freudSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Dezember 2024, Teil 14

Redaktion

London (Weltexpresso) - „Wenn Sie (in Bezug auf Gott) recht haben, können Sie es mir nicht sagen. Aber wenn ich recht habe, wird es niemand je erfahren!“ – Sigmund Freud zu C. S. Lewis in FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS. In einem entscheidenden, dramatischen Moment der Geschichte wird der Ausdruck unserer tiefsten Überzeugungen zu einer moralischen Notwendigkeit. Aber wenn diese
Überzeugung ihrem Gegenteil gegenübersteht, kann die Distanz zwischen ihnen so schwer fassbar erscheinen wie eine vergrabene Erinnerung oder der Nebel in einem Wald. Dann ist diese Verbindung und nicht nur die Überzeugung entscheidend.

In FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS stehen sich Dr. Sigmund Freud – der österreichische Neurologe und Professor, der mit seinen Arbeiten wie „Die Traumdeutung“ (1900), „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ (1905) und „Jenseits des Lustprinzips“ (1920) einen revolutionären Meilenstein in der Erforschung des menschlichen Geistes setzte und mit der Erschaffung eines völlig neuen wissenschaftlichen Fachgebiets Berühmtheit erlangte – und der Romanautor, Oxford-Dozent und Theologe C. S. Lewis gegenüber. Zwei historische Figuren, deren Werke über ihre Zeit hinaus zu Säulen des Denkens geworden sind. Am 3. September 1939 kommt es zu einem hypothetischen persönlichen Treffen der beiden. Ein bedeutungsvoller Tag, an dem die Zivilisation an einem Abgrund stand, nachdem Hitlers Truppen in Polen einmarschiert waren und Großbritanniens Premierminister Neville Chamberlain verkündete, dass sich das Land im Krieg mit Deutschland befände. Regisseur Matthew Brown schrieb das Drehbuch gemeinsam mit dem Autor Mark St. Germain, der damit sein eigenes, gefeiertes Bühnenstück adaptierte. Im Film nimmt Brown diese imaginäre Begegnung zum Anlass, um die beiden außergewöhnlichen Hauptfiguren darüber debattieren zu lassen, was die Menschheit im Kern ausmacht – eine Wiederspiegelung dessen, was die Welt heute wieder erlebt.

Knapp drei Wochen nach jenem Tag nahm sich Freud im Alter von 83 Jahren wegen seines inoperablen Kieferkrebses das Leben. Er starb am 23. September 1939. Doch am 3. September 1939traf er sich mit einem Gelehrten, dessen Identität bis heute unbekannt ist. . Die dargestellte Diskussion mit C. S. Lewis ist somit fiktiv, enthält aber die intellektuellen Lehren sowohl von Freud als auch von Lewis. In Ihrem Gespräch geht es nicht nur darum, dass der Theologe dem Wissenschaftler ‚Beweise‘ für die Existenz Gottes vorlegt, sondern auch um die Auseinandersetzung mit dem freien Willen des Menschen und der psychologischen, sexuellen und sozialen Komplexität der menschlichen Identität. Es ist eine weitreichende und tiefgründige Auseinandersetzung, die sowohl Einblicke in die Vergangenheit, das Privatleben und sogar ins Innenleben der beiden Männer gewährt. Freuds Kindheit, sein Leben in Wien und die Analyse seiner Tochter Anna, die schließlich selbst eine bahnbrechende Psychologin und Analytikerin wurde, sowie Lewis‘ Visionen einer Waldwelt nach dem Tod seiner Mutter und den Erlebnissen im Ersten Weltkrieg, bilden einen Erfahrungsschatz, der sowohl den Intellekt als auch die Gefühle beider Männer betrifft.
Wenn man ihre Herkunft mitbedenkt, versteht man auch ihre Standpunkte und Argumente besser.
 
„In diesem Film geht es wirklich um große Themen: Leben, Tod, Mitgefühl und Toleranz“, sagt Brown über FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS. „Der Film handelt von der Debatte, die Freud und Lewis über Theologie und Wissenschaft führen. Obwohl keiner von ihnen ein Blatt vor den Mund nimmt, hören beide nie auf, sich gegenseitig zu respektieren – genau das gefiel mir daran. Tatsächlich nimmt ihr gegenseitiger Respekt sogar zu, je mehr sie sich herausfordern. Das ist etwas, was wir Menschen in den letzten Jahrzehnten leider verlernt haben.“

Brown fügt hinzu: „Tatsache ist, dass sich Geschichte ständig wiederholt – das ist frustrierend. Aber die menschliche Natur ändert sich nicht unbedingt. Wir müssen manche Dinge tun, um zu wachsen und uns zu entwickeln, und es liegt bei uns, das zu tun.“ Der Regisseur weiter: „Wir leben definitiv in einer Zeit, die sich anfühlt wie jene, die Freud und Lewis im Herbst 1939 erlebten, als die Welt außer Kontrolle geriet. Wir leben heute wieder im Schatten von Faschismus und Tyrannei in einer Welt, in der wieder so viel Intoleranz und Gewalt um uns herum herrscht. Das Gefühl von Traurigkeit und Angst darüber, wohin die Welt gerade steuert, kann erdrückend sein. Leider ist unser Film heute aktueller denn je.“

Das Theaterstück „Freud’s Last Session“ von Mark St. Germain basiert auf einer Reihe von Vorlesungen, die Dr. Armond M. Nicholi Jr. ab 1967 in Harvard über die atheistischen Theorien Freuds hielt, und die später um die Lehren von Lewis erweitert wurden. Das Seminar trug den Titel „The Question of God”. Nicholi veröffentlichte ein Buch mit dem Titel „The Question of God: C. S. Lewis and Sigmund Freud Debate God, Love, Sex, and the Meaning of Life”, das beide Vorlesungen enthielt, die Nicholi etwa 35 Jahre lang halten sollte. St. Germain verwendete dieses Buch und dessen Thesen als Grundlage für sein Theaterstück, das 2009 Premiere feierte, bevor es 2010 auch Off-Broadway in New York gespielt wurde.

FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS lebt vor allem von den dynamischen Darbietungen von Anthony Hopkins und Matthew Goode. Sie verkörpern Freud und Lewis mit Intelligenz, Nuancen und einem Gespür dafür, wer diese Männer waren, bevor sie berühmt wurden, und wie sie ihre Überzeugungen und Theorien artikulierten. Der Film handelt aber auch von Freuds Tochter. Anna Freud (Liv Lisa Fries) war selbst eine geniale Psychoanalytikerin, die den Bereich der Kinderpsychologie mitbegründete. Ihre Beziehung zu ihrer Geliebten, der Psychoanalytikerin und Pädagogin Dorothy Burlingham (Jodi Balfour) – auch sie kommt im Film vor.

Des Weiteren erzählt FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS von Lewis’ Erfahrungen mit der Oxforder Literaturgruppe ‚The Inklings‘, zu der auch J. R. R. Tolkien gehörte, und von seiner romantischen, aber komplizierten Beziehung zu Janie Moore (Orla Brady), der Mutter eines Kriegskameraden, der im Ersten Weltkrieg in den Schützengräben Nordfrankreichs fiel. „Tony hat sich intensiv auf seine Rolle als Freud vorbereitet, und Matthew hat sich ebenso in seine Rolle des C. S. Lewis vertieft“, sagt Brown. „Zudem herrschte echter Respekt zwischen den beiden Schauspielern.“

Hopkins erwidert: „Das war ein wirklich faszinierendes Drehbuch. Ich arbeite gern und liebe Herausforderungen. Also habe ich Matthew Brown eine E-Mail geschrieben und so viel wie möglich über Sigmund Freud gelesen. Ich kenne mich mit Psychoanalyse zwar nicht so gut aus, aber Psychologie an sich fasziniert mich. Freud und all diese seltsamen Teile des Lebens, die mystisch erscheinen, faszinieren mich. Denn für mich ist alles ein Mysterium – das Leben an sich ist ein Mysterium.“ Der Schauspieler erläutert weiter: „Ich erinnere mich tatsächlich noch an den Zweiten Weltkrieg. Ich war jung. An den genauen Tag, an dem dieser Film spielt, erinnere ich mich nicht. Ich war ja noch ein Baby, keine zwei Jahre alt. Aber mein Vater hat mir viel erzählt. Ich bin in den Kriegsjahren aufgewachsen und erinnere mich noch, wie wir in Großbritannien um 1943 in die Luftschutzbunker gingen. Das alles war Teil meines Lebens.“

Über seinen Filmpartner stellt Hopkins fest: „Es war so einfach, mit Matthew Goode zu arbeiten. Ein wundervoller Schauspieler – so klug, subtil und großartig.“ Goode wiederum bemerkt: „Tony ist wundervoll und natürlich unglaublich talentiert. Ich denke, wenn man die Gelegenheit bekommt, mit ihm zu arbeiten, muss man sie einfach ergreifen!“ Er fügt hinzu: „Tony hat mehr Energie, Intellekt und Tatendrang als jeder andere. Es war nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Inspiration, mit ihm zu arbeiten. Seine Schauspielkunst gehört zur Meisterklasse. Er hat es sogar geschafft, Humor in seine Darstellung einzubringen. Das alles geschah direkt vor meinen Augen. Ich habe ihm einfach nur zugesehen und hoffe, viel daraus gelernt zu haben. Neben den beiden Hauptdarstellern waren aber auch Liv Lisa Fries, Jodi Balfour und Orla Brady von ungeheurer Wichtigkeit für den Film, um die Figuren Anna Freud, Dorothy Burlingham und Janie Moore verstehen zu können, so Brown. Die Frauen in dieser Geschichte mit ihren vielfältigen und komplexen Lebenswirklichkeiten, stehen im Dialog mit den Gesprächen zwischen Freud und Lewis.

„Ich wusste von Anfang an, dass ich Liv für die Rolle der Anna haben wollte“, erinnert sich Brown. „Auch Jodi spielte ihre Rolle perfekt. Zwischen ihr und Liv herrschte so viel Respekt und eine Chemie, die für ihre Figuren grundlegend war. Ebenso wichtig ist Orla als Janie Moore. Sie hatte die Bedeutung ihrer Figur in Lewis‘ Leben erkannt, und auch welche Rolle sie bei seinen Gefühlen zur Theologie spielte. Ja, der Film handelt von zwei Männern, aber was die Geschichte so modern und aktuell macht, sind die Frauen im Film – ohne sie wäre es nicht derselbe Film.“

Foto:
©Verleih
 
Info:
B E S E T Z U N G

DR. SIGMUND FREUD        ANTHONY HOPKINS
C.S. LEWIS                          MATTHEW GOODE
ANNA FREUD                      LIV LISA FRIES
DOROTHY BURLINGHAM        JODI BALFOUR
DR. ERNEST JONES                 JEREMY NORTHAM
JANIE MOORE                           ORLA BRADY
J.R.R. TOLKIEN                          STEPHEN CAMPBELL

S T A B
REGIE           MATTHEW BROWN
DREHBUCH       MARK ST. GERMAIN & MATTHEW BROWN
NACH DEM BÜHNENSTÜCK „FREUD’S LAST SESSION“ VON MARK ST. GERMAIN


Großbritannien/Irland/USA, 2023
Länge: 108 Minuten
Bildformat: 1:2,39
Tonformat: 5.1

Abdruck aus dem Presseheft