Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Oktober 2024, Teil 13
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) leidet an einer Krankheit, die ihn in unpassenden Situationen in hysterisches Gelächter ausbrechen lässt. Nachdem Fleck als Joker wegen 5 Morden (davon einer während einer Fernsehshow) festgenommen wurde, wartet er nun im Arkham Asylum, einer psychiatrischen Anstalt für die schlimmsten Verbrecher, auf seinen Prozess.
Seine Anwältin Maryanne Stewart (Catherine Keener) setzt alles daran, vor Gericht zu beweisen, dass der in seiner Kindheit missbrauchte Arthur schizophren und psychisch krank ist und dadurch an einer gespaltenen Persönlichkeit leidet. Das würde bedeuten, dass für die Taten, die der Joker begangen hat, Arthur nur sehr beschränkt verantwortlich gemacht werden kann.
Dazu lässt sie ihn auch von einem Psychiater untersuchen. Arthur selbst wird allerdings durch die zwangsverordneten Medikamente immer phlegmatischer. Dadurch hadert Arthur immer mehr mit den Seiten seiner Persönlichkeit, die ihn zum Joker haben werden lassen.
Außerdem versucht Arthurs Anwältin durch ein Interview mit dem TV-Host Paddy Meyers (Steve Coogan) zu erreichen, dass Arthur nicht zu dem Monster wird, zu dem er von der Presse und vom Fernsehen gemacht worden ist.
Auf seinem Weg zu seiner Anwältin kommt er eines Tages an einer Singgruppe vorbei. Da sich Arthur bisher gut geführt hat, erlaubt ihm der Gefängniswärter Jackie Sullivan (Brendan Gleeson) als Belohnung an einer der Musiktherapiestunden teilzunehmen. Dort versucht eine der Teilnehmerinnen mit ihm in Kontakt zu treten. Sie nennt sich Lee (Lady Gaga) und fühlt sich wie er als eine Außenseiterin. Sie sagt, sie sei im Arkham Asylum gelandet, weil sie ein Haus angesteckt hätte.
Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Bereits nach den erstem Blick glaubt Arthur in Harley Quinzel (Lady Gaga) endlich seine Seelenverwandte getroffen zu haben. Zusammen mit ihr kann er singen und tanzen, doch ist das alles real, was er erlebt?
Lee ist – ganz im Gegensatz zu seiner Anwältin - nicht der Meinung, dass Arthur seinen Joker vor der Gesellschaft verstecken sollte.
Gleichzeitig rückt der Prozess näher und der Medienhype wächst und damit auch die sozialen Unruhen in der Gotham City. Staatsanwalt Harvey Dent (Harry Lawtey) ist sich sicher, dass Arthur schuldig ist und er und nicht der Joker, die fünf Morde begangen hat und dass er zum Tod verurteilt werden sollte.
Während seine Anwältin Maryanne Stewart weiterhin versucht, auf unzurechnungsfähig zu plädieren, hat Lee das Asyl verlassen (in das sich sich freiwillig hat einweisen lassen), gibt ein Interview nach dem anderen, um die Menschen von Gotham City vom Joker zu überzeugen und seine Anhängerschaft für den bald startenden Prozess zu mobilisieren, denn durch die mörderische Selbstjustiz des Jokers entsteht eine revolutionäre Bewegung auf den Straßen der Stadt.
Wie wird sich Arthurs Anwältin ihn und auch Arthur selbst sich vor Gericht unter Richter Herman Rothwax (Bill Smitrovich) präsentieren – und was will Arthus Fleck wirklich?
Der Joker ist ganz sicher einer der bekanntesten Bösewichte in den Comics des Verlages DC Comics, der wiederum eine Tochtergesellschaft von Warner Bros. ist. Der Joker, dessen Name sich auf den Joker als Spielkarte aber auch auf den darauf abgebildeten Hofnarren bezieht, ist einer der Hauptgegenspieler von Batman - mit richtigem Namen Bruce Wayne, der in diesem Film nicht auftritt.
In den letzten Jahren wurde der Joker von Jack Nicholson in "Batman" (1989), Heath Ledger in "The Dark Knight" (2008) und Jared Leto in "Suicide Squad" (2016) gespielt und jetzt übernimmt Joaquin Phoenix die Rolle zum zweiten Mal, nach ″Joker″ (2019). Phoenix hat für seine Darstellung 2020 neben anderen Ehrungen sowohl den Golden Globe als auch den Oscar gewonnen. Außer Joaquin Phoenix hat auch die isländischen Musikerin und Komponistin Hildur Guðnadóttir den Golden Globe und den Oscar für die beste Filmmusik erhalten. Sie ist auch in dem hier besprochenen Film wieder für den Score verantwortlich.
Wie im ersten Film hat auch in ″Joker: Folie À Deux″ (eine umgangssprachliche französische Bezeichnung für eine Zwangsstörung zu zweit) wieder Todd Phillips Regie geführt. Er war auch wie schon beim ersten Film zusammen mit Scott Silver für das Drehbuch verantwortlich. Auch als Kameramann ist wieder Lawrence Sher dabei, der für den ersten Film eine Oscarnominierung bekommen hatte.
Neben Joaquin Phoenix als Arthur Fleck spielt dieses Mal Lady Gaga die weibliche Hauptrolle als Harleen ″Lee″ Quinzel. Weitere Rollen übernehmen Brendan Gleeson als Gefängniswärter Jackie Sullivan, Catherine Keener als Flecks Anwältin Maryanne Stewart, Steve Coogan als Fernsehmoderator Paddy Meyers und Harry Lawtey als Staatsanwalt Harvey Dent, der zu dieser Zeit noch nicht ″Two Face″ ist. Aus dem ersten Film sind wieder Sharon Washington als Sozialarbeiterin Debra Kane und als Zeugen im Prozess Zazie Beetz als Flecks Nachbarin Sophie Dumond und Leigh Gill als Arthurs ehemaliger Arbeitskollege Gary Puddles dabei.
Im Gegensatz zum ersten Film, der ja insgesamt recht blutig war, geht es dieses Mal sehr viel ″zivilisierter″ zu, auch wenn die Behandlung der Insassen in der psychiatrischen Anstalt Arkham Asylum doch nicht gerade freundlich ist. Das Musical ist eine Mischung aus Gefängnis- und Gerichtsdrama, angereichert mit einer Liebesgeschichte, die sich dann doch als Amour fou herausstellt.
In diesem Film gibt es ganz wenige richtige Action-Szenen, denn Arthur Fleck wird die meiste Zeit nur zwischen Gefängnis und Gerichtssaal gezeigt. Die zwei Mal, in denen er versucht auszubrechen, wird er relativ schnell wieder eingefangen.
Ein ganz wichtiger Teil des neuen Films sind die Musikal-Szenen, bei denen von Joaquin Phoenix und Lady Gaga einige bekannte Lieder gesungen werden und deshalb der Zuschauer immer wieder erkennen muss, wieweit sie real und wann die Gesangs- und Tanzszenen von und mit Harley Quinzel nur im Kopf von Arthus Fleck stattfinden.
Der Dreh- und Angelpunkt des Films ist wieder Joaquin Phoenix, der mit seine Darstellung alle anderen Schauspieler überstrahlt. Das gilt auch für Lady Gaga, deren Charakter doch eher blass ist, obwohl Harley Quinzel versucht, im Hintergrund die Fäden zu ziehen und Arthur Fleck in eine ganz bestimmte Richtung zu manövrieren, denn eigentlich ist sie nicht am Menschen Arthur, sondern nur an dessen zweitem Ich - dem Joker – interessiert.
Leider gibt es inhaltlich – außer den Handlungen von Harley Quinzel - in dem Film nicht viel Neues, denn letztendlich geht es um die Aufarbeitung von Arthurs Morden aus dem letzten Film. Das ist zwar sehenswert inszeniert, aber nach dem ersten Film hat man als Zuschauer doch etwas mehr Handlung und evtl. auch Entwicklung der Person ″Arthur Fleck″ erwartet. Sehr interessant sind allerdings die medienkritischen Szenen und dabei auch die Reaktion der Gesellschaft auf die Taten des Jokers und wie gerade die von den Massen auf der Straße gut geheißen werden. Allerdings zeigt der Film auch, wie schnell das Interesse der Öffentlichkeit an einer Person nachlassen kann, wenn sie nicht nach deren Vorstellung reagiert.
Insgesamt ist ″Joker: Folie À Deux″ ein ambitioniertes Sequel, das trotz der 138 Minuten nicht zu lang, aber sehenswert ist, das aber ganz sicher nicht besser ist als sein Vorgänger. Dabei wird die Story über Arthur Fleck weiter entwickelt, dies gilt aber nicht für den Joker. Daneben ist Harley Quinzel oder Harley Quinn zwar eine kluge und intrigante Frau, bei der aber auch nicht deutlich wird, was sie eigentlich vom Joker erwartet und in welche Richtung sie Arthur schieben will. Trotz aller genannten Kritik, lohnt es, sich die Fortsetzung zum ″Joker″ im Kino anzusehen.
Foto 1: Joaquin Phoenix als Arthur Fleck / Joker und Lady Gaga als Harley ″Lee″ Quinzel © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc.
Foto 2: Joaquin Phoenix als Arthur Fleck © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc.
Foto 3: Lady Gaga als Harley ″Lee″ Quinzel © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc.
Info:
Joker: Folie À Deux (USA 2024)
Originaltitel: Joker: Folie À Deux
Genre: Sequel, Thriller, Drama, Musical, DC-Comics
Filmlänge: ca. 128 Min.
Regie: Todd Phillips
Drehbuch: Todd Phillips, Scott Silver
Darsteller: Joaquin Phoenix, Lady Gaga, Brendan Gleeson, Catherine Keener, Zazie Beetz, Harry Lawtey, Leigh Gill, Sharon Washington, Steve Coogan, Jacob Lofland, Bill Smitrovich, Ken Leung u.a.
Verleih: Warner Bros. Germany
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 03.10.2024
