IMG 4302 Kopie75 Jahre Berlinale Teil 1

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - Am Donnerstagabend  in der nächsten Woche beginnt die 75. Berlinale, wir wollen bis dahin einige Streiflichter auf ihre umfangreiche Geschichte werfen. Überall in der Stadt hängen bereits Berlinale Plakate, eine Tageszeitung verteilte das Programm, das mittlerweile auch gedruckt und digital vorliegt. 

Im Moment ist der Potsdamer Platz im Zentrum Berlins aber noch eine Baustelle für die Filmfestspiele, die Absperrungen und Überdachungen fehlen, der rote Teppich ist noch nicht verlegt und auch die leuchtenden roten Bären müssen befestigt werden. Vor dem Berlinale Palast wurde bereits die Halle HUB 75 aufgestellt, sie soll ein neues „Herzstück“ des Festivals werden und ist als Ort der Begegnung und des Austauschs gedacht, als „Plattform für den Dialog“, meinte die neue Berlinale-Leiterin Tricia Tuttel, übrigens die erste Frau in dieser Position. Hier finden täglich verschiedene Veranstaltungen für das Publikum und die Filmbranche statt.

Von Beginn an wurde und wird immer wieder gerne das Berliner Festival durch die selbst ernannten cineastischen Fachleute kritisiert: zu klein, zu groß, zu unüberschaubar, zu politisch, zu wenig oder zu viel Glamour, keine guten Filme, zu viele Leute… Im ständigen Vergleich mit den beiden anderen großen Festivals in Cannes oder Venedig wird jedoch immer wieder vergessen, dass die Berlinale das größte Publikumsfestival der Welt geworden ist. Bis zur Corona-Pandemie gab es 330.000 Besucher und dieser Zustrom wurde seit dem vorletzten Jahr wieder erreicht.

Das kommt nicht von ungefähr, denn das Festival findet mitten in der deutschen Hauptstadt und Millionenmetropole statt. Seit 2000 am Potsdamer Platz im riesigen Theater-Palast und dem kleineren Stage Bluemax Theater, in den 19 Sälen des Cinemax und anderen nahen Kinos. Die Venezianer kommen selten auf den Lido ins Kino und Cannes ist keine Weltstadt mit großem Publikum.

Und überhaupt sind dort auch die meisten Filme für einfache Besucher gar nicht zugänglich.

Anders in Berlin, hier können im Zentrum sämtliche Wettbewerbsfilme mit den eingeladenen Promis vom ganz normalen Berliner oder angereisten Publikum besucht werden. Auch in die vielen verstreuten großen Kinos und Hallen in der Stadt – vom Zoo-Palast bis zum Haus der Kulturen der Welt – kommen die Filmleute anderer Sektionen um ihre Werke vorzustellen. Und mit „Berlinale goes Kiez“ gibt es noch eine feine Besonderheit. An sieben Tagen werden ausgewählte Festivalfilme in einigen winzigen Programmkinos der Hauptstadtregion gezeigt, zu dem auch internationale Filmteams erscheinen.

Seit der Corona-Pandemie erfolgt der gesamte Verkauf der Eintrittskarten für das allgemeine Publikum nur noch digital. Vorbei die romantischen Zeiten, in denen die Filmfans vor den Ticketschaltern übernachteten (Foto von 2012), um ihre Wunschkarten zu bekommen…

060214 aj 02243 ORGInsgesamt werden 240 Filme, darunter 67 Kurzfilme, in rund 900 Vorstellungen gezeigt werden. Die Berlinale ist in sieben Sektionen unterteilt, darüber werde ich noch schreiben. Im Mittelpunkt steht zwar der Wettbewerb mit seiner internationalen Jury, hier konkurrieren 19 Werke um einen Gold- und sieben Silber-Bären. Doch auch für Kurzfilme, „Shorts“, und Kinder und Jugendfilme, „Generation“, werden Bären vergeben. Dazu kommen noch zahlreiche andere Preise des Publikums oder unabhängiger Jurys.
 
Zum Programm

Den Goldenen Ehrenbär für ihr Lebenswerk erhält in diesem Jahr die
Schauspielerin Tilda Swinton – natürlich in einer öffentlichen Veranstaltung (Foto).

Fortsetzung folgt

Fotos:
 ©  Hanswerner Kruse
Unten: Tilda Swinton © Archiv Berlinale

Quellen:
Berlinale-Archiv (Online)
Peter Cowie: Die Berlinale, Berlin 2010
Wikipedia