Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. Januar 2025, Teil 14
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es gibt zwei Themen, über die Filme zwar wunderbare Bilder bringen können, wo aber Worte, diese Bilder zu beschreiben, einem dürftig vorkommen. So geht es mir jeweils, wenn es um Wasser geht, ob reißende Bäche, gewaltige Ozeane, Tiefseetauchen, Surfen – und in gleichem Maße, wenn es um Licht geht, die Phänomene von Licht, für deren Anblick man nur einen geringen Wortschatz hat. Um’s Sehen geht es und darum sind Filme über Wasser und Licht als Sehphänomene per se ein Ereignis. Allerdings lehrt mich der Filmemacher Thomas Riedelsheimer, daß es noch mindestens zwei weitere Phänomene gibt, denen die Worte fehlen. Zu beiden hat er auch schon Filme gemacht: über die ZEIT und über den KLANG. Und alles zusammen führt zu Filmen auf der Leinwand.
Da haben wir also einen, der nicht gerne viele Worte macht, sondern etwas zeigen will. Weil ihn nicht allein die künstlerische Seite, also die Verwendung von Licht interessiert, sondern die Phänomene zu erklären, hat er sich für diesen Film Wissenschaftler und Künstler ins Boot geholt. Die haben wir in Teil 12 kurz, präzise und doch insgesamt ausführlich zu Wort kommen lassen, so daß wir uns hier kurz fassen, auch weil wir es nicht besser erklären könnten. Wir können im Kinosessel nur staunen und uns freuen und eigentlich hat man nach so einem Film eher das Bedürfnis, anderen weiterzusagen, hingehen, anschauen, als zu erklären, was man gesehen hat und wie das war oder hätte sein können.
Persönlich geben mir künstlerischer Umgang mit Licht immer mehr, weil es optische Phänomene sind, so wie Sonnenuntergänge per se faszinierend sind und Sonnenaufgänge auch, Nebel, Dämmerung, Farben vor allem, oder ein einzelner Wassertropfen, in dem sich eine Person spiegelt, zum Beispiel. Aber ich sehe ein, daß man auch physikalische Forschung und wie hier quantenphysikalische Forschung betreiben muß, nur bin ich nicht in der Lage, dies wiederzugeben. Anders als die Arbeiten, die von den Forschenden der Glasgower Extreme Light Group (Prof. Daniele Faccio) und vom Max-Planck-Institut inspiriert sind und im Film vorgestellt werden. Daß Riedelsheimer einen Vorgänger im eigenen Film im Bild zu Wort kommen läßt, ist wichtig und richtig, denn Anthony McCalls hat schon 1973 in seinem Experimentalfilm LINE DESCRIBING A CONE gezeigt, worauf es beim Schauen ankommt: auf das Wesentliche.
Julie Brooks, die im Vorartikel ebenfalls ausführlich zu Wort kommt, hat es Riedelsheimer angetan, vielleicht weil ihr Vorhaben, mit Steinhütten Sonnenlicht einzufangen oder Feuer im Meer versinken zu lassen, etwas Spielerisches hat und einfach optische Reize bringt, die man aus dem Alltag nicht kennt.
So könnte man jetzt weitere Lichtphänomene nennen, die Künstler in ihre Arbeiten einarbeiten, bzw. diese zum Ausgangspunkt bringen. Aber, obwohl man gutwillig sehr lange zuschaut, Wissenschaft und Kunst gerne noch stärker aufeinandertreffend erleben will, die Filmmusik passend und den Filmemacher sehr sympathisch findet, bleibt ein Rest Unbehagen, denn außer zu schauen, bleibt wenig hängen. DIE MAGIE des Lichts, da wäre doch noch mehr – oder genauso umgekehrt: weniger ginge auch, dann aber eindeutig.
Die Zuschauer waren’s zufrieden. Thomas Riedelsheimer durfte mit den Anwesenden und dann vor allem mit deren Beteiligung am Gespräch über den Film sehr sehr zufrieden sein.
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Vorpremiere am Montag, 13, Januar