ihm bereits bei fünfzehn Projekten zusammengearbeitet. Als er das Drehbuch zum ersten Mal las, hat ihn die Ungewissheit, ob das, was Mama erlebt, real ist oder nicht, völlig überrascht. Um die ständig wechselnden Perspektiven einzufangen, arbeiteten Aja und Alexandre daran, eine Bildsprache zu entwickeln, die diese Dynamik widerspiegelte. „Das erste Gespräch, das wir über die visuelle Vision des Films führten, drehte sich darum, wie wir den Blickwinkel der Kinder und den der Mutter abgrenzen konnten", erklärt Alexandre. Der Hauptunterschied der beiden Sichtweisen ist, zumindest anfangs, das Vorhandensein von Manifestationen des Bösen in der Welt der Mutter und deren Fehlen in der Welt von Samuel
und Nolan. „Die Mutter ist die Einzige, die es wahrnimmt, aber wir wollten die Spannung erhalten, wenn wir die Kinder filmen", erklärt Alexandre. „Wir haben es über das Framing vermittelt. Alle Aufnahmen sind sehr weit, auch wenn wir ganz nah dranbleiben. Wir lassen extra viel Platz, damit die Tiefenschärfe dem Zuschauer ein Gefühl der Gefahr vermittelt."
 
Damit die Spannung auf der Leinwand wirksam werden konnte, genügte es den Filmemachern nicht, sich auf Berrys schauspielerische Leistung als Mutter zu verlassen. Sie mussten talentierte Darsteller für die Rollen der Kinder finden, die der Aufgabe gewachsen sein würden. „Für mich war das Wichtigste, wer meine Söhne spielt", erklärt Berry. „Also habe ich hartnäckig versucht, zwei Jungs zu finden, mit denen ich interagieren konnte und von denen ich dachte, dass sie diese Charaktere auf realistische Weise zum Leben erwecken könnten." Obwohl es sich bei den Jungen um Zwillinge handelte, wurden sie vor allem durch ihre Unterschiede definiert. „Wie bei vielen Geschwistern schaut man oft hin und fragt sich: 'Wie können sie nur von denselben Eltern abstammen?'", macht Jeter deutlich, bevor sie erklärt: „Nolan ist sehr neugierig, ein bisschen misstrauisch und skeptisch. Er ist etwas ruhiger und betrachtet die Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Nolan nimmt sich Zeit, um zu beobachten und sich zu fragen, was es sonst noch alles geben könnte. Samuel hingegen ist einfach voller Energie und sehr engagiert in seinem Zuhause. Er liebt jeden einzelnen Tag. Samuel ist nach wie vor unglaublich dankbar. 
Aber das Interessante an seiner Figur ist die Geschichte, die er sich selbst zurechtlegt und die ihn glauben lässt, dass dies der richtige Weg ist." 

„Percy Daggs IV war bereits Nolan bei seinem Vorsprechen", berichtet Berry. „Er balancierte das Gewicht von Nolan auf eine ganz natürliche Weise. Die meisten Schauspieler tragen die Figur nicht von Anfang an in ihrem Körper. Das ist eine Gabe." Percy wurde erst spät entdeckt, aber wie Cohen sich erinnert, direkt vor Ort gecastet, als Aja und Berry mit ihm vorsprachen. Einige der emotionalsten Momente des Films basieren auf der Komplexität von Anthony Jenkins' Darstellung, wenn Samuel auf Nolans zunehmende Zweifel reagiert, ob ihre Mutter sich das Böse nur einbildet. „Es macht viel aus, dass sich Anthony auf die Macken seiner Figur einlässt. Er hat keine Angst davor, das ungewöhnliche Kind zu sein", so Jeter. Anthony beschreibt den Kontrast gut, wenn er sagt: „Nolan will die Welt verändern, aber Samuel will,
dass sie bleibt, wie sie ist."

Foto:
©Verleih

Info:
STAB
Regie Alexandre Aja
Drehbuch KC Coughlin & Ryan Grassby

Besetzung
Momma    Halle Berry
Samuel     Anthony B. Jenkins
Nolan        Percy Daggs IV