Free-TV Premiere in der Nacht von Montag, 3. auf Dienstag 4. März 2025 beim ZDF
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Marinette Pichon wird 1975 in der französischen Kleinstadt Bar-sur-Aube geboren und entwickelt schon im Vorschulalter eine große Leidenschaft für Fußball. In einer Zeit, in der es noch alles andere als selbstverständlich war, dass auch Mädchen kicken, kann sie ihre Liebe aber zunächst nur allein ausleben, bis ihre liebevolle Mutter (Émilie Dequenne) sie heimlich in einer Jungenmannschaft anmeldet. Wenn der Vater (Alban Lenoir) davon erführe, gäbe es zu Hause mächtigen Ärger, denn die Familie leidet unter den Gewaltexzessen des gewalttätigen Alkoholikers.
Engagiert gefördert von ihrem Trainer (Fred Testot) in Brienne-le-Château wird aus ihr im Teenagerinnenalter (Garance Marillier) eine extrem talentierte Spielerin. Jetzt gelingt es trotz aller Hindernisse dem talentierten Mädchen, größere Vereine auf sich aufmerksam zu machen. Nach einigen Jahren wird sie sogar in die französische Frauen-Nationalmannschaft berufen.
In ihrem Heimatland gibt es aber für Spielerinnen keine professionellen Rahmenbedingungen. Doch einige Jahre später schreibt Marinette Pichon nach diversen Erfolgen in der Heimat Sportgeschichte, denn sie erhält ein Angebot aus Philadelphia vom Frauenfußballklub Philadelphia Charge. Dadurch steht sie als erste Französin bei einem Profiteam in der damals weltweit führenden US-Frauen-Liga unter Vertrag. In dieser Profiliga für Frauenfußball erhält sie eine faire Bezahlung, außerdem kann sie sich dort endlich frei entfalten, sowohl sportlich als auch privat.
In Amerika avanciert Marinette Pichon schnell als Stürmerin zum wertvollsten Mitglied der Mannschaft und zur unangefochtenen Torschützenkönigin. Was als Flucht aus einer unglücklichen Jugend begann, verleiht ihr auch über den Sport hinaus das Selbstbewusstsein, mit ihrem Coming-out als homosexuelle Frau die gesellschaftlichen Schranken ihrer Zeit zu durchbrechen.
Doch der amerikanische Traum ist nicht von Dauer: Ihre erste wirkliche Beziehung mit Caroline (Alicia Wolf) entwickelt sich nach und nach zum Albtraum, und der Spielbetrieb der kompletten Liga wird bald wegen finanzieller Probleme eingestellt. Marinette kehrt nach Frankreich zurück, wo sie ihre erfolgreiche Karriere fortsetzt und sich für die Rechte der Fußballerinnen engagiert…
Das Biopic ″Marinette – Kämpferin. Fußballerin. Legende″ erzählt die reale Lebensgeschichte der 112-maligen französischen Fußballnationalspielerin Marinette Pichon. Sie gehört auch heute noch zu den erfolgreichsten Fußballerinnen Frankreichs. Als Stürmerin wurde sie mehrfach Torschützenkönigin der ersten französischen und der US-Liga und gewann mit dem Juvisy FCF eine Meisterschaft und einen Pokal. 2001 wurde sie zur Spielerin des Jahres in ihrem Heimatland gekürt. Auch ist die ehemalige Stürmerin mit 81 Treffern immer noch eine der erfolgreichsten Torschützinnen der französischen Nationalmannschaft.
Dabei verfolgt die Biografie von Regisseurin Virginie Verrier nach einem eigenen Drehbuch, das wiederum auf der Autobiografie von Marinette Pichon: Ne jamais lâcher beruht, Pichons Karriere vom lokalen französischen Fußballverein bis hin zur Nationalmannschaft und ihrem ersten Profivertrag in den USA. Dort wird sie als Frau im Fußball respektiert und kann daneben auch offen zu ihrer Homosexualität stehen.
Virginie Verrier beleuchtet in ihrem Film alle Facetten der Hauptfigur: Sie zeigt sowohl die erfolgreiche Sportkarriere mit Höhepunkten und Rückschlägen, als auch das nicht einfache Privatleben, inklusive der schweren Kindheit. Dabei verändert sich die Gewaltsituation zu Hause erst, nachdem Pichons Vater aufgrund einer Vergewaltigung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird. Dadurch begleitet sie das Thema Gewalt in ihrem gesamten bisherigen Leben – auch in ihren Beziehungen. In den USA führt Marinette ihre erste längere und öffentliche Beziehung mit einer Frau. Nach anfänglicher Verliebtheit verändert sich die Beziehung aber, da Pichons Partnerin Caroline beginnt, sich gewalttätig gegenüber Pichon zu verhalten.
Dadurch thematisiert die Regisseurin – wenn auch nur oberflächlich – Gewalt in Beziehungen zwischen Frauen und gibt damit einem medial selten beleuchteten Thema Raum.
Auch wenn Pichons Homosexualität nur beiläufig eingeführt wird, verheimlicht der Film aber nicht, dass Pichon aufgrund ihrer sexuellen Orientierung regelmäßig Diskriminierung erfährt und beispielsweise immer wieder bei Pressekonferenzen gefragt wird, ob sie lesbisch sei. Der Film deutet dadurch auch auf subtile Weise an, dass Queerness im Frauenfußball zwar keine Seltenheit ist, dies aber nicht bedeutet, dass es keine Homophobie in diesem Bereich gibt.
Neben dem persönlichen Schicksal möchte die Regisseurin aber auch auf die allgemeine Benachteiligung von Frauen im Fußball aufmerksam zu machen: Obwohl sich im Lauf der Zeit vieles an den Strukturen verbessert hat und internationale Turniere mittlerweile mediale Großereignisse sind, ist die Bezahlung immer noch schlecht. Es existieren auch heute noch nur in wenigen Ländern Profiligen für Frauen, die es den Spielerinnen ermöglichen, den Sport als Beruf auszuüben.
Insgesamt ist ″Marinette – Kämpferin. Fußballerin. Legende″ eine spannende Biografie, denn sie präsentiert eine packende Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, die von der Hauptdarstellerin Garance Marillier eindrucksvoll verkörpert wird. Es lohnt deshalb, sich das Biopic von Drehbuchautorin und Regisseurin Virginie Verrier über die französischen Fußballerin Marinette Pichon zu nächtlicher Zeit oder auch in der ZDF Mediathek anzusehen.
Foto 1: Marinette (Garance Marillier) wird in das französische Frauen-Nationalteam berufen © ZDF / Xavier Dolléans
Foto 2: Bei ihrer Präsentation in Philadelphia wird Marinette (Garance Marillier) frenetisch bejubelt © ZDF / Xavier Dolléans
Foto 3: In den USA geht Marinette (Garance Marillier, r.) eine Beziehung mit Caroline (Alicia Wolf, l.) ein. Allerdings ist ihre Partnerin extrem besitzergreifend © ZDF / Xavier Dolléans
Info:
Marinette – Kämpferin. Fußballerin. Legende (Frankreich 2023)
Originaltitel: Marinette
Genre: Biopic, Drama, Fußball, Homosexualität
Filmlänge: ca. 96 Min.
Regie: Virginie Verrier
Drehbuch: Virginie Verrier
Nach der Autobiografie von Marinette Pichon: Ne jamais lâcher, dt. Niemals aufgeben (2018)
Darsteller: Garance Marillier, Émilie Dequenne, Alban Lenoir, Fred Testot, Sylvie Testud, Caroline Proust, Alicia Wolf u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Marinette – Kämpferin. Fußballerin. Legende″ wird als Free-TV Premiere in der Nacht von Montag, 03. auf Dienstag 04.03.2025 um 02:20 Uhr beim ZDF gezeigt. Der Film ist auch in der ZDF Mediathek abrufbar.
