Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos 17. Oktober 2024, Teil 8
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - In den 1970er-Jahren, lange bevor er Milliardär, Star einer Reality-TV-Show oder der 45. Präsident der V ereinigten Staaten wurde, war Donald J. Trump ein junger ehrgeiziger Mann mit dem festen Ziel, auf dem New Yorker Immobilienmarkt groß abzusahnen. Zu dieser Zeit war Big Apple in den Augen der meisten Menschen ein heruntergekommenes, verwahrlostes urbanes Ballungsgebiet, in dem Gewaltverbrechen grassierten. Trump hingegen glaubte, der Stadt stehe ein Comeback bevor und er sei der geeignete Mann, um ihre Wiedergeburt maßgeblich voranzutreiben, wenn er nur die richtige Unterstützung hätte.
Während Donalds wohlhabender V ater Fred Trump vom Scheitern des wahnwitzigen V orhabens seines Sohnes überzeugt war, fand der aufstrebende Jungunternehmer in dem skrupellosen Anwalt und politischen Ausputzer Roy Cohn einen mächtigen V erbündeten. Fasziniert vom Potenzial, das er in Donald sah, brachte Roy dem jungen Mann bei, wie man ein korruptes System unter Anwendung hinterhältiger, halsabschneiderischer Taktiken zum eigenen Vorteil nutzen kann. Was letzten Endes zählte – so das Credo der beiden – war einzig und allein, dass man gewann.
Mit THE APPRENTICE legt der gefeierte iranisch-dänische Filmemacher Ali Abbasi nun seinen ersten englischsprachigen Spielfilm vor, eine packende Studie über eine durch und durch amerikanische Erfolgsgeschichte. Der Film übertrifft die bisherigen Arbeiten des visionären Regisseurs, der mit seinem zweiten Langfilm Border (Gräns), der 2018 bei den Filmfestspielen von Cannes den Hauptpreis in der Sektion Un Certain Regard gewann und für einen Oscar® sowie sechs Europäische Filmpreise nominiert wurde, von denen er einen gewann, international bekannt wurde. Abbasis dritter Film, Holy Spider aus dem Jahr 2022, feierte ebenfalls im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes Premiere (wo Zar Amir-Ebrahimi mit dem Preis für die beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde) und erntete weltweit sehr viel Anerkennung.
Abbasis Ansinnen war es nie gewesen, mit THE APPRENTICE – THE TRUMP STORY Donald Trumps Lebensgeschichte umfassend und auf konventionelle Art zu erzählen. Vielmehr schwebte ihm eine eher intime Studie über ein Kapitel in dessen Leben vor – ein Kapitel, das weitreichende Auswirkungen auf die amerikanische Kultur und die Welt insgesamt haben sollte. „Es ist keine History-Channel- Dokumentation“, sagt Abbasi, „es ist kein Biopic über Donald Trump. Wir interessieren uns nicht für jedes kleinste Detail seines Lebens. Wir wollen anhand seiner Beziehung zu Roy und Roys Beziehung zu ihm eine ganz bestimmte Geschichte erzählen.“
Diese Beziehung war für Drehbuchautor und Autor Gabriel Sherman zum Faszinosum geworden, nachdem der Tycoon mit seiner unverblümten Art bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 zur Überraschung vieler ins Oval Office katapultiert worden war. Der erfahrene Politikjournalist kannte sich mit der amerikanischen Rechten sehr gut aus, da er für Zeitschriften wie das New York Magazine und Vanity Fair über die Republikanische Partei und Donald Trumps Wahlkampf um das Präsidentenamt berichtet hatte. Darüber hinaus hatte er 2014 die viel beachtete Biografie The Loudest Voice in the Room über den Fox-News- Gründer Roger Ailes geschrieben. Sherman hatte zahlreiche Interviews mit Trump geführt, und zwar bereits als junger Reporter, als er beim New York Observer seine erste Anstellung hatte und über die Immobilienbranche berichtete.
Im Frühjahr 2017, als Trump erst wenige Monate im Amt war, setzte Sherman seine Gespräche mit langjährigen Quellen fort, von denen viele feststellten, dass Trump während seines Wahlkampfs und seiner ersten Tage im Weißen Haus Taktiken anwandte, die er von Cohn gelernt hatte. „Roy hatte ihm beigebracht, wie man die Presse benutzt und dass man Macht erlangen kann, indem man dafür sorgt, dass der eigene Name ständig in den Nachrichten präsent ist“, sagt Sherman.
Damals kam Sherman die Idee zu einem Film, der auf dem Verhältnis der beiden Männer basiert. „Eines Tages“, so der Drehbuchautor, „dachte ich: Die Art, wie dieser Mentor, Roy Cohn, seinem jungen Gefolgsmann beibrachte, wie er zu sprechen hat, wie er die Lektionen in der dunklen Kunst, Macht zu erlangen, einzusetzen hat, bietet Stoff für einen Film.“
Die Arbeit an seinem ersten Drehbuch für einen Spielfilm begann Sherman mit intensiven Recherchen. Er las Biografien beider Männer und durchforstete YouTube nach Filmmaterial von ihnen aus den 1970er- und 80er-Jahren. Er interviewte auch Menschen, die Trump als Kind gekannt hatten, sowie ehemalige Berufskollegen von Cohn, darunter seine langjährige Assistentin Susan Bell und andere aus seiner New Y orker Kanzlei Saxe, Bacon & Bolan. Aus all dem ergab sich für ihn der Eindruck einer Beziehung, die Trump so nachhaltig geprägt hatte, dass sein späterer Aufstieg in derartige Höhen ohne die Lehrjahre bei seinem Anwalt schlichtweg als Ding der Unmöglichkeit erschienen.
Fortsetzung folgt
Foto:
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Info:
Besetzung
Donald Trump. SEBASTIAN STAN
Roy Cohn. JEREMY STRONG
Ivana Trump MARIA BAKALOVA
Fred Trump. MARTIN DONOVAN
Mary Anne Trump. CATHERINE MCNALLY
Freddy Trump. CHARLIE CARRICK
Russell Eldridge. BEN SULLIVAN
Roger Stone. MARK RANDALL
Stab
Regie ALI ABBASI
Drehbuch GABRIEL SHERMAN