Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Dezember 2024, Teil 6
Redaktion
München (Weltexpresso) - „Die Ehe ist der Anfang und der Gipfel aller Kultur“, zitiert Stephan Berger (Christoph Maria Herbst) zum Auftakt von DER SPITZNAME den deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe – um gleich darauf festzustellen: „Selbst der lag nicht immer richtig. Wie auch immer, die Menschen heiraten nach wie vor. So auch Thomas und Anna – weshalb sie uns zu einem Wochenende nach Österreich eingeladen haben.“ Stephan Berger, ehemaliger Literaturprofessor und inzwischen zum Hausmann, Work-Life-Balance-Philosophen und schreibblockierten Romanautor mutiert, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die geplante Hochzeit von Thomas Böttcher (Florian David Fitz) und Anna Wittmann (Janina Uhse) in Tirol schon bald zu einem Bänderriss und dem ein oder anderen verbalen Schlagabtausch führen wird, die bereits in den Filmen DER VORNAME und DER NACHNAME für besondere KinoMomente sorgten.
„Thomas, der unverbesserliche Poser, muss natürlich in das Top-Resort in Österreich einladen“, sagt Christoph Maria Herbst. „Das ist schon mal Wasser auf die Mühlen der Figur, die ich spiele. Stephan Berger ist ja eher preisbewusst, wie es in DER VORNAME heißt. Das sorgt wieder für eine Menge Zündstoff: Die desperaten Familien stoßen aufeinander und bekannter Zündstoff knallt einmal mehr.“
Die Vollendung der Trilogie war nach Ansicht von Regisseur Sönke Wortmann naheliegend, aber nicht selbstverständlich: „Schon bei den Dreharbeiten von DER NACHNAME haben wir gescherzt, dass als Abschluss eigentlich auch noch DER SPITZNAME kommen muss. Die Voraussetzung war aber, dass wir eine gute Idee und ein hervorragendes Drehbuch haben.“
Im engen Austausch mit den Produzenten Tom Spieß und Christoph Müller entwarf Claudius Pläging ein neues Szenario für die Familien Berger, Böttcher, König und Wittmann. Der Kölner Autor hatte auch schon DER VORNAME (2018), basierend auf einem französischen Theaterstück und dessen Verfilmung LE PRÉNOM (2012), und die Fortsetzung DER NACHNAME (2022) geschrieben. In Frankreich hatten sich die Autoren und Regisseure Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte damals gegen eine Fortsetzung für das französische Kino entschieden. „Sie haben uns aber grünes Licht für unsere Filme gegeben und waren total begeistert, wie wir die ursprüngliche Geschichte weitererzählt haben“, sagt Produzent Christoph Müller.
„Wenn man die Gesichter und die Stimmen aller Hauptfiguren schon im Kopf hat, fällt das Schreiben viel leichter“, betont Claudius Pläging, „andererseits liegt darin auch das Risiko, dass man Mechanismen benutzt, die schon in den ersten Teilen gut funktioniert haben.“ Für den Autor lag die Herausforderung darin, die etablierten Figuren mit überraschenden Ideen weiterzuentwickeln. Gesucht wurde zunächst nach einem triftigen Grund für eines der seltenen Familientreffen. „Eine Beerdigung hätte bedeutet, dass jemand aus unserem Hauptcast nur zwei Drehtage im offenen Sarg gehabt hätte“, sagt Produzent Tom Spieß mit schwarzem Humor. „Deshalb haben wir uns schnell auf eine Hochzeit geeinigt, ohne aber einen klassischen Hochzeitsfilm drehen zu wollen.“
Die Frage, auf welchen Nachnamen sich Anna Wittmann und Thomas Böttcher als künftiges Ehepaar einigen, legte für einen Moment auch den Filmtitel DER DOPPELNAME nahe. Doch diese Variante setzte sich nicht durch. „Ein Doppelname hat nicht mehr so viel Sprengkraft wie noch vor 20 oder 30 Jahren“, erklärt Claudius Pläging. „Mittlerweile müsste man ganz schön viel Empörung behaupten, wenn sich einzelne Figuren noch wegen eines Doppelnamens echauffieren sollten.“ DER SPITZNAME reiht sich nicht nur wegen seiner Silbenzahl besser in eine Trilogie mit DER VORNAME und DER NACHNAME ein. „Auch die Identifikation der Zuschauer*innen ist beim Spitznamen stärker und emotionaler“, sagt Christoph Müller. „Kaum einer von uns hat einen Doppelnamen, aber viele von uns haben einen Spitznamen.“
Gemessen an der enormen Sprengkraft, den der Vorname Adolf für ein ungeborenes Kind als Initialzündung als Auftakt der Trilogie brachte, sind die Nachnamen und Spitznamen in beiden Fortsetzungen ein wenig Schall und Rauch: „Letztendlich wollten wir mit dem bewährten Ensemble die Geschichte dieser speziellen Familien weitererzählen“, sagt Pläging. Tom Spieß ergänzt: „Wir haben in den ersten beiden Teilen sehr stark die Geheimnisse und die innere Aufstellung der Familie in den Fokus gerückt. Im dritten Teil wollten wir einen stärkeren Bezug zur Gegenwart herstellen und uns mit aktuell brennenden Themen beschäftigen.“ „Harmonie ist nicht unbedingt die Superpower in dieser Familie“, stellt die angehende Braut Anna Wittmann kurz vor ihrer Hochzeit fest und bittet die künftige Verwandtschaft: „Ich fänd’s echt toll, wenn wir wenigstens bei unserer Hochzeit mal auf die Streitereien verzichten.“ Darüber kann Sönke Wortmann nur lachen: „Die Idee einer friedlichen und harmonischen Hochzeit gelingt natürlich nicht. Das wäre auch schade in einer Komödie. Man darf sich also schon jetzt darauf freuen, was da alles wieder schief geht.“
Foto:
©Verleih
Info:
BESETZUNG
Dorothea König Iris Berben
Stephan Berger Christoph Maria Herbst
Thomas Böttcher. Florian David Fitz
Elisabeth Berger-Böttcher Caroline Peters
René König Justus von Dohnányi
Anna Wittmann Janina Uhse
Antigone Kya-Celina Barucki
Cajus Jona Volkmann
Frau Veltmaier Julia Rosa Peer
Lucia Elena Sancho Pereg
STAB
Regie Sönke Wortmann
Drehbuch Claudius Pläging
inspiriert vom Theaterstück „Le Prénom” von Alexandre De La Patellière, Matthieu Delaporte
Abdruck aus dem Presseheft