Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Dezember 2024, Teil 13
Redaktion
London (Weltexpresso) - Abgesehen von meiner eigenen intellektuellen Neugier und dem Interesse, das ich als Sohn eines Psychiaters am Inhalt von FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS hege, bin ich mir auch zutiefst bewusst, wie unglaublich aktuell und wichtig diese Geschichte ist. Wir leben in einem seltsamen, surrealen Zeitalter, das ideologisch polarisiert ist, weil jeder in seiner eigenen Blase gefangen zu sein scheint. Es gibt keinen Respekt mehr für die Standpunkte anderer – und doch scheint ein echter Dialog mit anderen genau das zu sein, wonach die Menschen sich sehnen. Im Film haben wir diese beiden Titanen mit diametral entgegengesetzten Standpunkten. Sie entscheiden sich dafür, ihre Differenzen in Bezug auf Gott respektvoll auszufechten. Zwar gelangen sie zu keiner gemeinsamen Antwort , doch das Schöne an der Geschichte ist, dass beide an ihrem Austausch persönlich wachsen.
Ich wollte einen kreativen und emotionalen Film machen, der zum Nachdenken provoziert und große Fragen aufwirft, die tief in den Kern des Menschseins vordringen: Liebe, Glaube und Sterblichkeit. Mir war klar, dass die Geschichte mit filmischen Mitteln voll und ganz auf den ‚Traumaspekt‘ dieses fiktiven Treffens eingehen musste, um das Unbewusste dieser beiden kreativen Köpfe zu erforschen, die die Normen der Gesellschaft in Frage stellten.
Ob durch Lewis‘ Fantasiewelt oder die gotischen Waldbilder und die erotischen Halluzinationen aus Freuds Unbewussten – solche filmischen Landschaften würden Freuds Haus entfliehen, wo die dramatische Diskussion eigentlich verankert ist. Da der Film am Rande eines Krieges spielt, wusste ich, dass er auch ein sehr reales Gefühl der Dringlichkeit vermitteln musste. Die persönlichen Anstrengungen beider spiegeln die Schwere des bevorstehenden Krieges wider. Was zwischen ihnen vor sich geht, ist in gewisser Weise für uns alle von entscheidender Bedeutung.
Dies ist Freuds letzte Sitzung, denn er weiß, dass er bald sterben wird. Somit ist es auch seine letzte Chance, sich seinen eigenen Unzulänglichkeiten zu stellen und die Intoleranz gegenüber seiner Tochter Anna zu erkennen. Ich wusste, dass ihre komplexe Vater-Tochter-Beziehung, die aus einem persönlichen Verlust resultiert und voller ethischer Fragen ist, ein wichtiger Teil des Films sein würde.
Lewis’ Trauma aus dem Ersten Weltkrieg beeinflusste wiederum seine persönlichen Beziehungen, insbesondere die zu Janie Moore, der Mutter eines verstorbenen Kriegskameraden. Sie war eine Frau, mit der Lewis eine romantische Beziehung einging, bis seine Konversion zum Christentum zu einem Vorwand wurde, sie zu verlassen. Während der Film in die tieferen Bereiche der Psyche beider Männer eintaucht, werden Fantasiesequenzen und Rückblenden in die Geschichte eingewoben.
Uns allen fehlt es an Antworten, die wir nur versuchen können, in unserem Inneren zu suchen. In FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS erlebt das Publikum seine eigene kathartische Reise, auf der es mit denselben Fragen konfrontiert wird.
Foto:
©Verleih
Info:
B E S E T Z U N G
DR. SIGMUND FREUD ANTHONY HOPKINS
C.S. LEWIS MATTHEW GOODE
ANNA FREUD LIV LISA FRIES
DOROTHY BURLINGHAM JODI BALFOUR
DR. ERNEST JONES JEREMY NORTHAM
JANIE MOORE ORLA BRADY
J.R.R. TOLKIEN STEPHEN CAMPBELL
S T A B
REGIE MATTHEW BROWN
DREHBUCH MARK ST. GERMAIN & MATTHEW BROWN
NACH DEM BÜHNENSTÜCK „FREUD’S LAST SESSION“ VON MARK ST. GERMAIN
Großbritannien/Irland/USA, 2023
Länge: 108 Minuten
Bildformat: 1:2,39
Tonformat: 5.1
Abdruck aus dem Presseheft