Der Antithatcherfilm von Matthew Warchus kommt am 30. Oktober in die Kinos

 

Helga Faber

 

London (Weltexpresso) - Es bleibt Thema in England, nämlich was die Thatcherjahre an politischem und gesellschaftlichem Porzellan zerschlagen haben. Dieser Film gehört zu denen, die helfen wollen, die Scherben zu kitten. Wobei das Unheil mit Scherben noch sanft ausgedrückt ist, denn es geht um Menschen.

 

Seit dem ich Seite an Seite mit lesbischen Frauen und schwulen Männern in diesem Streik für unsere Rechte gekämpft habe, weiß ich, dass wenn eines meiner Kinder zu mir kommen und sagen würde: Mama, ich bin lesbisch oder schwul - ich würde es verstehen.“ sagt Siân Catherine James im Jahre 1985 – heute Abgeordnete im britischen Parlament.

 

Er gilt als einer der am härtesten geführten Arbeiterkämpfe in der Geschichte Großbritanniens: Der Streik der britischen Bergarbeiter im März 1984. Auf Betreiben von Premierministerin Margret Thatcher und ihrer konservativen Regierung sollen zahllose Zechen geschlossen und über 20.000 Jobs gestrichen werden. Ausgehend von einer Grube in Yorkshire, deren Existenz besonders gefährdet war, breitet sich der Streik nach und nach über das ganze Land aus. Besonders hart traf es dabei vor allem die Arbeiter und Familien selbst. Diejenigen, die dem Druck standhielten und den Arbeitskampf weiterführen wollten, waren größtenteils auf Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen.

 

Auch die Schwulen- und Lesbenszene leidet unter Thatchers reaktionärer Politik und der polizeilichen Willkür. Mit der Gruppe LGSM (Lesbians and Gays Support the Miners) solidarisieren sich schließlich zwei ungewöhnliche Parteien. Mit Spenden und zahlreichen Veranstaltungen, wie Benefiz-Konzerten, unter dem Motto „Pits and Perverts“, unterstützt die LGSM die Minenarbeiter lautstark und leidenschaftlich. Und diese Unterstützung bleibt nicht folgenlos: Die Bergarbeiter revanchieren sich nicht nur damit, noch im gleichen Jahr bei Gay Pride-Märschen Präsenz zu zeigen und damit den Kampf der Schwulen und Lesben um Anerkennung und Gleichberechtigung zu unterstützen. Erst ihr Einfluss innerhalb der Labour Party führte auch dazu, dass wenig später die Rechte der Homosexuellen in ihr Parteiprogramm aufgenommen wurden. Die britische Bevölkerung ist dank dieser ganz besonderen Freundschaft zweier Gruppen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, nicht die geblieben, die sie vorher war.

 

Der Theater- und Musical-erfahrene Matthew Warchus, der 2015 als Leiter des legendären Old Vic Theatres in London die Nachfolge von Kevin Spacey antreten wird, konnte für PRIDE ein grandioses Ensemble gewinnen. Neben Leinwand-Legenden wie Golden Globe-Gewinner Bill Nighy („Tatsächlich... Liebe“, „Best Exotic Marigold Hotel“) und der Oscar®-nominierten Imelda Staunton („Vera Drake“, „Harry Potter und der Orden des Phönix“) spielen auch Paddy Considine („Das Bourne Ultimatum“, „The World’s End“) und Dominic West („Chicago“, „Johnny English – Jetzt erst recht!“) sowie Shooting Star George MacKay („Defiance“), Andrew Scott („Sherlock“, „Jimmy’s Hall“) oder der amerikanische Newcomer Ben Schnetzer („Die Bücherdiebin“).

 

Foto: Die Waliser Mädels Siân (Jessica Gunning) und Helfina (Imelda Staunton) treffen das erste Mal in ihrem Leben auf Dragqueens und sind entzückt. 

 

INFO:

 

PRIDE wird das diesjährige FILMFEST HAMBURG eröffnen und feierte seine Premiere bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen Cannes, wo er in der renommierten Quinzaine des Réalisateurs mit Standing Ovations gefeiert und mit der Queer Palm ausgezeichnet wurde.

 

 

PRIDE

Kinostart: 30. Oktober 2014

UK/ 2014/ 120 Minuten/ Cinemascope/ Dolby Digital