B3 Festival des bewegten Bildes vom 13. - 20. Oktober 2024 in Frankfurt am Main, Teil 2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die B3 findet zum neunten Mal statt und auf dem Weg bis heute hat es viele Häutungen gegeben. Der Festivalleiter, Gründer und Motor ist Bernd Krake, der als Präsident der Offenbacher Hochschule für Gestaltung dort altersgemäß ausgeschieden ist. Die Hochschule hatte jedoch konzeptionell, personell und organisatorisch die Hauptlast von B3 getragen, die finanzielle das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Was B3 bedeutet, können nicht mehr viele buchstabieren, die heute damit befaßt sind. Denn ursprünglich lautete es: B3, die Biennale des Bewegten Bildes.
Die künstlerische Unternehmung war also zweijährig angelegt, findet seit 2019 jährlich statt und hatte den Anspruch, in diesem Bereich alle Sektoren und Themen zu umfassen, die heute neben dem Film insbesondere die Virtual Reality Technologie ist, die über das herkömmliche Augenvermögen der Menschen hinaus, nicht nur mit besonderen VR-Brillen eine Sehwelt zu erschaffen, die uns zum Teil einer 360-Grad Umgebung macht. Entsprechende Filme sind computergeneriert und das Entscheidende dabei ist, daß wir die Unwirklichkeit als Wirklichkeit wahrnehmen, weil wir sie mit eigenen Augen sehen; der Ausdruck Immersion bezeichnet dies Eintauchen in eine Welt, die nicht die reale ist, aber so wahrgenommen wird. Das hat natürlich spektakuläre, witzige, erhellende, aber auch gefährliche Wirkungen. Auf jeden Fall ist der Umgang damit, auch der kritische wichtig. Für die Künstler ergibt sich ein gewaltiges Reservoir von Themen und Zuständen, die möglich sind.
Teil des inzwischen jährlichen Programms sind darüberhinaus weitere technische Entwicklungen des bewegten Bildes und ihre „Cross-Media-Schnittstellen, ein Konferenzprogramm und Kunstausstellungen. Wenn es also heute heißt „B3 Film Festival“ ist dies irreführend, weil Biennale des Bewegten Bildes die 3 Bs aufwies, es jetzt aber ein B2 Festival ist, nämlich das des Bewegten Bildes. Die Schwierigkeiten der ganzen Unternehmung ist, daß es einerseits sinnvoll erscheint, diese technologischen Entwicklungen für Kunst und Erkenntnis zu nutzen, der Ansprechpartner aber vage bleibt. Die B3-Leitung schreibt dazu. „Die Zielgruppen sind Fachleute und junge Talente aus allen Bereichen der Kreativ- und Medienindustrie, aus Politik und Wissenschaft und die interessierte Öffentlichkeit. Der Schwerpunkt der B3 liegt auf dem Storytelling.“
Dafür aber hat das Land Hessen eine eigene Institution erschaffen, die inzwischen HessenFilm heißt und im Austausch mit dem zuständigen Ministerium steht, dem sie unterstellt ist. Die Frankfurter Buchmesse hatte schon vor vielen Jahren das Thema und den Bereich Film für sich entdeckt, was naheliegt, denn die Flut der Romanverfilmungen sind gerade derzeit immens und so mancher Bestseller geht den umgekehrten Weg, indem ein erfolgreicher Film die Umschreibung des Drehbuchs in einen Roman erfährt. Der Chef der Buchmesse, Juergen Boos hatte gerade auf die Verbindung zum Film großen Wert gelegt und neben Vorführungen von Filmen auf der Messe einen Preis für den Besten Internationalen Film geschaffen, der auf der jährlichen Veranstaltung des Hessischen Kino- und Filmpreises (Ministerium und HessenFilm) überreicht wurde. Doch so richtig schlug dieser Preis nicht ein, brachte die eine oder andere Filmgröße nach Frankfurt, wurde dann aber auf die Buchmesse verlagert und schließlich eingestellt. Inzwischen hat die Frankfurter Buchmesse auch gute Kontakte zur Berlinale und fast still und leise wird sie in diesem Jahr wieder mit ihrem Filmpreis bei der Verleihung des Hessischen Kino- und Filmpreises dabei sein, der schon deshalb etwas Besonderes ist, weil es der 30. ist.
Diese Veranstaltung, fand von Anbeginn an immer am Freitagabend der Buchmesse statt. Der Ort war anfangs wechselnd, inzwischen ist die Frankfurter Alte Oper Tradition. Der Abend, nach den Preisverleihungen ist es das große Treffen der Branche, kostet das Ministerium viel Geld und bringt viel Ehr’.
Nicht zu vergessen ist das Frankfurter DFF, das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum, mit dem der Name des ehemaligen Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann untrennbar verbunden ist, das nicht nur Fortschreibung des ehemaligen kommunalen Kinos Filme ist und Filme zeigt, sondern auch die technische und technologische Entwicklung im Bereich Film in Veranstaltungen und Ausstellungen vermittelt.
An diesem Hintergrund muß nun B3 mit einem Etat von über einer Million Euro gemessen werden. Bisher konnte Bernd Krake als Präsident der Hochschule für Gestaltung Offenbach seine personellen Kontakte und seinen Arbeitsplatz nutzen, zumal die Hochschule offiziell Träger des Festivals war. Aber inzwischen ist noch nicht einmal geklärt, ob sie das weiterhin sein kann und will, denn selbstverständlich muß dann dort auch entsprechendes Personal zur Verfügung stehen.
Nach dem Regierungswechsel von CDU/Grüne zu CDU/SPD ist heute der zuständige Minister für Wissenschaft und Kunst Timon Gremmels (SPD), seine Vorgängerin war Angela Dorn (Die Grünen), deren Vorgänger Boris Rhein (CDU), heute der Hessische Ministerpräsident. Wie man den laufenden Berichten in den Zeitungen entnehmen kann, ist das Einsparen von Geldern derzeit Hauptaufgabe und laut durchaus hämischen Aussagen von Politikern der Grünen entnehmen kann, müssen insbesondere die SPD-Minister dran glauben und ihren Etat drastisch runterschrauben.Darum wird sich der zuständige Minister fragen müssen, was ihm, was Hessen die B3 bringt angesichts einer so gut aufgestellten Filmlandschaft.
Das sind keine guten Vorzeichen für B3. Einerseits ist das Festival so auf Bernd Krake zugeschnitten, dessen Kind es ja auch ist, andererseits ist ihm durch den Wegfall des Amtes auch ein selbstverständlicher Arbeitsplatz für B3 entzogen – und auf Dauer sicher auch der Kontakt zur Entwicklung an anderen Hochschulen. Man hätte sich ja auch vorstellen können, daß das 2012 gegründete B3 Festival des Bewegten Bildes nach neunmaligem Auftritt von alleine laufen kann, daß es ein Reservoir von Kräften gibt, die weitermachen und aus ihrem Arbeitsbereich Mittel bereitstellen können, ehemalige Studenten etc.. Aber dem ist nicht so.
Fortsetzung folgt
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