Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Oktober 2024, Teil 3
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) – Ein ziemlich berechnender junger Kater lässt sich von der Studentin Rose beinahe überfahren, die zugegeben allerdings eine miserable Fahrerin ist. Als sie ihn im Tierheim abgeben will, erreicht er, dass die gutherzige Biologie-Studentin ihn stattdessen mit nach Hause nimmt. Rose gibt ihm den Namen Beckett.
Während Beckett immer fetter wird, und die liebevolle Fürsorge seines Frauchens genießt, arbeitet die Studentin Rose in jeder freien Minute an der Rettung der weltweiten Bienenpopulation. Immer wenn sie die Ergebnisse ihrem Doktorvater Professor Craven vorstellt, hat er etwas daran auszusetzen und verlangt von ihr weitere Versuche.
Da taucht eines Tages bei Rose ihr Ex-Freund Larry, der früher mit ihr als Labor-Partner die Versuche zusammen durchgeführt hat, in seinem klapprigen Wagen wieder auf, was Beckett überhaupt nicht passt. Als Larry dann auch noch viel von Roses Aufmerksamkeit beansprucht, startet Beckett mit einem ausgiebigen Vergraulungs-Programm, dabei greift der Kater zu immer boshafteren Mitteln, die sich dann letztendlich doch noch rächen sollen.
Denn Beckett hat sich während seiner ersten acht Katzenleben bei Menschen überall durch geschnorrt, vor denen er das arme Kätzchen spielt, damit sie ihn hegen und pflegen – bis er weiterzieht in ein vermeintlich besseres Zuhause. Doch jetzt verliert er bei einem gefährlichen Streich mit Larrys Auto sein neuntes und letztes Katzenleben.
Da Beckett nicht auf dem Mund gefallen ist, erhält er im Katzenhimmel von der himmlischen Beamtin Grace eine weitere Chance und neun weitere Leben und dadurch die Gelegenheit, zu zeigen, dass er aus seinen Fehlern lernen kann. Als sein Wunsch erfüllt wird, merkt Beckett rasch, dass er nicht als fette und faule Katze in seine gewohnte Umgebung bei Rose zurückkehren kann, sondern in Gestalt all derer Lebewesen, die Beckett bislang nur als störendes Beiwerk in seiner Katzenwelt wahrgenommen hatte. So muss er als Dachs, Ratte, Hund, Kakerlake, Papagei, Pferd, Fisch oder Biene versuchen, sich wieder bei Rose einzuschleichen, dabei landet er auch gleich mal im elektrischen Zaun, wird er vom Falken gefressen, überfahren oder zerquetscht. Beckett ist aber jedes mal an seinen unterschiedlich farbigen Augen sehr gut zu erkennen.
Die veränderten Blickwinkel bescheren Beckett ganz neue Sichtweisen aufs Leben. Letztendlich sorgen sie dafür, dass der einst egoistische und undankbare Kater Roses Arbeit rettet und er dadurch zu einem liebevollen, fürsorglichen und uneigennützigen Helden seiner eigenen Geschichte wird. Daneben muss auch Professor Craven auf die harte Tour erkennen, dass ausgefallene Technologien und moderne Unternehmensabläufe niemals ein echter Ersatz für natürliche Instinkte sein können…
Bei der britisch-kanadischen Animationskomödie ″Alles für die Katz - Neun Leben sind nicht genug″ führt Christopher Jenkins Regie. Das Drehbuch von Christopher Jenkins, Karen Wengrod und Ken Cinnamon entstand nach einer Geschichte von Karen Wengrod, Ken Cinnamon, Ash Brannon, Ernesto Matamoros und Leland Cox.
Als englische Sprecher konnten mit dem englischen Komiker Mo Gilligan als Beckett, Ashley Simone als Rose, Sophie Okonedo als Grace, Dylan Llewellyn als Larry und Bill Nighy als Professor Craven bekannte englische Schauspieler gewonnen werden. Cameron und Kirk, die beiden nicht allzu cleveren Helfer von Professor Craven wurden von Zayn Malik gesprochen, der auch für die Original Songs verantwortlich war und der als ehemaliges Mitglied der Boy Band ″One Direction″ weltbekannt ist.
Der charmante Animationsfilm aus Großbritannien ist für Kinder unter 10 Jahren und ihre begleitenden Eltern gedacht. Mit dem fetten und faulen Kater kann der Regisseur die Zielgruppe ganz sicher sehr gut ansprechen. Auch wenn mit ″Garfield – Eine extra Portion Abenteuer″ (2024) über einen viel bekannteren fetten, faulen und boshaften Kater in diesem Jahr bereits ein anderer Animationsfilm in die Kinos gekommen ist. Allerdings sind die Witze bei Garfield doch viel deutlicher an Erwachsene gerichtet.
″Alles für die Katz″, der an der englischen Küste von Dorset spielen soll, ist wunderbar bunt und sonnendurchflutet gestaltet. Christopher Jenkins ist mit seinem Film in Stil und Inhalt sicher auf den ersten Blick auf Nummer sicher gegangen, aber es gibt hier eine raffinierte kleine Prämisse über einen selbstgefälligen und selbstsüchtigen Kater, der sein Glück vermasselt und sich durch ein paar neue Leben kämpfen muss, um alles wieder in Ordnung zu bringen.
Becketts zynische Einstellung gegenüber Menschen ändert sich erst langsam, als er von der Doktorandin Rose adoptiert wird und ein idyllisches Leben in ihrem bildschönen Cottage auf dem Land beginnt, während sie für den unangenehmen und misstrauischen Professor Craven an ihrer Studie über die Bienenpopulation arbeitet, dabei sind allerdings die Gründe, warum der Professor Bienen so hasst, doch etwas an den Haaren herbei gezogen.
Doch Becketts grundlegender Egoismus bleibt trotz der positiven Umstände einmal bestehen, so dass der mittlerweile recht fette Kater sein letztes Leben verliert, als er versucht, Rose ganz für sich zu behalten, indem er ihren Freund Larry niederträchtig abservieren will. Um nicht endgültig aus dem Verkehr gezogen zu werden, muss Beckett seinen Fall der Tierheim Mitarbeiterin und himmlischen Torwächterin Grace vortragen, die ihm noch einmal neun Chancen gibt – aber dummerweise nicht so, wie er es erwartet hat.
Vermutlich werden es die kindlichen Zuschauer genießen, zuzusehen, wie der überhebliche Kater demütig wird, während er durch sein Karma stolpert und lernt, wie kostbar das Leben ist. Während er von einer Chance zur nächsten eilt, sind seine verschiedenfarbigen Augen für den Zuschauer der einzige Hinweis darauf, dass man Beckett beobachtet, der weiter für sein ruhiges Heim und langsam auch für seine einzig wahre Liebe Rose kämpft, aber in ganz verschiedenen Gestalten.
Da der Regisseur bereits jahrzehntelange Erfahrung als Animator hat, weiß er ganz sicher, wie man technisch einen solchen Animationsfilm gestaltet, aber auch, was noch entscheidender ist, wie die Story spannend und lustig sein muss.
Es ist ihm gelungen, die Anzahl von Becketts Leben so aufzuteilen, dass man auch als kindlicher Zuschauer mit den einzelnen Inkarnationen vertraut werden kann und sieht, wie die einzelnen Tiere sich dann langsam in den alles beherrschenden Plot aus Roses Gefahr durch den schmierigen Professor Craven einbringen.
Auch wenn die vielen Powitze und die doch etwas albernen Schurkenhelfer Cameron und Kirk manchmal etwas nerven, ist mit ″Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug″ ein netter Film mit tiefen Gefühlen entstanden, der hauptsächlich komödiantisch ist, der aber auch einen großen pädagogischen Wert für Kinder bietet, was Selbstlosigkeit und das Richtige zu tun angeht, ohne dafür eine Belohnung zu verlangen.
Insgesamt mag der Animationsfilm ein bisschen generisch und klischeehaft sein, aber wer den Sinn für Spaß hat und Erzählkunst für jüngere Kinder mag, dem wird die Komödie sicher gefallen.
Foto 1: Beckett mit Quietschi © 10 Lives Productions / Wild Bunch Germany, 2024
Foto 2: Rose und Larry bei Professor Craven © 10 Lives Productions / Wild Bunch Germany, 2024
Foto 3: Beckett als Ratte © 10 Lives Productions / Wild Bunch Germany, 2024
Foto 4: Professor Craven und seine Ganoven Cameron und Kirk © 10 Lives Productions / Wild Bunch Germany, 2024
Info:
Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug (Großbritannien, Kanada 2024)
Originaltitel: 10 Lives - 'Cause nine just ain't enough!
Genre: CGI-Animation, Katzen, Haustiere, Familienfilm, Komödie
Filmlänge: ca. 88 Min.
Regie: Christopher Jenkins
Drehbuch: Christopher Jenkins, Karen Wengrod & Ken Cinnamon
Nach einer Geschichte von Karen Wengrod & Ken Cinnamon, Ash Brannon, Ernesto Matamoros und Leland Cox
Englische Sprecher: Mo Gilligan, Simone Ashley, Sophie Okonedo, Bill Nighy, Zayn Malik, Dylan Llewellyn, Jeremy Swift u.a.
Verleih: Wild Bunch Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 10.10.2022
