Bildschirmfoto 2025 04 10 um 21.20.22Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. April 2025, Teil 8

Paolo Sorrentino

Rom (Weltexpresso) –  PARTHENOPE, DIE MEERJUNGFRAU: Noch heute bezeichnet sich die Bevölkerung Neapels auf Italienisch gelegentlich als „Partenopei“ und alles Neapolitanische als „Partenopee“. In der Tat reicht der Ursprungsmythos bis zu Parthenope, einer geheimnisvollen Meerjungfrau und neben Leucosia und Ligea eine der drei Sirenen, die im Mittelmeer lebten. Noch unbenannt, erscheint sie als literarische Schöpfung des Dichters Homers im 12. Gesang der Odyssee. Im Altgriechischen bedeutet ihr Name „Jungfrau“.

Mit ihrer verführerischen Stimme lockte Parthenope Seeleute und Reisende an – um sie dann, sobald sie in ihrer Reichweite waren, zu töten. Auch der wissbegierige Odysseus wollte Parthenope singen hören. Da er sich nach jahrelanger Irrfahrt aber auf dem Rückweg zu seiner Frau und seinem Sohn befand und die Gefahr ahnte, bat er seine Mannschaft, deren Mitglieder sich die Ohren mit Wachs verschloss, ihn am Großmast festzubinden und ihn nicht freizulassen, auch wenn er während des Gesangs von Parthenope darum bettelte.

Weil sie Odysseus nicht mit ihrem Gesang verführen konnte, sprang Parthenope ins Meer und ertrank im heutigen Golf von Neapel. Ihr lebloser Körper wurde schließlich an die kleine Insel Megaride gespült, wo man sie bestattete und bald als Stadtgöttin verehrte. An ihrem Grabmal entstand ein Kult mit jährlichen Spenden und Opfergaben. Außerdem veranstalteten die Einwohner Neapels ihr zu Ehren einen jährlichen Fackellauf. Noch Napoleon gründete 1799 in Anlehnung an ihren Namen in Süditalien die „Parthenopäische Republik“.


LIEBEVOLLE SCHUTZPATRONIN

Homers Erzählung ist jedoch nicht die einzige, die Parthenope und Neapel in Verbindung bringt. Im frühen 20. Jahrhundert schuf die neapolitanische Schriftstellerin Matilde Serao ihre eigene Version. Bei ihr ist ist Parthenope ein griechisches Mädchen, das verzweifelt in den athenischen Helden Kimon verliebt war. Aber Parthenope war bereits einem anderen Mann versprochen. So flohen sie und Kimon aus Griechenland und erreichten den Golf von Neapel. Hier ließen sie sich nieder und begannen ihr gemeinsames Leben: Parthenope brachte zwölf Kinder zur Welt und wurde die Mutter aller Neapolitaner. Laut Serao ist Parthenope nie gestorben: Sie lebt ewig und steht schützend neben ihren Kindern und der Stadt, die sie bevölkern - Neapel.


PARTHENOPE UND VESUVIUS

Es gibt noch eine dritte, mythische Version der Gründung Neapels, in der eine weitere Ikone der Stadt, der Vesuv, ins Bild gerückt wird. Nur geht es hier nicht um den Vulkan, sondern um einen gleichnamigen Zentauren. Diese Version des Mythos, die im 19. Jahrhundert populär wurde, besagt, dass die Meerjungfrau Parthenope eines Tages auf dieses Fabelwesen traf. Die beiden verliebten sich sofort ineinander, auch dank des Engagaments von Eros, dem Gott der Liebe, der ihre Herzen mit seinen magischen Pfeilen durchbohrte. Die beiden waren glücklich, bis Zeus davon erfuhr. Der mächtige, launische Gott wollte Parthenope für sich selbst, und so entledigte er sich seines Rivalen Vesuvius und verwandelte ihn in ... einen Vulkan. So konnte ihn Parthenope weiterhin sehen, aber nicht mehr berühren. Verzweifelt vor Kummer und Schmerz brachte sich Parthenope durch einen Sprung ins Meer um. Danach deckt sich die Version mit Homer. Die Wellen brachten Parthenopes Körper an die Ufer des Isolotto di Megaride, wo er verschwand und zur Stadt Neapel wurde – am Fuß des Vesuv.

Foto:
©Verleih

Info:
Italien | Frankreich 2024
Originaltitel: PARTHENOPE
Laufzeit: 138 Minuten

BESETZUNG
Parthenope             Celeste Dalla Porta
Parthenope (älter)   Stefania Sandrelli
John Cheever         Gary Oldman
Devoto Marotta      Silvio Orlando
Greta Cool      Luisa Ranieri
Bischof          Peppe Lanzetta
Flora Malva     Isabella Ferrari
Maggie.          Silvia Degrandi
Sasa’.            Lorenzo Gleijeses
Raimondo      Daniele Rienzo
Sandrino        Dario Aito

STAB
Regie Paolo Sorrentino
Drehbuch Paolo Sorrentino

Abdruck aus dem Presseheft