Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. November 2024, Teil 6
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) – Es ist kurz vor Weihnachten und das junge Rentier Niko möchte sich endlich seinen wichtigsten Traum erfüllen und in der Fliegenden Truppe des Weihnachtsmanns mit fliegen und dessen Schlitten ziehen zu können und dadurch in die Fußstapfen seines Vaters Prancer zu treten. Dazu muss er aber seine Mutter Oona, seinen Stiefvater Lenni und seine kleinen Geschwister Lili und Jonni verlassen und wird auch zum ersten Mal Weihnachten nicht zu Hause feiern können, denn im ersten Ausbildungsjahr gibt es keine Besuche zu Hause.
Schweren Herzens verlässt er seine Heimat, um mit seinem Vater Prancer zur Fliegende Truppe zu gehen, allerdings beschließen Nikos Freunde das Flughörnchen Julius, für den Niko wie ein Sohn ist, und die weltgewandte Künstlerin, das Wiesel Wilma, ihm zu folgen - auch, um ein Auge auf ihren Schützling zu haben.
Das junge Rentier muss der Fliegenden Truppe beweisen, dass es fähig und bereit ist, dazu zu gehören. Gerade als er vereidigt werden soll, taucht aus dem Nichts das Rentiermädchen Stella auf und macht Niko seinen schon sicher geglaubten Platz streitig.
Daraufhin wird von Dasher, dem Chef der Fliegenden Truppe beschlossen, dass - wie es schon immer üblich war- die beiden jungen Rentiere in drei Wettbewerben, um den einzigen freien Platz kämpfen sollen. Der hoch-motivierte Niko liefert sich ein erbittertes Wettrennen mit Stella um den letzten freien Platz. Dabei gewinnt Stella das erste und Niko das zwei Wettrennen, das alles entscheidende dritte Rennen soll dann am nächsten Tag stattfinden.
Da Niko in der Nacht nicht schlafen kann, geht er spazieren und trifft auf Stella, die er eigentlich ganz nett findet. Da er von seinem Vater den Log-in zum schon gefüllten Schlitten des Nikolaus hat, zeigt er ihn Stella. Doch dann ist am nächsten Tag – ausgerechnet einen Tag vor Weihnachten - der Schlitten des Weihnachtsmanns verschwunden – und mit ihm Stella! Das ist für Niko und die ganze Fliegende Truppe eine Katastrophe, denn Weihnachten droht auszufallen.
Dasher schickt die Mitglieder seiner Truppe los, den dreisten Dieb zu finden und den Schlitten zurück zu bringen, allerdings wird niemand nach Norden geschickt. Um seinen Fehler wieder gut zu machen, macht Niko sich zusammen mit seinen Freunden Wilma und Julius auf den Weg in den eisigen Norden, um dort nach Stella und dem Schlitten zu suchen.
Auf ihrer Abenteuer-Reise, die sie bis zu den Polarlichtern führt, müssen sich die drei Freunde großen Herausforderungen, Gefahren und auch sich selbst stellen. Außerdem lernen sie eine andere Rentierherde kennen und erfahren, warum Stella für ihren Vater Ilmar den Schlitten gestohlen hat. Dadurch muss sich auch Niko fragen, ob es wirklich so wichtig ist, in einem Konkurrenzkampf immer der Beste und Schnellste sein zu wollen und wie passen eigentlich Freundschaft und Konkurrenz zusammen…
″Niko – Reise zu den Polarlichtern″ ist nach ″Niko – Ein Rentier hebt ab″ (2008), in dem Niko das Fliegen lernt, und ″Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held″ (2012), in dem Niko in seiner neuen Patchwork-Familie glücklich wird, der lang erwartete dritte Weihnachtsanimationsfilm der Reihe um Niko, dem fliegenden Rentierjungen, der ebenso wie sein Vater Prancer gerne zur Fliegenden Truppe des Weihnachtsmannes gehören will. Denn Niko steht jetzt an der Schwelle zum Teenageralter und muss sich entscheiden, ob er jetzt schon wie sein Vater zur Fliegenden Truppe gehören oder ob er doch noch zu Hause mit seiner Mutter, seinem Stiefvater und seinen jüngeren Geschwistern Weihnachten feiern will.
Für die Regie des finnischen Animationsfilms ist wieder Kari Juusonen verantwortlich, Ko-Regisseur ist Jørgen Lerdam. Das Drehbuch stammt wieder von Hannu Tuomainen und Marteinn Thorisson, dieses Mal zusammen mit dem Regisseur Kari Juusonen. In der deutschen Fassung des weihnachtlichen Animationsabenteuers sprechen Tom Erik Rosener das junge Rentier Niko und Josefine Preuß das freche Wiesels Wilma. Dem neu eingeführten Rentiermädchen Stella leiht Lucy Ebert ihre Stimme.
In dem wunderbar gestalteten Film geht es wieder um wichtige Themen für die jugendliche Zielgruppe des Filmes. Dabei ist Niko jetzt ein Teenager und muss sich für einen Beruf entscheiden, auf den er aber schon lange gehofft hat. Auch in diesem Animationsfilm werden wieder viele wichtige Themen für die junge Zielgruppe angesprochen: Ist eine gute Freundschaft wichtiger als Konkurrenzdenken? Was heißt es, sich zu bewähren? Und muss man das denn überhaupt? Sind alle Regeln noch gut, nur weil es sie schon lange gibt? Ab wann ist es der richtige Zeitpunkt, sich von den Eltern abzunabeln? Sind die Eltern wirklich unfehlbar?
Im neuen Kinoabenteuer verfolgt das junge Rentier seinen Traum in die Fliegende Truppe aufgenommen zu werden weiter und lernt mithilfe seiner besten Freunde und neuer Wegbereiter, was er im Leben wirklich will. Dabei geht es aber auch um Themen zum Erwachsen werden wie Abnabelung vom Elternhaus und Erleben neuer Abenteuer aber auch das Fällen eigenständiger moralischer Entscheidungen – besonders im Umgang mit Wettbewerb und im Kampf.
Hier erweist sich Niko interessanterweise als empathischer, teamfähiger und sanfter Junge. Das sind Eigenschaften, die nicht nur in einem Film wichtig sind. Ihm gegenüber steht Stella, die in der gleichen Lebenssituation der Abnabelung wie Niko steht und die ausgesprochen taff und ehrgeizig ist. Sie zeigt damit, dass nicht nur männliche Rentiere Mitglieder der Fliegenden Truppe sein können.
Niko muss im Laufe der Story auch Lernen, dass sein Vater auch ein paar dunkle Flecken auf seinem Fell hat mit denen das junge Rentier nicht gerechnet hat. Dabei zeigt sich, dass Niko deutlich weniger ehrgeizig ist, dafür aber deutlich hilfsbereiter und deshalb auch nicht bereit ist, seine Gegnerin in einer lebensgefährlichen Situation einfach zurückzulassen.
Neben den bekannten Rentieren der Fliegenden Truppe und Nikos Familie, kommen mit Stellas Familie – der Frosttruppe - neue Charaktere dazu. Dabei wird das Verhalten von Stellas Vater Ilmar und ihrem Bruder Morten hervorragend herausgearbeitet. Es zeigt sich aber auch, dass Stella, bei allem Familiensinn auch nicht bereit ist, alle Bosheiten mitzumachen, während der etwas naive Morten jede Dummheit mitmacht, nur um seinem Vater zu imponieren, trotzdem bekommt er nie die Aufmerksamkeit, die er so gerne hätte.
Ebenfalls erwähnenswert sind die immer in wichtigen Momenten auftretenden Lemminge, die nicht nur Julius als ihrem König gewählt haben, sondern die sich auch als hervorragende Unterstützung für Niko erweisen. Außerdem sorgen sie immer wieder für ein Schmunzeln und können dadurch die Stimmung auflockern. Nachdenkenswert ist aber auch deren kollektive, politische Hysterie mit Führerkult.
Als etwas nervig erweist sich die Idee, in der deutschen Synchronisation die Mitglieder der Fliegenden Truppe mit unterschiedlichen deutschen Dialekten sprechen zu lassen, wohl um eine Überregionalität zu erzeugen.
Von der deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) hat der Film das Prädikat ″wertvoll″ erhalten, da ″Niko – Reise zu den Polarlichtern″ die Themen kindgerecht und nachvollziehbar behandelt. Es ist ein liebevoll gestaltetes und mitreißend erzähltes Animationsabenteuer, das dem Zuschauer eine vorweihnachtlich-gemütliche Kinozeit bereitet.
Die FBW Jugend Filmjury vergibt für den Animationsfilm 4 von 5 Sternen, da die Animation der fliegenden Rentiere sowie des fliegenden Schlittens, die Farben der Polarlichter und die Darstellung der Eiskristalle ästhetisch sehr gelungen sind. Weiterhin vermittelt die Geschichte die Botschaft, wie wichtig Familie und Freunde sind, dass man nicht perfekt sein muss und man nicht aus Rache handeln soll.
Insgesamt ist der Kinderfilm ein wunderschönes Animationsabenteuer für die ganze Familie, in dem Niko durch alte und neue Freundschaften lernt, seinen eigenen Weg zu finden, mit seinem besonderen Talent umzugehen und zu erkennen, was ihm wirklich wichtig ist. Dabei hat diese Erkenntnis seinen Preis, denn Niko muss sich gegen die althergebrachten Regeln seiner Gemeinschaft stellen und sich von den Erwartungen lösen, die sein Vater an ihn stellt. Es lohnt unbedingt, sich den Film zusammen mit Schul-Kindern bis zu 10 Jahren im Kino anzusehen.
Zusatz: Das Original-Hörspiel zum Kinofilm ist bereits ab dem 25. Oktober 2024 als Einzel-CD und Hörspielbox sowie im Streaming erhältlich.
Foto 1: Niko staunt über die Geschichten der Rentiere aus der Fliegende Truppe des Weihnachtsmanns © 2024 Anima Vitae, Cinemaker, Ulysses Films, Moetion Films, A. Film Production / LEONINE Studios
Foto 2: Niko, Stella, Flughörnchen Julius und Wiesel Wilma © 2024 Anima Vitae, Cinemaker, Ulysses Films, Moetion Films, A. Film Production / LEONINE Studios
Foto 3: Niko und die Fliegende Truppe des Weihnachtsmanns © 2024 Anima Vitae, Cinemaker, Ulysses Films, Moetion Films, A. Film Production / LEONINE Studios
Info:
Niko – Reise zu den Polarlichtern (Finnland, Deutschland, Irland, Dänemark 2024)
Originaltitel: Niko's Arctic Adventure
Genre: Abenteuer, Animation, Familie, Komödie, Kinderfilm, Fortsetzung, Weihnachten
Filmlänge: ca. 86 Min.
Regie: Kari Juusonen, Jørgen Lerdam
Drehbuch: Kari Juusonen, Hannu Tuomainen
Deutsche Sprecher: Tom Erik Rosener, Josefine Preuß, Lucy Ebert u.a.
Verleih: LEONINE Distribution GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 07.11.2022
Ein zusätzlicher Tipp: Die ersten beiden Animationsfilme über Niko ″Niko – Ein Rentier hebt ab″ und ″Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held″ werden am Heiligabend, Di. 24.12.2024 um 07.50 Uhr und 09:00 Uhr beim ZDF im Rahmen des Weihnachtsprogramms für Kinder gezeigt.