Redaktion
Berlin Weltexpresso) – KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS ist 2017 sehr erfolgreich in den Kinos gelaufen. Wann haben Sie angefangen an eine Fortsetzung zu denken?
Eigentlich schon auf der Kino-Tour zum ersten Teil. Da haben uns die Leute immer als erstes begeistert gefragt, wann der nächste Teil kommt. Schließlich zitieren wir zwei großartige Agenten-Serien: „Das Unsichtbare Visier“, der ostdeutschen Agentenserie, die ein großer Hit aus den DEFA-Studios war, und natürlich „James Bond. Da lag die Frage, ob die KUNDSCHAFTER DES FRIEDENS ebenfalls in Serie gehen, nahe.
Es hat dann aber ein paar Jahre gedauert, bis wir eine zündende Idee hatten, mit der wir in die nächste Runde gehen wollten. Und dann kam Corona und als Michael Gwisdek starb, waren wir erstmal recht unsicher, wie und ob es überhaupt weitergehen könnte. Aber dann hat Henry Hübchen gesagt, wir sollen mal bald drehen, weil der Regisseur sonst zu alt wird.
Haben die drei Schauspieler aus Teil 1 sofort zugesagt? Und wie sind Katharina Thalbach und Corinna Harfouch zum Kundschafter-Team gestoßen?
Es hat uns natürlich erschüttert, als Michael Gwisdek gestorben ist. Ein genialer Komiker, der einen gleichzeitig zu Tränen rühren konnte. Außerdem war er ein wahnsinnig witziger Counterpart zu Henry Hübchen. Auch hinter der Kamera war legendär, wie die beiden sich über Slapstik und Humor miteinander streiten und in Rage reden konnten. Auch wenn ich das nicht immer genießen konnte, wenn die aufeinander los gegangen sind und ich drehen wollte, war es schwer vorstellbar ohne Micha weiterzumachen. Erst mit der Idee Katharina Thalbach als geniale Ost-Ingenieurin neu zum Team dazuzuholen, hatte ich das Gefühl, dass wir Micha nicht einfach neu besetzen, sondern diese wichtige Figur auf eine ganz andere Weise weiter erzählen und neu interpretieren. Für uns ist die Beerdigung am Anfang des Filmes im übertragenen Sinne auch ein Gedenken an Michael Gwisdek und es war Katharinas Idee, dass sie, wenn sie mit den anderen beim Leichenschmaus anstößt, sagt: „Und auf Jacky, den UNERSETZLICHEN.“
Alle hatten ansonsten große Lust wieder dabei zu sein. Winfried Glatzeder ist sogar ein paar Mal mit dem Mofa bei mir zu Hause vorbeigekommen, um zu fragen, wann es endlich weitergeht. Henry hat gesagt, dass ihnen eben in ihrem Alter oft nur noch Rollen von verrückten Großeltern, Demenzkranken oder Sterbenden angeboten werden und es da natürlich sehr viel mehr Spaß macht, einen Abenteuer- und Agentenfilm zu spielen!
Mit Corinna Harfouch habe ich vorher ihren ersten Tatort als Kommissarin gedreht und sie war sofort sehr begeistert und berührt davon, in einem weiteren Kundschafter-Teil mitzuspielen. Sie war ja früher mit Michael verheiratet und hatte, da die beiden sich stets verbunden geblieben waren, am Rande schon viel mitbekommen von dem ersten Dreh. Dass Ihr die Rolle der Helene gleich so gut gefallen hat, hat mich besonders glücklich gemacht.
Wie war die Reaktion des Teams auf die Fortsetzung? Gab es Begeisterung für die Rückkehr der Charaktere und die Entwicklung der Geschichte?
Ich muss sagen, dass ich das noch nie so erlebt habe. Wenn es darum ging Locations zu suchen oder auch Team, hatten viele den Film in sehr guter Erinnerung. Es ist mehrere Male vorgekommen, dass wir einen Ort besichtigt haben und wenn die Leute gehört haben, dass wir einen weiteren Kundschafter-Teil drehen, waren sie ganz aus dem Häuschen. Der Film hat viele positive Gefühle ausgelöst.
Es ist vor allem den Produzenten Matthias Miegel und Andreas Banz zu verdanken, dass sie gesagt haben, egal ob wir jetzt das riesige Budget haben oder nicht, wir wollen die Chance noch mal nutzen, mit diesem tollen Ensemble unsere Geschichte fortzusetzten. Das war dann auch der Geist, in dem das ganze Team an diesem Film gearbeitet hat.
Gab es besondere Szenen oder Momente während der Dreharbeiten, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind? Wie war es mit diesem Ensemble zu arbeiten?
Es ist für mich insgesamt ein großes Abenteuer mit diesen Schauspiel-Ikonen zusammenzuarbeiten. Sie haben nicht nur mir, sondern dem ganzen Team viel gegeben. Auch wenn es manchmal zu Konflikten kam. Ich liebe es, von diesen alten Geschichten, Kämpfen und Anekdoten zu hören, die alle auf sehr unterhaltsame Weise unentwegt erzählen. Sie sind ja alle in der DDR durch das Theater und den DEFA-Film geprägt worden. Ihre Geschichten miteinander gehen lange zurück. In ihren Biografien spiegelt sich unglaublich viel deutsch-deutsche Geschichte wider: Katharina Thalbach, die schon 1976, nach ihrem Protest gegen die Ausbürgerung Biermanns, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Thomas Brasch in den Westen ging. Winfried Glatzeder, der wahrscheinlich größte Filmstar, den die DDR je hatte, Henry Hübchen, der eigentlich erst nach der Wende zu einem großen gesamt-deutschen Star geworden ist, auch durch das Theater von Frank Castorf. Das sind alles sehr besondere und starke Charaktere, auch mit Brüchen in ihren Biografien und das hat uns auch beim Schreiben der Film-Charaktere inspiriert. Die Parallelen zu den alternden Geheimagenten, die ja auch einst Meister ihres Fachs in der DDR waren, sind natürlich offensichtlich.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Handlung nach Kuba zu verlegen?
Kuba als sozialistischer Sehnsuchtsort und gleichzeitig als fester Topos vieler Agentenfilme war von Anfang an spannend für ein neues Abenteuer der Kundschafter.
Meine Schwiegermutter war Übersetzerin in der DDR und sie hat ein altes Foto gemeinsam mit Fidel Castro und das war so ein Ausgangspunkt für mich. Sie hat viel von ihrer Kuba-Reise in den frühen 80er Jahren erzählt und was das für eine Faszination für sie damals hatte. Davon haben auch alle Schauspieler*innen berichtet, dass es eben der „coole“ Sozialismus war. Nicht so wie diese spießige DDR, sondern man das Gefühl hatte, dort ist das echte Leben. Und auch diese Verehrung von Fidel Castro, der ja später zu einem greisen Diktator geworden ist, fand ich spannend. Castro und Ché waren wie Popstars. Bei einer Publikums Testvorführung, haben ganz viele Zuschauer erzählt, wie sie an der Straße gestanden haben, als Castro die DDR besucht hat, an den Besuch konnte sich jeder erinnern.
Für unsere Helden ist Kuba auch DER Sehnsuchtsort. Sie stellen sich vor, dass im vielleicht letzten sozialistischen Land tatsächlich alles noch wie früher ist und auch ihre einstigen Leistungen, die in Deutschland nichts mehr wert sind, doch noch anerkannt werden. Diese Hoffnung erweist sich leider als völliger Irrtum: Das sozialistische Erbe ist nur noch eine Touristenattraktion und im Land herrscht Korruption und Profitgier und jeder ist sich selbst der nächste. Und das verletzt unsere Kundschafter natürlich zutiefst und fordert nochmal allen Widerstand.
Wie war die Entwicklung des Drehbuchs? Inwieweit basiert die Geschichte des Films auf realen historischen Ereignissen?
Wir beginnen den Film mit dem Besuch von Fildel Castro in der DDR im Juni 1972. Der hat tatsächlich stattgefunden. Er hat auch Rostock besucht, wie wir am Anfang sehen können und hat der DDR im Roten Rathaus die „Thälmann Island“ geschenkt, eine kleine Landzunge, auf der dann später auch eine große Thälmann-Büste aufgestellt wurde. Der Sänger Frank Schöbel hat sogar einen Song über „Die weiße Insel im Golf von Cazones“ gesungen und dazu dort eine Art Musikvideo gedreht. Einige Witzbolde haben vor ein paar Jahren darauf hingewiesen, dass die BRD ja der Rechtsnachfolger der DDR sei und diese Insel somit heute ein 17. Bundesland wäre. So bin ich auf die Geschichte gestoßen.
Auch bei anderen Details haben wir uns bedient, der Marsch auf Havanna, die Hotels in Varadero, die tatsächlich dem kubanischen Geheimdienst zur Devisenbeschaffung dienen und das Revolutionsmuseum im ehemaligen Präsidentenpalast. Wir sind mit diesen historischen Gegebenheiten aber sehr frei umgegangen. Es ging uns nicht darum etwas über die realen Lebensverhältnisse auf Kuba zu erzählen, die sind sehr schwierig. Die Versorgungslage ist schlecht und die meisten Filmschaffenden sind wegen der repressiven Politik aus dem Land geflüchtet.
Mir ging es um das exotische märchenhafte Bild von Kuba, das wir aus Agentenfilmen kennen. Musik, Oldtimer, Palmen! Die erste Szene in Kuba, wenn die Kundschafter über den Malecon gehen, haben wir beispielsweise so genau wie möglich aus dem James Bond Film „Die Another Day“ („Stirb an einem anderen Tag“ mit Pierce Brosnan) nachgedreht. (Und diese Szene wurde schon nicht auf Kuba, sondern in Cadiz gedreht.) Wir versuchen Kuba so zu zeigen, wie unsere Kundschafter*innen Kuba am Anfang wahrnehmen. Da sind sie aus dem trüben Seniorenalltag in Deutschland plötzlich im sonnig bunten Kuba und wieder groß im Geschäft, fühlen sich selbst wieder wie in einem James Bond Film.
Da Sie nicht auf Kuba gedreht haben: Welche Drehorte haben Sie für den Film ausgewählt und warum haben Sie sich gerade für diese Orte entschieden?
Wir haben auf Gran Canaria, Fuerteventura, in Altenburg in Thüringen und in Berlin gedreht. Auf den Kanaren natürlich vor allem die Außenszenen von Kuba. Die Hauptstadt Las Palmas bot uns eine Menge Möglichkeiten und es gibt dort auch schon viel Erfahrung darin Kuba darzustellen, weil auch viele Exilkubaner dort leben. Jennifer Lopez hatte dort z.B. vor einiger Zeit „The Mother“ gedreht in dem es auch eine Motorradverfolgungsjagt durch Kuba gibt, allerdings hatten die natürlich andere Mittel zur Verfügung. Wir konnten nur eine Fahrradrikscha verwenden, die auch von ihr in einer Aktionsszene umgefahren wurde. Schwierig war es einen weißen Sandstrand mit Palmen zu finden für die Thälmann-Insel. Es gibt nur einen einzigen solchen Strand auf Fuerteventura und da sind viele Kitesurfer unterwegs und es stehen Hotels drum herum. Da mussten wir unsere Bilder sehr genau wählen, um den Eindruck zu erwecken, dass es sich um eine einsame unberührte Insel handelt.
Welche Abteilungen oder Gewerke hinter den Kulissen haben aus Ihrer Sicht besonders zum Gelingen des Films beigetragen und verdienen besondere Erwähnung?
Vor allem die Szenografinnen Jenny Rösler und Dorothee Bodelschwingh sowie der Kameramann Henner Besuch haben dazu beigetragen, trotz unserer sehr begrenzten Mittel, mit ganz viel Herz und Engagement diese Agentenfilm-Welt zu erschaffen.
Zu dem Gefühl in Kuba zu sein, tragen ja nicht nur die Außenaufnahmen in Gran Canaria bei, sondern vor allem auch die Innenaufnahmen, die wir in Altenburg in Thüringen gedreht haben. Wir haben uns kurzerhand dazu entschlossen, dass der Thüringische Barock auch als Kolonialer Klassizismus durchgehen kann. In einer verlassenen Barock-Villa haben wir beispielsweise die Innenräume von Helenes Villa, den Kubanischen Friseur und die DDR-Botschaft in Havanna gedreht. Außerdem haben wir im Stadtschloss von Altenburg das Revolutionsmuseum (Museo de la Revolución) von Havanna gedreht. Das ist dort im ehemaligen Präsidentenpalast untergebracht und da kommen wir, auch wenn man das nicht erwartet, ziemlich nahe an das Original heran. Die Touristen, die in den großen Tanzsaal im Altenburger Residenzschloss geführt wurden, haben nicht schlecht gestaunt, als sie plötzlich in einer Revolutionsausstellung mit der Hütte von Fidel Castro standen!
Gab es bestimmte Requisiten, auf die Sie besonderen Wert gelegt haben, um das Setting authentisch zu gestalten? Haben Sie vielleicht ein persönliches Lieblingsstück unter den Requisiten?
Auch das war natürlich eine schöne Spielwiese, um zum einen Agentenfilme zu zitieren und zum anderen damit zu spielen, dass die große Zeit unserer Helden doch schon etwas zurückliegt. Besonders der Goldene Colt, der ja aus einem Zigarettenetui, einem Feuerzeug und einem Kugelschreiber zusammengebaut ist, war so eine tolle Arbeit unseres Requisiteurs Sascha Strutz und ist gleichzeitig ein wesentliches Element der Geschichte. Bei ihrem legendären Einsatz in der Vergangenheit, haben sie die dem CIA abgenommen und ihr Mentor hat diese zusammenbaubare Waffe als Symbol für ihre Zusammenarbeit interpretiert: „Größer als die Summe der einzelnen Teile“. Am Ende rettet diese Waffe dann allen das Leben und führt sie auch wieder zusammen. Diese Waffe ist wiederum ein Nachbau aus dem James Bond Film „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ von 1974, aus dem auch Helene und Falk in ihrer Liebeszene zitieren.
Woher stammen die Requisiten, und wie haben Sie sichergestellt, dass diese zum historischen Kontext des Films passen?
Es hat uns auch Spaß gemacht, einige Requisiten aus der DDR einzubauen und mit ihnen zu spielen. Dass beispielsweise die MZ TS250 aus der DDR-Museum in Havanna, dann noch mal mit dem „Blauen Würger“ betankt wird, hat schon bei den ersten Vorführungen für Begeisterung gesorgt. Ich glaube das Schöne ist, dass wir diese Requisiten eben durchaus ironisch und von heute aus gesehen eingesetzt haben, und nicht in einem Historienfilm über die DDR. Uns war aber klar, dass wir da korrekt sein müssen, damit sich die Komik richtig entfalten kann. Also nicht irgendein historisches Motorrad nehmen können. Wir haben dann mit einigem Aufwand einen Sammler auf Gran Canaria ausfindig gemacht, der tatsächlich eine funktionierende original MZ mit Beiwagen hatte!
Welche Rolle spielt die Musik im Film, und warum haben Sie sich für die spezielle Filmmusik entschieden? Gab es musikalische Inspirationen aus der Zeit der DDR?
Auch in dem zweiten Teil haben wir wieder zwei Stücke aus „Das unsichtbare Visier“ verwendet, die wir auch im ersten Teil hatten. Das war schon auf der Kino-Tour damals so erstaunlich, dass alle älteren Zuschauer aus dem Osten das sofort erkannt haben, weil die Agentenserie mit Armin Müller-Stahl, als eine Art „Ost-James Bond“ so beliebt war.
Aber auch die neu komponierte Filmmusik von Uwe Bossenz und Anton Feist ist sensationell und schafft alte klassische Agentenfilmmusik zu zitieren, sie aber zugleich auch neu zu interpretieren. Außerdem ist es ihnen gelungen, den Einfluss der kubanischen Musik mit in das Musikkonzept aufzunehmen. Sie haben auch die spanisch kubanischen Songs, die im Film gesungen werden, selbst geschrieben und arrangiert. Das trägt wesentlich zu der tollen Stimmung des Filmes bei. Das am Ende dann auch noch mal alle zusammen singen, ist ein Highlight und hat den Schauspielern viel Spaß bereitet.
Welchen Bezug haben Sie persönlich zur DDR und den Themen des Films? Hat diese Verbindung Ihre Arbeit an der Fortsetzung beeinflusst?
Ich selbst bin in West-Berlin geboren. Die Wende habe ich mit Fünfzehn erlebt und das war für mich ein sehr einschneidendes Erlebnis, dass da plötzlich eine neue Welt vor meiner Haustür aufgegangen ist. Das wird meistens nur aus Ost-Sicht beschrieben, aber auch für mich war das absolut faszinierend und hatte großen Einfluss auf meine Biografie. Heute wohne ich in Pankow und bin mit einer Ostberlinerin verheiratet und es ist interessant, wie dieses Thema bis ins Alltägliche hinein immer noch eine Rolle spielt. Wir merken immer wieder, dass wir zwar in der gleichen Stadt, aber in zwei verschiedenen Ländern aufgewachsen sind.
Gerade jetzt gibt es eine neue Welle der Auseinandersetzung mit der Frage, wie gut oder schlecht wir zusammengewachsen sind. Und dieses Gefühl, mit den eigenen Lebenserfahrungen keinen richtigen Platz in der Bundesrepublik zu haben, das ist ein großes Thema unserer Geheimagenten. Ich glaube, dass gerade ein Unterhaltungsfilm sehr gut geeignet ist, über diese Gefühle zu sprechen. Ich habe das schon bei der Kino-Tour zum ersten Teil gespürt, wie befreiend das oft war gemeinsam zu lachen und diese Ostbezüge zwar zu verstehen, sie aber wiederum auch nicht ganz so ernst zu nehmen.
Wir haben auch auf das Betreiben von Katharina Thalbach hin noch eine Szene nach der Beerdigung von Fuchs improvisiert, die nicht in den Film gekommen ist. Helene und Tamara singen gemeinsam die deutsche Nationalhymne, aber mit dem Text von Bertolt Brecht, den Corinna Harfouch und Katharina Thalbach perfekt drauf haben. Und da ist mir auch wieder klar geworden, wie einfach es hätte sein können, wie so eine Zusammenführung gezeigt hätte, hier vereinigen sich wirklich zwei Länder und es schließt sich nicht das eine dem anderen einfach an.
Inwiefern unterscheidet sich der Stil von Kundschafter des Friedens 2 von dem ersten Teil? Haben sich Tonalität oder Erzählweise verändert, und wenn ja, warum?
Wir haben natürlich versucht in der gleichen Tonalität zu erzählen, aber trotzdem etwas tiefer und emotionaler an unsere Figuren heranzukommen, ohne an Action und Spaß zu verlieren. Es geht um universellere Themen, wie das Altern, den Wert von Lebenserfahrungen, wie man die Zeit des letzten Lebensabschnitts eigentlich verbringen möchte: Während es Falks Sehnsucht ist, immer noch als James Bond unterwegs zu sein und Abenteuer zu erleben, wollen die anderen eher ihren verdienten Ruhestand genießen. Tamara wiederum, die zunächst vor allem den Sozialismus wieder haben will, wird noch mal eine schöne Liebe mit einem West-Linken geschenkt. Harry merkt erst hier im Alter, dass er zwar dieses von allen beneidete Draufgänger Image hatte, dass er sich darin aber gar nicht wohl gefühlt hat.
Das finde ich eben das Schöne an unserem Kosmos, dass sich hierbei die Biografien der Schauspieler*innen, der Zauber des Kinos, die Fragen nach dem Altern, der eigenen Rolle im Leben und der ganze Verlauf der Ost-West-Geschichte auf eine verrückte Art miteinander vermischen.
Welche Botschaft möchten Sie dem Publikum mit dem Film vermitteln? Gibt es bestimmte Themen oder Werte, die besonders im Vordergrund stehen?
Grundsätzlich hoffe ich, dass der Film ein großer Spaß ist und einen ein bisschen in eine fremde Welt entführt. Was auch früher James Bond-Filme gemacht haben und wofür das klassische Kino nun mal da ist. An verschiedenen Orten der Welt in unterschiedlichen Identitäten unterwegs sein zu können, das macht die Faszination des Agentengenres aus.
Aber ich finde, dass der Film dabei auch die Botschaft vermittelt, dass jeder mit seinen Lebenserfahrungen einen Wert hat, dass es sich lohnt im Team zu arbeiten und, dass man in jedem Alter noch mal richtig loslegen kann! Und ein bisschen hoffe ich, dass der Film ein versöhnlicher Blick auf die deutsch-deutsche Annährung ist und dazu anregt, mit etwas Humor auf die gemeinsamen Erfahrungen und Erinnerungen zu schauen.
Gibt es Pläne für weitere Fortsetzungen oder verwandte Projekte, die aus Kundschafter des Friedens hervorgehen könnten? Ist die Welt der "Kundschafter" noch weiter ausbaufähig?
Von dieser Truppe könnte man ewig weiter erzählen. Wir haben schon viele Witze darüber gemacht, dass der nächste Teil dann wahrscheinlich in einem Seniorenheim für ausrangierte Geheimagenten spielen müsste. Also Ideen haben wir, wenn der zweite Teil gut läuft. Aber der nächste Film kann auf jeden Fall nicht wieder sieben Jahre auf sich warten lassen!
Der Begriff "Kundschafter" hat eine ganz eigene Bedeutung. Sie haben auch Ihre Firma so benannt. Kann man daraus ablesen, dass Sie die „Kundschafter des Friedens“ auch noch einmal in ein Abenteuer schicken würden?
Als Firma hat uns einfach dieses etwas altmodische Wort fasziniert, das nicht nur in der DDR für Geheimagenten verwendet wurde, sondern auch schon früher für Indigene Späher. Im Grunde drückt das sehr schön aus, was wir als Filmemacher tun: Dinge auskundschaften, genau hinsehen, verstehen und dann an das Publikum weiter erzählen - dabei kann es natürlich passieren, dass so ein Kundschafter seine Erzählung ein bisschen ausschmückt und was dazu erfindet…
Für wen haben Sie die „Kundschafter des Friedens 2“ gemacht? Und was wünschen Sie sich für den Kinostart des neuen Kundschafter-Abenteuers?
Ich glaube, der zweite Teil wird allen Zuschauern des ersten Teils mindestens genauso einen Spaß machen, wie der erste. Besondere Freude werden diejenigen haben, die die vielen Anspielungen auf Agentenfilme und das eine oder andere Accessoire aus dem Osten erkennen, aber ich glaube, dass es uns diesmal noch besser als im ersten Teil gelungen ist, einen Film zu machen, der ein west- und ostdeutsches Publikum gleichermaßen begeistern kann.
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Foto:
©Verleih
Info:
Jochen Falk Henry Hübchen
Tamara Katharina Thalbach
Helene Corinna Harfouch
Locke Thomas Thieme
Harry Winfried Glatzeder
Soler Alberto Ruano
Lucia Lynne Ann Williams
Klaus Rainer Reiners
Pedro Francisco de Solar
Tamara (jung) Nellie Thalbach
Harry (jung) Amin Bahmeed
STAB
Regie Robert Thalheim
Drehbuch Peer Klehmet, Robert Thalheim
Abdruck aus dem Presseheft