freudcSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Dezember 2024, Teil 16

Redaktion

London (Weltexpresso) - 14
EINE HISTORISCHE EINORDNUNG DER MENSCHEN UM SIGMUND FREUD In FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS diskutieren Sigmund Freud und C. S. Lewis über Theologie, Glauben und Wissenschaft, wobei sie viel literarisches, intellektuelles und kulturelles Terrain abdecken und bedeutende Persönlichkeiten Erwähnung finden.
Sigmund Freud
(1856 – 1939)

Der umstrittene Begründer der Psychoanalyse, der ganz neue Theorien über den Geist eröffnete, gilt als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Neben seiner Analyse von Träumen und Sexualität entwickelte Freud eine weitreichende kritische Interpretation von Religion und Kultur. Freud lehnte Religion von ganzem Herzen ab und unterstellte, dass der Glaube an Gott bloßer Aberglaube oder ein Ersatz
für einen fehlenden Vater sei. Freud hatte jüdische Eltern, und seine Schriften legen nahe, dass die Sanftmut seines Vaters angesichts antisemitischer Schikanen einen tiefgreifenden Einfluss auf den jungen Freud hatte.

Er verbrachte den Großteil seines Lebens in Österreich, musste aber 1938 Wien verlassen, um der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen. Nachdem seine Tochter Anna von der Gestapo verhaftet und verhört worden war, konnte die Flucht nicht mehr aufgeschoben werden. Das letzte Jahr seines Lebens litt er im Londoner Exil unter starken Schmerzen auf Grund von Krebs. Verursacht durch jahrelanges Rauchen
wuchs zunächst ein Karzinom am Gaumen, später breitete sich die Erkrankung weiter im Kiefer aus. Seine Patienten behandelte er bis zum Ende seines Lebens.



C. S. Lewis
(1898 – 1963)

Clive Staples Lewis war ein britischer Schriftsteller und Laientheologe, der akademische Posten in Oxford und Cambridge innehatte. Berühmtheit erlangte er durch Romane wie „Die Chroniken von Narnia“ und „Dienstanweisung für einen Unterteufel“. Außerdem veröffentlichte er Sachbücher über seine christliche Weltanschauung. Lewis war eng mit seinem Schriftstellerkollegen J. R. R. Tolkien befreundet. Beide gehörten derselben informellen Oxforder Literaturgruppe an, die als die ‚Inklings‘ bekannt wurde.

Mit neun Jahren verlor er seine Mutter Flora. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in den Schützengräben von Frankreich und wurde verwundet, als sein bester Freund Paddy Moore durch eine Explosion getötet wurde. Sie hatten sich gegenseitig geschworen, dass sie sich um ihren jeweils einzigen lebenden Elternteil kümmern würden, sollte einer von ihnen sterben. Lewis kümmerte sich nicht nur um Paddys Mutter, sondern lebte auch viele Jahre mit ihr zusammen – als ihr Liebhaber. Seine Beziehung mit Janie Moore endete, als Lewis das Christentum für sich wiederentdeckte. Während des Krieges wurde Lewis‘ Stimme
durch seine Radioansprachen bei der BBC in ganz Großbritannien berühmt. Diese Sendungen bildeten die Grundlage für sein Buch „Christentum schlechthin“.



 Anna Freud
(1895 – 1982)

Freuds jüngstes Kind war in vielerlei Hinsicht das problematischste, aber letztlich auch das bedeutendste Kind von Sigmund Freud. In der Schule war sie mittelmäßig, ein trübes Licht im Vergleich zu Freuds schöner Tochter Sophie, die früh an Tuberkulose starb und Freuds Glaube an ein gleichgültiges Universum festigte. Trotz ihrer mangelnden Bildung wurde Anna die wichtigste Schülerin ihres Vaters. Freud missachtete seine eigenen Prinzipien und analysierte seine eigene Tochter. Anna untersuchte in ihren Schriften Sadomasochismus. Im Laufe der Zeit wurde Anna die Erbin von Freuds Lehren, im Alter pflegte sie ihn.
Anna war lesbisch. Freud glaubte, dass Mädchen von einem Vater durch das zivilisierte Leben geführt werden müssten, und wenn sie zu Frauen werden, obliege dem Ehemann diese Aufgabe. Da sich lesbische Frauen damals entscheiden mussten, nicht zu heiraten, blieben sie nach Freud unberechenbare, unzuverlässige und instabile Wesen. Zu Freuds Lebzeiten musste Anna ihre Homosexualität verbergen. Ihre langjährige Lebensgefährtin Dorothy Burlingham, Erbin des Tiffany-Vermögens, konnte sie nicht offen in ihr Leben lassen. Trotz all seiner revolutionären Theorien und Erkenntnisse über das Verhalten von Menschen, war Freud nicht in der Lage, seine eigene Tochter klar zu sehen oder zu verstehen. Nach Freuds Tod lebten Anna und Dorothy 40 Jahre lang gemeinsam im Haus von Sigmund Freud in Maresfield Gardens und analysierten vor allem Kinder.



Dorothy Tiffany Burlingham
(1891 – 1979)

Die amerikanische Kinderpsychoanalytikerin Dorothy Burlingham wurde 1891 als Dorothy Trimble Tiffany in New York City geboren und war die Enkelin von Charles Lewis Tiffany, dem Gründer von Tiffany & Co. In den Zwangzigerjahren des letzten Jahrhunderts arbeitete und studierte sie in Wien. Dorthin verschlug es sie mit ihren vier Kindern, nachdem ihre siebenjährige Ehe mit dem Architekten Robert Burlingham 1921 ein Ende fand. In Wien war sie eine Analyse-Patientin von Sigmund Freud. Nachdem sie Freuds Tochter Anna kennengelernt hatte, gründeten die beiden Frauen in Wien die Hietzinger Schule für Kinderpsychoanalyse.

Eine persönliche Beziehung entwickelte sich, die bis zu Burlinghams Tod anhielt. Sie starb 1979 im Alter von 88 Jahren. 
Nachdem die Nazis in Österreich einmarschiert waren, zog Burlingham 1938 mit der Familie Freud nach London. Zusammen mit Anna Freud führte sie in England eine Kriegskindertagesstätte. 1951 gründeten beide die Hampstead Clinic, ein psychiatrisches Behandlungszentrum für Kinder in London. Dorothy Tiffany Burlingham und Anna Freud machten dabei revolutionäre Entdeckungen über Depressionen bei
sehr jungen Menschen. Burlingham schrieb 1979 eine Abhandlung mit dem Titel „Die psychoanalytische Studie des Kindes: Blind sein in einer sehenden Welt“, die als Meilenstein auf diesem Gebiet gilt.
 


Janie Moore
(1872 – 1951)

Janie Moore wurde 1872 in Nordirland geboren. Ihr Sohn Paddy Moore war ein Freund von C. S. Lewis aus Oxford. Die beiden jungen Männer dienten zusammen im Ersten Weltkrieg. Paddy fiel 1918 in Frankreich, und als Lewis als 19-Jähriger von der Front zurückkehrte, hielt er sein Versprechen, sich um Paddys Mutter zu kümmern. Die damals 40-jährige Jani Moore freundete sich mit Lewis an. Fast 15 Jahre zuvor steckte sie noch in einer von Gewalt geprägten Ehe in Irland.

Im Laufe der Zeit, nachdem sowohl Lewis als auch sein Bruder Warren bei ihr eingezogen waren, entwickelte sich zwischen Moore und Lewis eine romantische Beziehung. 1931 ließ sich Lewis zum Christentum bekehren, was zu einem Streitpunkt zwischen dem Paar wurde. Biografen des Schriftstellers betrachteten Janie Moore lange Zeit als Mutterersatz für Lewis, der seine leibliche Mutter als Neunjähriger verlor. Janie Moore starb 1951 im Alter von 79 Jahren in einem Pflegeheim in England.



J. R. R. Tolkien
(1892 – 1973)

John Ronald Reuel Tolkien wurde 1892 als Kind britischer Eltern in Bloemfontein, der Hauptstadt des südafrikanischen Oranje-Freistaates geboren. Ab seinem dritten Lebensjahr wuchs er in England auf. 1916 heiratete er Edit Bratt, die auf Tolkiens Drängen von der Church of England zum römischen Katholizismus konvertierte. Tolkien war im Ersten Weltkrieg Kommandeur einer Einheit und verlor in den Kämpfen zahlreiche Freunde aus seiner Kindheit.

Während und nach dem Krieg litt er unter dem sogenannten Grabenfieber. Als er sich davon erholte, begann er mit dem Verfassen von Skizzen und frühen Versionen von Fantasy-Romanen, die von ihm später für seine Werke „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ wieder aufgriffen wurden. Als Professor und Übersetzer an der Universität Oxford versammelte Tolkien ab den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts eine Gruppe von Akademikern und Schriftstellerkollegen um sich. Anfang der Dreißigerjahre gründete sich die informelle Gruppe ‚The Inklings‘. C. S. Lewis war ebenso Mitglied wie der britische Dichter Charles Williams und der Philosoph und Autor Owen Barfield. Die ‚Inklings‘ teilten untereinander ihre in Arbeit befindlichen und unvollendeten Prosawerke – oft in einem Pub namens ‚The Eagle and Child in Oxford‘ oder am Magdalen-College in Oxford. Tolkiens christlicher Glaube beeinflusste in den frühen Dreißigerjahren C. S. Lewis, der bereit war, seinen Atheismus abzulegen und sich der Religion hinzuwenden.
 
Foto:
©Verleih
 
Info:
B E S E T Z U N G

DR. SIGMUND FREUD        ANTHONY HOPKINS
C.S. LEWIS                          MATTHEW GOODE
ANNA FREUD                      LIV LISA FRIES
DOROTHY BURLINGHAM        JODI BALFOUR
DR. ERNEST JONES                 JEREMY NORTHAM
JANIE MOORE                           ORLA BRADY
J.R.R. TOLKIEN                          STEPHEN CAMPBELL

S T A B
REGIE           MATTHEW BROWN
DREHBUCH       MARK ST. GERMAIN & MATTHEW BROWN
NACH DEM BÜHNENSTÜCK „FREUD’S LAST SESSION“ VON MARK ST. GERMAIN


Großbritannien/Irland/USA, 2023
Länge: 108 Minuten
Bildformat: 1:2,39
Tonformat: 5.1

Abdruck aus dem Presseheft