31. Africa Alive: Filmprogramm 2025 im Kino des DFF Frankfurt
Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Abderrahmane Sissako, geboren in Mauretanien und aufgewachsen in Mali, hat in Moskau Film studiert und gilt als einer der wichtigsten Filmemacher des afrikanischen Kontinents. In seinem ersten langen Dokumentarfilm ROSTOV-LUANDA (1997) denkt Sissako über die eigene Biografie und die Umbrüche in Afrika nach. In LA VIE SUR TERRE (Leben auf Erden, 1998) zeigt Sissako – halb dokumentarisch, halb fiktiv – das Alltagsleben der Bewohner:innen im Dorf seines Vaters in Mali am Vorabend der Jahrtausendwende. In HEREMAKONO (Warten auf das Glück, 2002) besucht Abdallah vor seiner Abreise nach Europa noch einmal seine Mutter in einer Kleinstadt an der Küste Mauretaniens und beginnt sich schließlich zu fragen, ob er überhaupt noch fortgehen soll. In BAMAKO (2006) inszeniert Sissako einen fiktiven Prozess gegen die Weltbank, in dem die Bevölkerung als Opfer politischer und wirtschaftlicher Strukturanpassungen zu Wort kommt. TIMBUKTU (2014) erzählt von Kidane, der, zunächst friedlich, mit seiner Familie nicht weit von Timbuktu lebt, das in die Hände religiöser Fundamentalisten gefallen ist. In BLACK TEA (2024) wandert Aya, eine junge Frau von der Elfenbeinküste, nach Guangzhou in China aus, wo sie einen Job in einem Tee-Exportgeschäft findet und sich in Cai verliebt.
Afrikanische Inseln
Ein Schwerpunkt ist den afrikanischen Inseln, insbesondere den Kapverden und Madagaskar, gewidmet.
In seinem Debüt DISCO AFRIKA: UNE HISTOIRE MALGACHE (2023) erzählt Luck Razanajaona von der Gegenwart seines Landes, von Korruption und globalen Machtstrukturen mit Blick auf die junge Generation Madagaskars. Nantenaina Lovas CHEZ LES ZÉBUS FRANCOPHONES (Where Zebus speak French, 2023) begleitet einen Reisbauern und dokumentiert dabei Konflikte mit korrupten Beamten und internationalen Konzernen, die zunehmend der Infrastruktur und der Ressourcen Madagaskars habhaft zu werden versuchen. Der Klassiker TABATABA (1988) von Raymond Rajaonarivelo erzählt aus der Perspektive eines Zwölfjährigen die Geschichte eines kleinen madagassischen Dorfes während des Unabhängigkeitsaufstandes 1947. MAHALEO (2005) von Cesar Paes und Raymond Rajaonarivelo porträtiert die gleichnamige, siebenköpfige Musikgruppe aus Madagaskar im Kontext der jüngeren Geschichte des Landes. Carlos Yuri Ceunincks OMI NOBU (The New Man, 2023) ist das poetische Porträt des letzten Bewohners seines Dorfes auf der Kapverdischen Insel São Nicolau. In Denise Fernandes‘ HANAMI (2024) wird die auf der kapverdischen Insel Ilha do Fogo lebende Protagonistin zum Fuße des Vulkans geschickt, wo sie auf eine Welt zwischen Traum und Wirklichkeit trifft. Die drei Kurzfilme von Festa – A Trilogy by Sarah Maldoror zeigen den Karneval und die Feierlichkeiten zum 1. Mai als Ausdruck der Befreiung von der kolonialen Herrschaft.
Das portugiesischsprachige Afrika
Das portugiesischsprachige (lusophone) Afrika, dessen Länder 1974 und 1975 von Portugal unabhängig wurden, steht mit weiteren Filmen im Fokus.
SPELL REEL (2017) beschäftigt sich mit dem nationalen Filmarchiv von Guinea-Bissau, das 2011 vor dem Zerfall gerettet und digitalisiert wurde. Sana na N’Hadas Film NOME (2023) erzählt vom Befreiungskrieg in Guinea-Bissau, indem er den jungen Nome, der sich den Guerilla-Truppen anschließt, und seine schwangere Freundin Nabú begleitet. MARÍO (2024) von Billy Woodberry ist ein Porträt des angolanischen Revolutionärs Mário Pinto de Andrade (1928–1990), einer der wichtigsten Figuren der revolutionären und anti-kolonialen Kämpfe.
Kinderkino
Im Kinderkino im DFF sind am Freitag, 31. Januar, und am Sonntag, 2. Februar, DER GROSSE MARKT (Portugal/Mosambik 2006. R: Licinio Azevedo. Empfohlen ab 10 Jahren), am Freitag, 7., und Sonntag, 9. Februar, die magisch-surreale Geschichte MEIN TOTEMTIER UND ICH (Niederlande/Luxemburg 2022 R: Sander Burger) sowie am Freitag, 14., und am Sonntag, 16. Februar, der Animationsfilm MADAGASCAR (USA 2005. R: Eric Darnell, Tom McGrath. Empfohlen ab 8 Jahren) jeweils in der deutschen Fassung zu sehen.
Begleitprogramm
Zum Auftakt präsentiert Afroton-Kulturprojekte am Samstag, 25. Januar, das Eröffnungskonzert mit Ntjam Rosie (Kamerun) in der Brotfabrik. Am Sonntag, 9. Februar, lädt Afroton Groß und Klein zum Kinderfest mit ADESA (Ghana) ein. Am Samstag, 22. Februar, veranstalten Black Power und Hands Off Africa einen antikolonialen Stadtrundgang durch Frankfurt. Das Abschlusskonzert mit der Harmony’s Brass Band (Benin) findet am Abend des 22. Februar bei Afroton statt.
Mehr Infos auf www.africa-alive-festival.de.
Foto:
Filmstill aus THE VILLAGE NEXT TO PARADISE (Somalia/Frankreich/Österreich/Deutschland 2024. R: Mo Harawe)