pf4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. Februar 2025, Teil 6


 

Was hat Sie an dieser Rolle fasziniert?


Das völlige Fehlen von Charakter bei Matthias, es ist das Fehlen eines Selbst auf eine Weise: Seine eigene Persönlichkeit verschwindet, indem er anderen Menschen dient, und dabei unterschiedliche falsche Persönlichkeiten erschafft.

 

Haben Sie die Rolle mit Bernhard besprochen, bevor Sie sie angenommen haben?

Ja, sehr ausführlich. Der Casting-Prozess war einer der herausforderndsten– ich habe nicht verstanden, wie ich den Zustand von Matthias zwischen „keine Gefühle“ und „keinen Zugang, keine Meinung“ gegenüber allem und jedem verkörpern soll. Sogar seine Freundin wird eine Art Klientin und der Kunde ist König. Bernhard und ich haben versucht, eine gemeinsame Basis zu finden, eine Sprache für die Persönlichkeit von Matthias, die ist ja wie eine weiße Leinwand. Mir ist mehr und mehr klar geworden, dass seine Persönlichkeit, inklusive seiner Gefühle und seiner Haltung, nach und nach abgedreht werden, oder betäubt, je nachdem wie man es betrachtet.

 

Was hat Ihnen an der Arbeit mit Bernhard gefallen?

Ich habe das Drehbuch geliebt. Bernhards Vision war auf einzigartige Weise umfassend und gleichzeitig sehr präzise. Ich fühlte, ich wollte in diesem Bild, auf dieser Leinwand sein, ohne zu wissen, wieviel Energie es brauchen wird, in diesem Zustand zu verharren, ohne Meinung.

 

Wie haben Sie sich auf die Rolle von Matthias vorbereitet?

Ein bedeutsamer Moment dabei, Mathias zu erschaffen beziehungsweise zu dechiffrieren, war der Film „Glücklich wie Lazzaro“ („Lazzaro felice“) von Alice Rohrwacher. Während eines Gesprächs mit Bernhard habe ich an die Hauptfigur dieses Films gedacht: Diese völlige Offenheit, die Neugier und die Abwesenheit jeglichen Urteils, die er verkörpert, hat meine persönliche Meinung über dieses Fehlen von Matthias‘ Persönlichkeit in etwas Positives, Leichteres verwandelt, denke ich. Ich habe mich auf diesen reinigenden Teil konzentriert. 

 


Albrecht Schuch – Matthias

Albrecht Schuch, geboren in Jena, besuchte von 2006 bis 2010 die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Seit 2001 ist Albrecht Schuch auf zahlreichen Theaterbühnen in Jena, Leipzig, Wien und Berlin gestanden. Sein Einstieg in Kino- und Fernsehproduktionen begann im Jahr 2002.

 Schuchs Darstellungen haben ihm bereits zahlreiche Preise eingebracht, darunter beim Deutschen Schauspielpreis in der Kategorie „Schauspieler in einer Nebenrolle“ für GLADBECK (2018) sowie die Auszeichnung in der Kategorie Schauspieler–Nebenrolle der Deutsche Akademie für Fernsehen für BAD BANKS. 2019 erhielt er den Deutschen Fernsehpreis als Bester Schauspieler und die Goldene Kamera für GLADBECK und KRUSO. Als Teil der Besetzung von SYSTEMSPRENGER gewann er den Silbernen Bären und den Alfred-Bauer-Preis bei der Berlinale.

 2020 spielte er die Hauptrolle in BERLIN ALEXANDERPLATZ sowie in der zweiten Staffel von BAD BANKS. Für seine Rollen in SYSTEMSPRENGER und BERLIN ALEXANDERPLATZ gewann er den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Beste männliche Hauptrolle und Beste männliche Nebenrolle. 2021 spielt er in Dominik Grafs FABIAN, Philipp Stölzls SCHACHNOVELLE und Andreas Kleinerts LIEBER THOMAS, für den er den Deutschen Filmpreis für die Beste männliche Hauptrolle erhielt.

 Schuch war 2021 „European Shooting Star“ und erhielt beim Film Festival Cologne den International Actors Award. 2022 spielte er in der Serie FUNERAL FOR A DOG (SKY), Thomas Stubers Drama DIE STILLEN TRABANTEN und Edward Bergers Netflix-Film IM WESTEN NICHTS NEUES (2023), mit dem er einen weiteren Deutschen Filmpreis für die Beste männliche Nebenrolle erhielt, der Film wurde neunfach Oscar-nominiert und hat 4 Oscars gewonnen. Für diese Rolle wurde er ebenfalls für den British Academy Film Award (BAFTA) nominiert.