Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. Februar 2025, Teil 7
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn es diese Agentur noch nicht gäbe, müßte man sie erfinden. Allerdings gibt es keinen Schauspieler weit und breit, der für diese Rolle so geeignet ist wie Albrecht Schuch, der Meister in der Aneignung von Charakteren, wobei seine besondere Spezialität die körperliche Anverwandlung ist, in denen das so unterschiedlichen männliche Filmpersonal agiert. Matthias (Albrecht Schuch) hat zusammen mit einem Freund in Wien eine Agentur gegründet, die nichtssagend ‚My Companion‘ heißt und sicherstellt, daß jede Frau, jeden Alters, jeder Nationalität, jedes Aussehens, die für einen gesellschaftlichen Anlaß einen Begleiter braucht, der der Sohn, der Liebhaber, der Ehemann, der Enkel usw. sein kann, diesen bekommt. Das ist noch nicht alles. Frau kann ihn auch buchen, um mit ihm Ehestreitigkeiten so vorzubereiten, daß frau nicht immer der Verlierer ist, besser: die Verliererin.
Was wir hier umständlich erklären, dauert im Film Sekunden, wenn wir nämlich den gesellschaftlichen Schliff erkennen, der Matthias eigen ist und für den er auch teuer bezahlt wird. Die Agentur läuft hervorragend. Matthias wohnt mit Frau in einem sterilen, aber teuren modernen Haus. Ach so, muß man das extra dazu sagen. Selbstverständlich ist hier nichts Schmuddeliges dabei. Wenn Matthias die entsprechende Dame im geliehenen Luxusschlitten an deren Haustür absetzt, fährt er sofort weiter, denn seine Verpflichtung reicht nur bis zur Haustür. Unvergleichlich die Wandlungsfähigkeit dieses Matthias, wenn er beim Elternabend den väterlichen Piloten gibt, der eben dauernd unterwegs ist, schneidig und kompetent, genauso wie er über Kunst reden kann, er bereitet sich eben gut vor, er macht was aus seinem Beruf, ein wandlungsfähiger Mann, der überall gerne gesehen ist, weil er überall geschmeidig auf Übereinstimmung mit dem Gegebenen setzt.
So hätte es glückselig in der Zukunft weitergehen können, hätte nicht Ehefrau Sophia (Julia Franz Richter) genug von der Teflon-Eigenschaft ihres Mannes, der beruflich voller Eigenschaften, im Privatleben zum sinnbildlichen Mann ohne Eigenschaften geworden ist. Sie will ihn verlassen, aber tatsächlich ist alles Streben von Matthias seit jeher auf seine Frau gerichtet gewesen, ihretwegen betreibt er solchen Aufwand, ihretwegen ist ihm nichts zu blöde oder zu teuer, sie ist sein Lebensinhalt, ohne sie ist das Leben nichts wert. So einfach in der Sache und so schwierig im sie Wiederbekommen ist es. Auch hier braucht der Film nicht viele Worte, wir erkennen dieses Nichtssagende, was übrig bleibt, wenn Matthias aus seiner exquisiten jeweilige Rolle wieder herausschlüpft und er selber wird.
Dabei hatte Sophia einiges probiert, um aus ihrem Mann wieder ihren Mann zu machen. Die Anschaffung des Hundes gehört dazu, dieser Mann muß wieder echter Emotionen fähig werden, aber es nutzt nichts, es geht nicht. Sie haut ab und er baut ab. Und wie das im Leben so ist, hat er auf einmal auch beruflich Probleme. Wir waren dabei, als er der Ehefrau Vera (Maria Hofstätter) Nachhilfe im Diskutieren und eine Position zu erklären und durchzusetzen gab. Regelrechte Rollenspiele hat er mit ihr durchgeführt und diese Szenen sind so gelungen, daß sie noch lange im Gedächtnis bleiben. Denn die unterdrückte und ihren gescheiten Mann anbetende Ehefrau lernt und lernt und lernt es so gut, ihrem Mann Paroli zu geben, daß sie schließlich ihm grundsätzlich Paroli gibt, ihn verläßt und darüber regelrecht aufblüht. Sie ist nicht wiederzuerkennen, als Matthias sie trifft. Worauf er nicht vorbereitet war, ist, daß der verlassene Ehemann Schadensersatz fordert, er will seine devote Ehefrau wiederhaben und deshalb Matthias verklagen. Überhaupt läuft für diesen alles schief.
Aber auf der Leinwand bringt solches Versagen ja gerade Vergnügen und so wundert man sich, wie gut das alles gelingt, weil man den Regisseur nicht kennt, von ihm aber gehört hat, daß dies sein Debüt als Regisseur ist, er aber wie ein Erfahrener die Pointen setzt. Natürlich steht der Sprachwitz vornedran, aber es wird ja das ganze aufgeblasene Leben so vieler auf’s Korn genommen, aber nicht hämisch, sondern ironisierend und als Satire. Und vor allem wird Matthias auch eine Chance gegeben. Jetzt kommt es darauf an, ob er sie nutzt.
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