Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Dezember 2024, Teil 9
Redaktion
München (Weltexpresso) - In DER VORNAME und DER NACHNAME wurde zwar häufig über Stephan und Elisabeths Kinder mit den altbackenen Vornamen gesprochen, doch Cajus und Antigone waren nie zu sehen. Das ändert sich in DER SPITZNAME. „Uns war wichtig, auch die sogenannte Generation Z zu Wort kommen zu lassen“, sagt Tom Spieß. „Gerade Antigone provoziert in ihrer Rolle als Antagonistin unsere gutbürgerlichen, vermeintlich in sich selbst ruhenden Figuren und stellt Fragen, auf die vielleicht auch das Publikum nicht immer spontan eine Antwort kennt.“ Drehbuchautor Claudius Pläging erkannte in dem 18 Jahre alten Cajus und der 17 Jahre alten Antigone die Chance, „eine jüngere Perspektive in die Diskussionen der Familie“ zu bringen.
„Die internen Konflikte und Geheimnisse zweier Generationen sind schon in den ersten beiden Filmen sehr ausführlich erzählt worden“, sagt Pläging. „Jetzt bringen wir zwei neue Figuren aus der dritten Generation ins Spiel, die einen anderen Blick auf die Welt und auch auf die bereits bekannten Figuren haben. So werden auch Themen wie Klimaschutz und Diversität aufgegriffen.“ Wortmann freute sich über die Idee, mit Cajus und Antigone zwei neue vollwertige Rollen im Film zu haben: „Sie bringen frischen Wind rein.“ Allerdings bat er Casting-Directorin Anja Dihrberg, eine überschaubare Vorauswahl zu treffen und ihm jeweils nur drei junge Schauspielerinnen und Schauspieler vorzuschlagen. „Wenn ich zehn treffe, finde ich es immer schlimm, dass ich neun absagen muss. Bei dreien ist es einfacher, weil ich nur zwei enttäuschen muss.“ Am Ende entschied er sich für Kya-Celina Barucki und Jona Volkmann. Bei der Rolle des Cajus gab es die Vorgabe, dass der Schauspieler auch Gitarre spielen muss. „Jona Volkmann fragte beim Casting, ob er einen gecoverten Song oder etwas Eigenes spielen soll“, erinnert sich der Regisseur. „Dann hat er ein eigenes Lied gespielt. Das war ein so toller Moment, dass wir diesen Song auch für den Film genommen haben.“
Kya-Celina Barucki beschreibt Antigone als „entschlossen, mutig, resilient, hartnäckig und unerschütterlich.“ Damit wird Antigone ihrer Namenspatronin aus der antiken griechischen Mythologie gerecht. In wörtlicher Übersetzung bedeutet der Name „entgegen gewachsen“, weil sich Antigone in der Tragödie dem Gesetz des Herrschers Kreon widersetzt, also aufmüpfig ist und ihren Willen durchsetzen will. „Antigone ist die Woke in der Familie“, sagt Filmvater Christoph Maria Herbst. „Sie ist im Sinne des Wortes erwacht und hält in diesem Status des Erwachtseins einen sehr grellen Scheinwerfer auf die Familie. Der ein oder andere fühlt sich geblendet und verblendet, und Antigone versteht es, in existierende Wunden auch noch Salz zu streuen und Triggerpunkte zu setzen.“ Iris Berben erkennt eine Seelenverwandtschaft zwischen ihrer Rolle als Alt-68erin Dorothea und deren Film-Enkelin: „Es gibt einen unausgesprochenen Pakt zwischen der Großmutter und der Enkelin. Das ist oft so im Leben. Die Eltern sind in einer anderen Weise konfrontiert mit dem Erwachsenwerden ihrer Kinder und die Großeltern haben bereits eine gewisse Gelassenheit. Das macht Dorothea so ein bisschen zu Verbündeten mit ihren Enkelkindern.“
Jona Volkmann sieht einen starken Kontrast zwischen seiner Rolle als Cajus und der Filmschwester: „Antigone ist eine sehr aufbrausende und sture Person. Sie mag es gern, auf Konfrontation zu stoßen. Dagegen ist Cajus ein sehr in sich gekehrter Mensch. Er denkt lieber zweimal über etwas nach, bevor er es sagt oder macht. Die vielen Fragen, die er sich stellt, beantwortet er lieber durch die Musik. Die Gitarre gibt ihm Sicherheit, durch seine Lieder drückt er sich aus.“ Während sich der sonst so wortgewandte Vater Stephan schwertut, den richtigen Draht zu seinem Sohn zu finden, gelingt es seinem Onkel René deutlich besser: „Beide verbindet die Liebe zur Musik“, sagt Claudius Pläging. „René hat viele Jahre lang hauptberuflich Klarinette im Orchester gespielt, Cajus spielt für sein Leben gern Gitarre.“ So ist es denn auch René, der Cajus in dessen Hotelzimmer aufsucht und ihn ermuntert, den selbstverfassten Song „Menschen wie wir“ zu spielen. Dohnányi hält es für eine Bereicherung, dass die Teenager-Kinder der Familie Berger im dritten Teil dabei sind: „Sie bringen neue Konflikte und dadurch eine neue Art von Humor rein, weil Probleme und Themen angesprochen werden, die in den ersten beiden Filmen keine Rolle spielten oder nur am Rande gestreift wurden.“
Cajus hat seit frühester Kindheit unter seinem Vornamen lateinischer Herkunft gelitten. Dass die wörtliche Übersetzung „der Fröhliche“ oder „der Zufriedene“ bedeutet, wirkt wie blanker Hohn. Da der Name allein für genug Aufmerksamkeit sorgt, gibt und kleidet sich der Internatsschüler umso dezenter: „Er ist nie bunt, grell oder auffallend angezogen“, sagt Volkmann. „Die Kleidung ist eher farblos, sehr weit und locker.“ Dagegen entwickelten Kya-Celina Barucki und Kostümbildnerin Anke Winckler für Antigone einen grellbunten und eigenwilligen Modestil: „Zur Hochzeit von Anna und Thomas trägt Antigone eine knallrote Strumpfhose unter einem violetten Samtkleid – fast ein bisschen rebellisch und provokativ“, sagt Barucki und betont: „Dieses Kostüm spiegelt ihren Charakter am besten wider.“
Herbst freute sich über die Neuzugänge am Set: „Einerseits hätte ich es als spannend empfunden, wenn auch im dritten Teil nur über Cajus und Antigone gesprochen worden wäre, andererseits war es nun aber noch attraktiver, diese beiden Nachwuchstalente am Set zu haben, die ihre Rollen unverschämt gut gespielt haben.“ Jona Volkmann war angenehm überrascht, „dass wir vom eingespielten Team mit solch offenen Armen aufgenommen wurden. Ich habe mich sehr wohl und sicher gefühlt.“ Besonders gern erinnert er sich an die wortkarge Vater-Sohn-Szene mit Christoph Maria Herbst im Fitnessraum des Hotels. Auch Kya-Celina Barucki blickt glücklich auf die Drehzeit zurück: „Wir wurden wahnsinnig schnell, liebevoll, herzlich, lustig, interessiert und wertschätzend aufgenommen. Das war schön und sehr hilfreich für das Spiel.“
Anders als die Teenager-Kinder Cajus und Antigone sind die sieben Jahre alte Paula, Tochter des Brautpaares Anna und Thomas, sowie die dreijährigen KönigZwillinge Pablo und Enrico nur auf Familienfotos bzw. erst am Ende des Films zu sehen. „Das war eine bewusste Entscheidung”, sagt Claudius Pläging und nennt zwei triftige Gründe: „Zum einen ist es produktionstechnisch sinnvoll, so wenig kleine Kinder wie möglich am Set zu haben, zum anderen verliert der Konflikt zwischen den Erwachsenen an Schärfe, wenn sie sich zwischendurch um den Nachwuchs kümmern müssen.” Das war auch im Sinne des Produzenten Tom Spieß: „Wenn man Kinder zeigt, muss man ihnen eine Geschichte geben. Ich fand es schon in den ersten beiden Teilen gut, dass die Erwachsenen allein im Haus oder auf Lanzarote waren und sich ganz und gar auf ihre eigenen Probleme konzentrieren konnten.”
Pläging, selbst Vater zweier Söhne, sagt dazu: „Kinder kann man nicht über Stunden vernachlässigen, die müssen miterzählt werden. In einer Gesellschaftskomödie, die vom heftigen Schlagabtausch der Erwachsenen lebt, würden kleine Kinder die Dynamik beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall würden sie die Bereitschaft senken, sich im Affekt Beleidigungen an den Kopf zu werfen, weil die Figuren Rücksicht auf die Kinderseelen nehmen müssen.“ Produzent Christoph Müller sieht in der Abwesenheit der /13 kleineren Kinder sogar einen Mehrwert für den Film: „Die Frage, ob die kleine Paula es mit ihren Großeltern noch rechtzeitig zur Hochzeit schafft, erzeugt Spannung und einen zusätzlichen Konflikt für Anna, die ihre eigene Familie in Tirol dabei haben möchte, um nicht nur in Gesellschaft der anstrengenden Familie ihres Mannes heiraten zu müssen.“
Foto:
©Verleih
Info:
BESETZUNG
Dorothea König Iris Berben
Stephan Berger Christoph Maria Herbst
Thomas Böttcher. Florian David Fitz
Elisabeth Berger-Böttcher Caroline Peters
René König Justus von Dohnányi
Anna Wittmann Janina Uhse
Antigone Kya-Celina Barucki
Cajus Jona Volkmann
Frau Veltmaier Julia Rosa Peer
Lucia Elena Sancho Pereg
STAB
Regie Sönke Wortmann
Drehbuch Claudius Pläging
inspiriert vom Theaterstück „Le Prénom” von Alexandre De La Patellière, Matthieu Delaporte
Abdruck aus dem Presseheft