Carte Blanche für Senta Berger.In memoriam Michael Verhoeven im Kino des Frankfurter, Teil 3
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es gibt so Veranstaltungen, wo die Zuhörer und Zuschauerinnen glücklich nach Hause gehen, weil sie etwas erlebt hatten, was so echt, so interessant, so intensiv war, wie es nur in persönlichen Begegnungen möglich ist. Senta Berger hatte viel zu erzählen, aber wie sie es erzählte, war eben auch eine Sternstunde dieser Reihe, in der Urs Spörri den Moderator gibt, was er gut kann, aber hier auf eine noch besser informierte Diskutantin traf, die seine langen Fragen schnell ins Aus schickte, worauf er nach und nach reagierte und sich auf die Rolle des Stichwortgeber beschränkte. Gut so.
Es fing wirklich mit dem Anfang an, nämlich, was Senta Berger überhaupt mit Frankfurt zu tun hat. Mehr als man wußte und das beginnt schon mit ihrem Schwiegervater, Paul Verhoeven, der am Frankfurter Theater engagiert und sehr beliebt war. Als sie selbst hierher kam, hieß es schnell über sie: „Sie ist die Tochter von unserem Paulchen“, was ihr half, denn sie drehte schon am Anfang ihrer Karriere mit 19 Jahren hier, fand gute Arbeitsbedingungen vor und mochte die Stadt Frankfurt immer schon gerne. Daß sie heute wieder in dem Hotel von damals übernachtete, dem Frankfurter Hof, zeigt die Kontinuität, die trotz der Schnellebigkeit der Zeit möglich ist.
Da die Reihe den Filmen ihres Mannes Michael Verhoeven gewidmet ist, ging Senta Berger auch auf die Beziehung zwischen Vater und Sohn ein, die für sie die Extreme abbildete: Sohn gegen Vater, Sohn mit Vater. Halt im Wechsel. Als Urs Spörri das Oberhausener Manifest vom Februar 1962 ansprach, das in Frankfurt durch die Leitung der Festspiele durch den späteren Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann sowieso besonders bekannt ist, der die jungen Regisseure u.a. Alexander Kluge, Edgar Reitz, Peter Schamony eingeladen hatte, die unter dem Motto ‚Papas Kino ist tot‘ den neuen deutschen Film kreierten, von dem nun Spörri annahm, daß auch Michael Verhoeven ihm anhing.
„Aber nein“, widersprach Senta Berger, Verhoeven hatte mit dieser Bewegung überhaupt nichts zu tun, da er immer seine eigene künstlerische Handschrift als Filmemacher wahrte. Er wollte immer Ernstes und Unterhaltsames zusammenbringen. Sie hätten z.B. gemeinsam die Filme von Fellini goutiert, beide die Filmkunst und einander geliebt, dabei immer eher die lukullische Seite von Filmen vorgezogen, aber nicht die Filme von Godard, Alexander Kluge und anderen Jungfilmern. Das war deutlich. Sie selbst war durch ihr frühes Hollywoodengagement sowieso verpönt. „Wir wollen keine Stars!“, war das Motto und das Wort Hollywood sowieso ein Reizwort für die jungen Filmemacher.
Spörri hatte unter ihren 173 Filmen die Sechziger Jahre ausgesucht, in denen sie in 42 Filmen auf allen Kontinenten spielte. Ihr Einwurf: „War auch ein guter dabei“, zeigt ihr kritisches Potential. Unter den 60er Jahren hatte sich Spörri dann auf das Jahr 1966 konzentriert, wo Senta Berger sechs ziemlich unterschiedliche Filme drehte.
Lange Beine - lange Finger, wo sie Doris Holberg verkörperte
Der Schatten des Giganten, wo sie Magda Simon war
Das Quiller Memorandum mit der Rolle der Inge Lind
Mohn ist auch eine Blume, Maxine
Marrakesch, Kyra Stanovy
Über den israelischen Film, wo sie also Magda Simon war, wurde ausführlich gesprochen.Sehr interessant. Aber das muß man auch über Senta Bergers Ausführungen über Hollywood sagen. Die große Zeit der Studios war vorbei, das Fernsehen hatte das Ins-Kino-Gehen empfindlich gestört, weshalb Hollywood bei Besetzungen Europa mit ins Boot nahm, damit viele ins Kino gingen: „Man hat einen Ami und eine Europäerin genommen!“
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