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Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Du hast wahrscheinlich viele Male Fotos von dir selbst aus unterschiedlichen Perioden deines Lebens gesehen. Wie fühlt es sich aber an, sich selbst auf der großen Leinwand zu sehen? Kam es dir jemals in den Sinn, dass du eines Tages die Protagonistin eines Films sein würdest?
Ich fühle mich nicht wie eine Filmheldin. Und es ist sicher nicht einfach. Ich bin immer noch erstaunt davon, wie ich es geschafft habe, wie besessen beinahe alles zu dokumentieren, was um mich herum und in mir geschehen ist. Ich versuche eine gewisse Distanz zu wahren, den Film als eine Art autobiografischer Fiktion zu betrachten, aber das funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad. Ich habe den Film bisher immer nur ohne Publikum gesehen. Ich bin neugierig, wie ihre Reaktionen mich emotional beeinflussen werden – ich hoffe, dass ich nicht davonlaufen werde.
Was überrascht dich im Nachhinein an deinen ältesten Fotos und daran, wie sie von Betrachter:innen heute wahrgenommen werden?
Ich habe immer daran geglaubt, dass alle Menschen grundlegend gleich sind. Und dieser Film beweist mir das noch einmal. Die Einstellungen ändern sich, die Inhalte unserer Seelen aber bleiben mehr oder weniger gleich. Ich bin zufrieden damit, wie die Filmschaffenden mit meinen Fotos umgegangen sind. Sie haben viele lange vergessene Momente ans Tageslicht geholt und sie in einen aktuellen Kontext integriert. Wenn mich etwas überrascht, dann ist es der unorthodoxe Blickwinkel, von dem ich mich habe von niemandem abbringen lassen. Und vielleicht ist es das, was mit einem Publikum heute räsoniert.
Machst du immer noch Fotos in Berlin, wo du einen Teil deines Lebens verbracht hast und beispielsweise den Fall der Berliner Mauer eingefangen hast? Hast du immer noch die Chance, einfach irgendwo zu sitzen und Fotos zu machen, wie du es früher getan hast?
Ich versuche es immer wieder. Und es ist immer eine Erfahrung. Berlin ist eine sehr angenehme und inspirierende Stadt. Ich finde immer wieder neue Orte oder neue Dinge an alten Orten. Meine neuesten Berlin-Fotos veröffentliche ich in meinem jüngsten Fotoband „Supersonico“. Der Titel kommt von einer Bar in Berlin, in die ich gerne gehe.
Foto:
©Verleih
Info:
Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte
ein Film von Klára Tasovská
Tschechien/Slowakei/Österreich 2024, 90 Minuten, tschechische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
Kinostart: 27. Februar 2025
FSK: 16
Stab
Regie Klára Tasovská
Drehbuch. Klára Tasovská & Alexander Kashcheev
Fotos & Tagebücher. Libuše Jarcovjáková
Schnitt. Alexander Kashcheev
Musik. Oliver Torr, Prokob Korb (badfocus) & Adam Matej
Sound Design. Alexander Kashcheev, Michaela Patríková
Tonmischung. Michaela Patríková
Dramaturgie. Viera Čákanyová & Eva Dvořáková
Koproduzenten. Jakub Viktorín & Ralph Wieser
Produzent:innen. Lukáš Kokeš, Klára Tasovská
Abdruck aus dem Presseheft